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Kreis Trier-Saarburg"
Niederzerf
mit Greimerath und Schillingen (Gemeinde
Zerf, VG Kell am See)
und Pellingen (VG Konz) (Kreis Trier-Saarburg) sowie Losheim am See (Kreis
Merzig-Wadern)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Niederzerf bestand eine kleine jüdische
Gemeinde bis 1938. Seit den 1830er-Jahren ließen sich erstmals jüdische
Personen am Ort nieder.
Die Zahl der jüdischen Einwohner blieb in der Folgezeit gering: 1895
lebten 10 jüdische Personen in Niederzerf, 1925 16. Zusammen mit den in Greimerath
(Familie Herrmann), Pellingen (Familie
Hermann) und Schillingen sowie Losheim
am See lebenden, gleichfalls wenigen jüdischen Einwohnern, konnte
man jedoch eine kleine Gemeinde bilden.
In Pellingen gehörte Jenny Herrmann ein Lebensmittelladen am Dorfplatz.
Ihr Mann Bernhard Herrmann war Viehhändler und im Ersten Weltkrieg mit dem EK I
und dem EK II dekoriert worden. Die Familie besuchte trotz offizieller
Zugehörigkeit zur Gemeinde in Niederzerf die Synagoge in Oberemmel.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und ein Friedhof.
Um 1924, als zur Gemeinde 23 Personen gehörten, war Gemeindevorsteher
Daniel Herrmann. 1932 waren die Gemeindevorsteher Daniel Herrmann
(Niederzerf, 1. Vors.), Max Herrmann (2. Vors.) und Albert Herrmann
(Schriftführer und Schatzmeister). Die Gemeinde wurde betreut durch
Bezirksrabbiner Dr. Altmann aus Trier.
1933 lebten 20 jüdische Personen am Ort. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938
wurde auch gegen die noch in den Orten lebenden jüdischen Familien Aktionen
durchgeführt. So wurde das Lebensmittelgeschäft von Jenny Herrmann in
Pellingen verwüstet. Über die Lebensmittel wurde Petroleum ausgeschüttet.
Von den in Niederzerf geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Josef Herrmann
(1878), Siegfried Herrmann (1903), Heinrich Max Meier (1887), Hermann Meier
(1877), Isidor Meyer (1904), Markus Meyer (1883), Therese Meyer geb. Ackermann
(1875).
Aus Greimerath sind umgekommen: Ernestine Behr geb. Herrmann (1897),
Amalie Herrmann (1926), Josef Herrmann (1894), Sylvester Herrmann (1880),
Theodor Herrmann (1900), Jakob Herrmann (1886), Berta Tobias geb. Herrmann
(1884).
Aus Losheim am See ist umgekommen: Sylvester Herrmann (geb. 1880 in
Greimerath, zeitweise in Losheim wohnhaft)
Aus Pellingen sind umgekommen: Bernhard Hermann (1893), Heinrich Hermann
(1881), Jenny Hermann (1886), Joseph Hermann (1863), Rudolf Hermann (1929),
Helmut Hermann (1923).
Aus Schillingen sind umgekommen: Regina Kahn (1902), Jeanette Mayer geb.
Jakobs (), Heinrich Max Meier (geb. 1887 in Niederzerf, lebte zeitweise in
Schillingen)
Berichte
und Dokumente aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts
wurden noch keine Texte zur jüdischen Geschichte in
Niederzerf gefunden.
Erinnerungen an die Familie Lorig - am Ende des 19.
Jahrhunderts beheimatet in Schillingen, danach bis 1935 in Wiebelskirchen
(Informationen und Fotos erhalten von Ruth Miller)
Zur Familiengeschichte: Joseph Alexander Lorig ist am 15.
Juni 1861 in Butzweiler geboren. Er war
als Kaufmann tätig. Er zog nach Schillingen, um hier eine
Landesproduktenhandlung zu eröffnen. Er kaufte Gemüse und Früchte bei den
örtlichen Bauern und lieferte diese in die Städte. Am 27. Dezember 1889
heiratete er Elisabeth geb. Hayum, die am 24. September 1861 in Kirf
geboren ist. Das Ehepaar hatte zwei Kinder: Salomon (geb. 19. Oktober
1890 in Schillingen) und Zilla (geboren 26. Dezember 1892 in
Schillingen). Wenige Monate nach der Geburt ihrer Tochter ist Elisabeth Lorig
geb. Hayum am 16. März 1893 verstorben (möglicherweise auf dem jüdischen
Friedhof in Zerf beigesetzt). Am 16. Oktober 1893 heiratete Joseph Alexander
Lorig in zweiter Ehe Theresia geb. Hayum, eine Schwester seiner ersten
Frau.
Im Jahr 1900 ist die Familie nach Wiebelskirchen
umgezogen, wo Joseph Alexander Lorig ein Haushaltswarengeschäft in der
Brückenstraße 11 eröffnete. Von hier aus zog Salomon Lorig als Soldat
in den Ersten Weltkrieg. Er wurde verwundet und kam später in französische
Kriegsgefangenschaft und wurde u.a. mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.
Salomon Lorig heiratete am 27. Februar 1922 in Glan-Münchweiler
Isabella geb. Mann (geb. 28. Januar 1894 in Steinbach
am Glan). Die beiden hatten eine Tochter Edith (geb. 21. Februar 1923 in
Wiebelskirchen). Salomon übernahm das Geschäft seines Vaters und erweiterte es
zum "Kaufhaus Lorig". Nach der Angliederung des Saarlandes an das
Deutsche Reich 1935 beschloss Salomon Lorig, mit Frau und Tochter auszuwandern.
1936 traf die Familie Lorig in Tel Aviv / Erez Jisrael ein. Salomon Lorig starb
in Tel Aviv am 13. Januar 1970, Isabella geb. Mann starb am 18. Dezember 1986
ebd. (beide beigesetzt in Holon).
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Weitere Fotos aus
der Familiengeschichte
siehe Seite zu Wiebelskirchen |
Haus der Familie Lorig
in Schillingen -
Geburtshaus von Salomon Lorig |
Joseph Alexander Lorig (geb.
1861 in
Butzweiler, gest. 1928 in Wiebelskirchen) |
Der junge
Salomon Lorig
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Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst (nach 1900) konnten sich die jüdischen Familien aus
Niederzerf und Umgebung einen Betraum im Haus des Matthias Klauck in der Trierer
Straße 19 einrichten.
Ende der 1920er-Jahre konnte ein von der jüdischen Gemeinde gekauftes
Gebäude hinter dem Haus Bahnhofstraße 2 zu einer Synagoge umgebaut werden. Die
Einweihung war 1930. Eine 1931 in jüdischen Gemeinden des
Regierungsbezirkes Trier durchgeführte Kollekte half, den Bau zu finanzieren.
Charakteristisch für das Gebäude war ein Dachreiter mit einer geschweiften
Haube (vermutlich mit Davidstern); in der nördlichen Trauseite hatte das
Gebäude drei Rundfenster (vgl. Foto unten).
Nur wenige Jahre war die Synagoge das Zentrum des religiösen Lebens der
jüdischen Familien in Niederzerf und Umgebung. Seit 1933 wurden durch
Steinwürfe mehrfach die Fenster der Synagoge beschädigt. Nach vor dem Novemberpogrom
1938 wurde das Gebäude verkauft. Es wurde in der Folgezeit für
Varieté-Veranstaltungen für Wehrmachtsangehörige zweckentfremdet. Durch
Kriegseinwirkungen zwischen Januar und März 1945 wurde das Gebäude
zerstört.
Adresse/Standort der Synagoge: Bereich
Ecke Bahnhofstraße / Trierer Straße (vgl. Fotos unten).
Fotos
(Quelle: Foto oben aus der Publikation des Landesamtes
s. Lit. S. 414; Farbfoto: Hahn, Aufnahmedatum 17.6.2009)
Historische
Luftaufnahme
(1936) |
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Blick auf den Ortskern von
Zerf
(Bereich Bahnhofstraße -
Trierer Straße - Marktplatz) |
Ausschnittvergrößerung der
Aufnahme links
mit der Synagoge - erkennbar an dem
Dachreiter mit
geschweifter Haube |
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Der Synagogenstandort
im Juni 2009 |
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Blick auf die am
Anfang der Bahnhofstraße
gelegenen Gebäude, das größere Gebäude
rechts (einseitiges Krüppelwalmdach) ist
das auch auf der historischen
Luftaufnahme
erkennbare Gebäude Bahnhofstraße 2 |
Das Gebäude Bahnhofstraße 2
-
die Synagoge stand im Bereich der
Sitzgruppe und Rasenfläche |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Februar 2014:
In Pellingen werden "Stolpersteine"
verlegt |
Artikel von Herbert Thormeyer im "Trierischen
Volksfreund" vom 20. Februar 2014: "Fünf Mahnmale für fünf Schicksale
Auf Anregung des Zeitzeugens Arnold Annen (84) wird in Pellingen (Kreis Trier-Saarburg) auf ganz besondere Art und Weise der verschleppten und ermordeten jüdischen Bürger gedacht. Der Kölner Künstler Gunter Demnig wird fünf pflastersteingroße Gedenksteine mit Namen und Schicksal am Dorfplatz in den Boden einlassen..."
Link
zum Artikel |
Anmerkung: die "Stolpersteine"
wurden am 22. Februar 2014 auf dem Dorfplatz von Pellingen verlegt für
Auguste, Bernhard, Helmuth, Jenny und Rudi Herrmann".
Weitere Informationen im Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Pellingen |
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Juli 2019:
In
Greimerath werden "Stolpersteine"
verlegt |
Artikel von im "Trierischen
Volksfreund" vom 7. Juli 2019: "Gedenken : Stolpersteine für zwei
Ehrenbürger
Greimerath In Greimerath gedenken Freunde der Brüder Kurt und René
Herrmann.
Zu den mehr als 500 Stolpersteinen, die der Künstler Gunter Demnig in
Städten und Kommunen des Trierer Landes für die Opfer von NS-Terror und
Holocaust inzwischen verlegt hat, kamen nun in Greimerath zwei weitere
hinzu. Den im Jahr 2009 vor ihrem Elternhaus im heutigen 'Greimerather
Forst' eingelassenen fünf Stolpersteinen für die Familie Herrmann wurden nun
die beiden Steine für die Greimerather Ehrenbürger Kurt und den im November
gestorbenen René Herrmann hinzugefügt. Im Beisein ihrer letzten noch
lebenden Schulfreunde und von Familie Marx, die den Auftrag für die
Stolpersteine gegeben hatte, hob Gunter Demnig, der an diesem Tag auch
Stolpersteine in Trier und Echternach verlegt hatte, zuerst die fünf
Stolpersteine für Josef und Rosa, Theo, Bernhard und Amalia Herrmann heraus.
Die Brüder Josef und Theo waren in Arbeitslagern in Westpreußen, Amalia im
KZ Stutthof bei Danzig ermordet worden. Bernhard und Rosa hatten zwar
überlebt, doch der älteste Sohn Josefs und Rosas starb mit nur 27 Jahren an
den Folgen der erlittenen Qualen. Die beiden neu geschaffenen Messingplatten
auf den Stolpersteinen für die Brüder Kurt und René Herrmann sollen die
Erinnerung an zwei Menschen wachhalten, die, obwohl sie seit 1946 Amerikaner
waren, doch immer Greimerather geblieben sind."
Link zum Artikel
Weitere Informationen im Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Greimerath_(bei_Trier)
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 413-414 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Willi Körtels: Die jüdische Schule in der Region
Trier. Hrsg. Förderverein Synagoge Könen e.V. 2011. Online
zugänglich (pdf-Datei). |
n.e.
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