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Zurück zur allgemeinen Übersicht der Friedhöfe
Zur Übersicht über die jüdischen
Friedhöfe im Oldenburger Land und in Ostfriesland
Wildeshausen (Landkreis
Oldenburg)
Jüdischer Friedhof
(die Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Martin J. Schmid,
Oldenburg)
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Wildeshausen
(interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Der jüdische Friedhof in Wildeshausen wird seit 1707 in Quellen erwähnt.
In diesem Jahr hatte Wolff Levi von der Stadt ein Stück unfruchtbares Land vor
den Stadttoren gekauft und dort sein verstorbenes Kind beigesetzt. Auf dem
Friedhof wurden in der Folgezeit die in Wildeshausen und Umgebung verstorbenen
Juden beigesetzt, insbesondere aus Harpstedt (Beisetzungen zwischen 1711 und
1907) und aus Kirchhatten (zuletzt 1888) und bis 1848 auch von den Juden aus
Delmenhorst, Ganderkesee und Berne. Zwischen den Juden dieser Orte bestanden
enge verwandtschaftliche Beziehungen
Während des Zweiten Weltkrieges wurden auf dem Friedhof mehrere
russische Kriegsgefangene beigesetzt. Ein Gedenkstein erinnert an sie mit der
Aufschrift: "Hier ruhen ausländische Kriegstote. 1939-1945. Den Toten
zur Ehre - den Lebenden zur Mahnung".
Nach 1945 wurde der in der NS-Zeit geschändete Friedhof wieder
hergerichtet. Es sind 86 Grabsteine aus den Jahren 1787 bis 1919 erhalten. Der
Friedhof hat eine Fläche von 29,30 ar. Er ist seit 1959 im Besitz des
Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen.
Zu Schändungen des Friedhofes kam es u.a. 1993 und am 30. Mai 1999 sowie
Ende August 2013 (siehe Pressebericht unten). Um die Pflege des
Friedhofes kümmerte sich bis 1953 die Stadt, um 1971 der Verein der Jungen
Briefmarkenfreunde, seit 1979 der Kreisjugendring. Größere
Instandsetzungsarbeiten wurden 1950, 1961, 1875 und 1999 durchgeführt..
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt an der Straße nach Neerstedt (Ecke Delmenhorster Straße
und Im Hagen) nördlich der Stadtmitte, rechts der
Hunte.
Link zu den Google-Maps
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)
Größere Kartenansicht
Fotos
(Fotos: Martin J. Schmid, Oldenburg; die Zahlen in eckigen Klammern beziehen sich auf
die Dokumentation des Friedhofes bei Töllner usw. s. Lit.)
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Das Eingangstor -
vom Friedhof aus |
Gedenkstein
mit Inschrift: "Dieser jüdische Friedhof wurde 1707
eingerichtet.
Die letzte Beerdigung fand hier 1938 statt. Eine jüdische Gemeinde gab es
nachweislich seit dem 14. Jahrhundert in Wildeshausen. Durch Tod und
Vertreibung während der NS-Zeit fand die ehemalige jüdische Gemeinde zu
Wildeshausen im Jahre 1940 ein trauriges Ende. Durch die Pflege dieser
letzten Ruhestätte ehrt die Stadt Wildeshausen das Andenken ihrer
ehemaligen jüdischen Mitbürger. Wildeshausen im November 1988.
Bürgerschaft Rat Verwaltung der Stadt
Wildeshausen". |
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Teilansichten des
Friedhofes |
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Teilansicht links
mit den Grabsteinen (von links): für Berta Heinemann geb. Meyer (1864-1923) [613 li.],
dahinter für Sally Schwabe (1853-1918) [618 re.], rechts davon für
Bernhard Heinemann (1889) [613 re.]
sowie für Julius Heinemann (1847-1916) [614 li.] |
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Unlesbare Grabsteine [646 re.
- 648 li.] |
Teilansicht |
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Grabstein für
Elieser Sohn
des Jehuda s.A. aus Delmenhors(t)
(gest. 1823) [634 re.]
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Grabstein
für Mosche Sohn
des Schmuel aus Wildeshausen" =
M. S. Weinberg (1786-1853) [634 li.]
mit Levitenkanne |
Grabstein
für Chana Tochter
des Mosche Awraham s.A. Delmenhorst"
(gest. 1815) [637 re.)
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Teilansicht [634] |
Grabsteine:
links für Hendel, Frau des
Leiw aus Harpstedt (gest. 1859) und
Gitel, Frau des Josef aus Harpstedt
(gest. 1846) [622 re. und 623 li.]
Dieses Foto
in hoher Auflösung. |
Levitenkanne
auf Grab des Meir
Sohn des Chajim s.A. Delmen(horst)
(gest. 1819) [636 re.] |
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Doppelgrabstein
für Jettche, Tochter des
Ari und Meir, Sohn des Chajim (beide
aus Delmenhorst und gest. 1819) [636] |
Grabstein für
Ascher Ben Schlomo
und seine Frau Jente Tochter des Mosche
(gest. 1872 / 1888) [642 li.] |
Grabstein für
Rechle Tochter
des Mordechai, Frau des Josef
aus Harpstedt (geb. 1840) [624 re.] |
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Grabstein des Heim
Goldschmidt
(1769-1855) [621 li.]
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Grabstein für
Gitel, Tochter des
Gumpele, Frau des Josef
aus Harpstedt (gest. 1846) [623 li.] |
Grabstein für
Josef Sohn des
Meir aus Harpstedt
(gest. 1833) [625 li.] |
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Grabstein für Awraham Sohn
des
Chajim Heinemann
(gest. 1884) [639 li.] |
Grabstein für
Baruch Mosche (gest. 1831) mit einer Hinweistafel: "Den Text
auf diesem Grabstein verfasste Samson Raphael Hirsch (1808-1888),
der
Begründer der modernen Orthodoxie im Judentum..." |
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Grabstein für
Rebecka Wax
geb. Aronsohn
aus Boston, gestorben auf einer
Besuchsreise bei ihrer Familie in
Wildeshausen 1867 [610] |
Gedenkstein für
die im
Zweiten Weltkrieg beigesetzten
russischen Kriegsgefangenen [614 re.] |
Gedenkstein für
die Opfer des Holocaust aus
den Familien De Haas, Heinemann, Herzberg,
De
Vries und Goldstein |
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Presseberichte zum Friedhof
Oktober 2010:
Erinnerung an Rabbiner Leo Trepps Engagement für
den jüdischen Friedhof in Wildeshausen |
Artikel in der "Nordwest-Zeitung" vom 7. Oktober 2010 (Artikel):
"Gedanken und Erinnerungen an Leo Trepp
Geschichte Unterstützung bei der Wiedererweckung des jüdischen Friedhofs.
Wildeshausen - Prof. Dr. Dr. Leo Trepp, von 1936 bis zur Reichspogromnacht 1938 letzter Rabbiner im ehemaligen Oldenburger Land, ist am 2. September dieses Jahres in seiner Wahlheimat San Francisco/Kalifornien/USA 97-jährig verstorben. Der ehemalige Berufssoldat und für seine ehrenamtliche Tätigkeit in Wildeshausen bekannte Dieter Sejtka erinnert sich noch einmal an den großen Ehrenbürger der Stadt Oldenburg:
'Als die jungen Briefmarkenfreunde Wildeshausen 1971 den kleinen vergessenen Judenfriedhof aus dem Tiefschlaf erweckten, in Wildeshausen umfangreiche Bemühungen für die Aufarbeitung der Geschichte und den kleinen Friedhof in Gang setzten, konnten sie auch die Hilfe und Unterstützung von Prof. Trepp erhalten.
Er war zu der Zeit im Staatsarchiv Oldenburg. Wir trafen uns auf dem kleinen Friedhof und besprachen unsere Bemühungen, wovon er sehr angetan war. In seinem Buch ,Die Oldenburger Judenschaft‘ hat er denn auch Wildeshausen vielfach erwähnt.
Der kleine Friedhof war zu der Zeit ein kleines Naturschutzgebiet. Ein ungemähter Trockenrasen, Grabzeichen in schlechtem Zustand und versteckt eine kleine Platte mit der Aufschrift: ,Hier ruhen ausländische Kriegsopfer‘ (Wo? Anzahl? Namen? Nation?). Die Aufarbeitung sollte viele Jahre dauern.
Prof. Trepp, der in Napa/Kalifornien/USA lebte, schrieb mir zuletzt 1974 unter anderem:
,Lieber Herr Sejtka! Halten Sie weiter an dem Projekt fest, wie immer das Ergebnis mit den Ämtern ist. Ihr Tun ist großwertig, Gottes Segen sei mit Ihnen, Ihren Lieben und der Jugend, die Sie führen.
Mit herzlichen Grüßen Ihr Leo Trepp‘
Diese Zeilen zeigen, dass er immer noch mit dem Herzen in seiner alten Heimat, dem Oldenburger Land, war. Aus Anlass des Todes von Prof. Trepp möchte ich die damaligen Grüße und Wünsche nun an die Menschen in Wildeshausen weitergeben, die in den vergangenen Jahrzehnten unsere Bemühungen erfolgreich ehrenamtlich fortgesetzt haben. Das trifft vor allem für die Lehrer und Schüler zu, die sich jahrelang immer wieder eingebracht haben.
Somit können wir uns gern an die Begegnung mit Prof. Trepp dankbar erinnern, den die NWZ am 4.9.2010 als ,Botschafter der Versöhnung‘
bezeichnete.' " |
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August 2013:
Schändung des
Friedhofes |
Artikel von Klaus Wenk aus dem
"Weser-Kurier" vom 29. August 2013 (Link
zum Artikel): "Zwei Grabsteine in Wildeshausen umgestoßen und beschädigt / Polizei ermittelt in
'alle Richtungen' - Unbekannte schänden jüdischen Friedhof
Wildeshausen. Bodo Gideon Riethmüller ist bestürzt. Im Landesverband der Jüdischen Gemeinden Niedersachsen ist er für 210 jüdische Friedhöfe zuständig – nun hat eine Grabschändung ausgerechnet in seiner Heimatstadt stattgefunden. Auf dem jüdischen Friedhof Wildeshausen sind zwei massive Grabsteine umgeworfen und beschädigt worden.
'Wir sind zuletzt eigentlich von einer abfallenden Tendenz dieser Taten
ausgegangen', sagte Riethmüller.
Der jüdische Friedhof in Wildeshausen ist von unbekannten Tätern geschändet worden. Sie haben zwei massive Grabsteine mit Gewalt umgeschmissen. Die Polizei hat die Ermittlungen, die in alle Richtungen gehen, aufgenommen.
Entdeckt wurden die umgestürzten Grabsteine am Dienstagabend gegen 19.50 Uhr. Seit gestern hat das Fachkommissariat für politisch motivierte Kriminalität der Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land die Ermittlungsarbeit übernommen. Es gebe allerdings noch keine Hinweise auf mögliche Tatverdächtige. Dementsprechend werde in alle Richtungen ermittelt.
'Woher die Täter kommen, ist reine Spekulation', meinte Riethmüller, ergänzte aber:
'Wer auf einen jüdischen Friedhof geht, der weiß, was er da tut.' Juristisch betrachtet, geht es um die Straftatbestände Sachbeschädigung und Störung der Totenruhe.
Die beiden umgestürzten Grabsteine stehen nicht direkt nebeneinander. Sie befinden sich zwar in derselben Reihe, sind aber durch zehn andere Ruhestätten voneinander getrennt.
'In den Grabsteinen sind zur Stabilisierung extra zwei Stahlbügel verbaut, die kann man nicht einfach so
umwerfen', wunderte sich Riethmüller über die angewandte Gewalt.
Der genaue Tatzeitpunkt lässt sich laut Polizei bisher noch nicht eingrenzen. Auch wenn die Tat am Dienstag um 19.50 Uhr entdeckt wurde, schließt Riethmüller eine Schändung bei helllichtem Tag aus. Seiner Ansicht nach wäre die Entdeckungsgefahr wegen der Nachbarn viel zu groß gewesen. Daher vermutet er, dass die Täter bereits in der Nacht zu Dienstag über den Zaun geklettert sein könnten, zumal der Friedhofabends abgeschlossen wird.
Der Schaden wird auf etwa 1000 Euro geschätzt. 'Solche Ausgaben sind in unseren begrenzten Mittel nicht
eingeplant', berichtete Riethmüller, der auf Unterstützung hofft. Zuletzt wurde der jüdische Friedhof Wildeshausen am 30. Mai 1999 Opfer von Vandalismus. Damals entstanden an acht Grabsteinen Schäden von insgesamt rund 15000 D-Mark..."
Hinweise zur Tat in Wildeshausen nimmt die Polizei Delmenhorst unter Telefon 04221/1559115 entgegen."
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August 2019:
Der Friedhof wurde neu vermessen
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Artikel von Thomas Breuer in der
"Osnabrücker Zeitung" vom 1. September 2019: "Historisches Areal.
Jüdischer Friedhof in Wildeshausen exakt vermessen
Wildeshausen. Angehende Vermessungstechniker waren auf dem historischen
Jüdischen Friedhof in Wildeshausen tätig.
Auszubildende des Landesamts für Geoinformation und Landesvermessung
Niedersachsen (LGLN) haben den jüdischen Friedhof an der Delmenhorster
Straße in Wildeshausen vermessen. Die Ergebnisse wurden jetzt an den
Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen abgegeben. Die
digitale Karte vom Friedhof kann so auf der Internetseite des Verbandes für
alle Interessierten präsentiert werden.
Angehende Vermessungstechniker aktiv. Im Zuge eines
Ausbildungsprojektes haben Simon Berndmeyer, Mario Joppich, Janis Hillen und
Nane Scheffler den historischen Jüdischen Friedhof zentimetergenau erfasst.
Die angehenden Vermessungstechniker waren im vergangenen Jahr mehrere Tage
vor Ort, um mit modernster Technik die mehr als 80 Grabsteine und die
Topographie des 1707 erstmals in Quellen erwähnten Friedhofs zu vermessen.
Dabei waren sie eigenständig für die Planung und Ausführung des Projektes
verantwortlich.
Interaktiv und internetfähig. Die Daten wurden zu einer interaktiven
und internetfähigen Karte aufbereitet und mit Fotos der Grabsteine versehen.
Zusätzlich wurde dem Vertreter vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden von
Niedersachsen im Katasteramt eine ausgedruckte Karte übergeben..."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Johannes-Fritz Töllner in Zusammenarbeit mit Wouter J. van
Bekkum, Enno Meyer und Harald Schieckel: Die jüdischen
Friedhöfe im Oldenburger Land. Bestandsaufnahme der erhaltenen Grabsteine.
Oldenburg 1983 (= Oldenburger Studien Bd. 25). Zu Wildeshausen: S.595-648. |
| Enno Meyer: Die Synagogen des Oldenburger Landes. Im
Auftrage der Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit Oldenburg
herausgegeben. 1988 (= Oldenburger Studien Bd. 29). Zu Wildeshausen: S.
203-206. |
| Werner Meiners: Geschichte der Juden in Wildeshausen.
Oldenburg 1988 (= Oldenburger Studien 30). |
| Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in
Niedersachsen und Bremen (Hrsg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit
mit David Bankier und Daniel Fraenkel). Bd. II Göttingen 2005 S. 1544-1551 (Abschnitt zu Norden / Norderney von
Werner Meiners).
Hier
finden sich S. 1551 weitere Literaturangaben. |
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