Der
Philipsbrunnen von 1624 (Reidelsborn)
war der Hauptbrunnen der Festung
Ehrenbreitstein.
Der Kurfürst Philip Christoph von Soetern
baute waehrend seiner Regentschaft (1623-1652)
die Philipsburg in Ehrenbreitstein und
benannte gleich den ganzen Ort in Philipstal
um, der vordem Mülheim oder im Volksmund
einfach Dal (Tal) hiess. Karl Kaspar von der
Leyen, sein Nachfolger, gab dem Ort dann 1652
endgültig den Namen Ehrenbreitstein. Der
Philipsbrunnen mit dem aufwaendig gestalteten
Brunnenstein von 1624, der kunstvoll über der
Tuere des Quellhauses in der Eselsbach
(Schneiders Wiese) eingesetzt wurde, gibt
Zeugnis aus dieser Zeit. Man darf vermuten,
dass die sehr ergiebige Quelle schon von den
Roemern genutzt wurde und ihr Castell
Niederberg mit frischem Quellwasser versorgte.
Heute wird die Quelle von der EVM (Energie
Versorgung Mittelrhein) betrieben und war
damals der "Vestungs Haubt Brunnen" der
Feste Ehrenbreitstein, wie ein Plan der
Wasserleitungen um 1730 beweist. Dieser
Brunnen spielte nach der muendlichen
Ueberlieferung bei der Belagerung der Festung
durch die Franzosen in den
Befreiungskriegen
ab 1794 eine wichtige Rolle: Ein Arzheimer
Buerger namens Portugall, soll den
franzoesischen Belagerern das Geheimnis der
Wasserleitung zur Festung verraten haben. Die
Verteidiger wurden dadurch zur Kapitulation
gezwungen. Noch mein Vater sprach von einem
"Portugall", wenn von einem wenig
vertrauenswuerdigen Mann die Rede war. "Das ist
ein Portugall", pflegte er zu sagen.
Der Philipsbrunnen
von 1624 ist mit den FC-Steinen von 1-10
eingegrenzt. Der Stein mit der No. 8 ist
verlorengegangen, No.6 wurde leider
ausgeworfen. Die Steine 1-4 befinden sich im
eingezaeunten EVM Gelände, 5-10 in
unmittelbarer Umgebung. Weitere vier Steine,
20-23, wurden im Bereich der Niederberger
Grillhuette gefunden, drei weitere 25, 29 und 30
stehen 3.30 m auseinander an der Kniebreche
unter einer Baumruine und sind stark durch
landwirtschaftliche Nutzung gefaehrdet. Daraus
folgert, 8 Steine fehlen im Verlauf der
Wasserleitung von der Eselsbach bis zur
Grillhuette. Einer wurde 2004 von mir entdeckt,
er befindet sich an der suedwestlichen Grenze
des Grundstuecks Zappei/Kranich in Arenberg.
Die eingemeisselten Buchstaben WL
(Wasserleitung) wurden auch auf einem
FC-Stein unterhalb der Grillhuette
festgestellt. Ein nahezu querliegender
FC-Stein mit der Nr. 17, wurde im April 2005
oberhalb des Tunnels freigelegt. Einige Wochen spaeter
lag der Stein ausgeworfen am Weg. Er war einer Baggerschaufel
zum Opfer gefallen. Zur Sicherung wurde er (leihweise) in das
Lapidarium in Arenberg eingesetzt.
Die Wasserleitung
wurde ueber eine Strecke von 410 Metern durch
einen ausgemauerten Tunnel gefuehrt. Der
Tunneleingang liegt etwa 15 m
unterhalb der
Grillhuette im eingezaeunten Freizeitgrundstueck
am Weg zur Eselsbach (Egelsbach) und
ist erst im April 2005 wiederentdeckt
worden. Seine Existenz drohte in
Vergessenheit zu geraten. Der Ausgang des
Tunnels bei den Birken ist mit dem
FC Stein No. 25 markiert (Foto links unten).
Er wurde aus Sicherheitsgruenden nach dem Krieg
zugemauert. In einem Plan der Wasserleitung um
1730 wird die Hoehe mit 6 Schuh (1.80 m)
und die Breite mit 3 Schuh (0.90 m)
angegeben. Die alte Massangabe deckt sich mit
Erzaehlungen aelterer Arenberger und
Niederberger, die als Jugendliche den Tunnel
als Abenteuerspielplatz nutzten und in
gebueckter Haltung mit Taschenlampen bewaffnet
durchliefen. Um 1952 war der Tunnel, den
Erzaehlungen zufolge, noch in voller Laenge
passierbar. Wie oben
angedeutet, hat der Kurfuerst von Trier, Philip
Christoph von Soetern 1624 den Philipsbrunnen
in der Eselsbach neu gefasst und
unterirdisch eine neue Wasserleitung
mit natuerlichem Gefaelle zur Festung Ehrenbreitstein
verlegt.
Zur Kontrolle und Wartung
waren in unterschiedlichen Abstaenden gemauerte Kontrollschaechte
von 4 Schuh im Quadrat vorgesehen.
Ob der Bau des Tunnels
durch den Minenberg, wie er im Plan
genannt wird, mit der Quellfassung 1624
erfolgte, kann z.Zt. noch nicht eindeutig
festgelegt werden. Eine nähere
Untersuchung des Bauwerks koennte abklaeren, aus
welcher Zeit der Tunnel stammt. Zur militaerisch
strategischen Tarnung wurde der Quellbereich mit
unverfaenglichen Grenzsteinen eingegrenzt, weil
hier der Hauptbrunnen der Wasserversorgung der
Festung lag. Im Uebrigen laesst die Bezeichnung
Fossa Castelli auch den Schluss zu, die
Wasserleitung habe das alte Roemerkastell mit
Wasser versorgt. Die Doppeldeutigkeit FC war
bewusst gewaehlt. Die Steine bei der Grillhuette
Eselsbach und auf dem Kreuzberg markierten eher
eine Grunddienstbarkeit denn Grundstuecksgrenzen.
Sie zeigen noch heute den Verlauf der
Wasserleitung - vom Philipsbrunnen ueber den
Hangarsberg zur Grillhuette, von dort quer ueber die
Felder, entlang der Kniebreche bis zum Supermarkt
"REWE", hier die Arenbergerstrasse querend
zur Festung. Noch heute sind neben dem Supermarkt
vier Hochbehaelter fuer die Wasserversorgung in
Betrieb.
Unter dem Kurfuersten
Franz-Georg von Schoenborn wurde die Festung
(1733) ausgebaut und die Wasserversorgung
renoviert. Ein Grundriss
der Wasserleitung der
Festung Ehrenbreitstein aus dieser Zeit
(Landes Haupt Archiv Koblenz) , gibt als
"Vestungs Haubt Brunnen" die Quelle in
der Eselsbach (im Foto rot markiert) an. Der
Riss von 1733 nennt daneben drei weitere
Brunnen, so den Hospitalsbrunnen, den Hoff
Kuechelbrunnen und den Haupt-Hof Brunnen. Das
Wasser wurde mittels Rohren teils aus Kupfer
oder Ton zur Festung geleitet. Insgesamt
wurden 32 542 Rohre fuer die Anlage benoetigt.
Allein für die Wasserfuehrung aus dem Philips
Brunnen in der Eselsbach zur Festung wurden 15
577 Rohre benoetigt. Der Quelltopf war
eingemauert und zur Sicherung mit einer
eisernen Tuere versehen. Wegen der
strategischen Bedeutung, so ist zu vermuten,
war der Quellbereich zur Tarnung mit Bueschen
bepflanzt.
Unter dem Punkt I nennt der Riss:" Ist der hecht
und forellen weyer bey der wacht, mit doppleten röhren, ohne die im weiher
zu rechnen." Zumindest die Wasserqualitaet muss sehr gut gewesen sein,
wenn sich Hecht und Forelle auf der Festung wohlgefuehlt haben. Auch die
Lebensqualitaet scheint zumindest in Friedenszeiten gestimmt zu haben.
Die
Rohrlaenge ist in Schuh angegeben, also ca. 25 - 30 cm, daraus ergibt sich
eine Gesamtlaenge der Wasserleitung aus der Eselsbach von ca. 2,2 km (streckenweise
doppelt verlegt).
Die Wasserleitung war selbstredend unterirdisch verlegt,
anderenfalls haetten Belagerer der Festung leichtes Spiel gehabt. Tatsaechlich
ist die Festung nie durch Feindeshand erobert worden, sondern durch Verrat der Wasserversorgung zur Kapitulation gezwungen worden.
Die letzte Belagerung der
Festung Ehrenbreitstein im Jahr 1795
Während der ersten Blockade
von September bis Oktober 1795 durch die
Franzosen, feuerten die Geschütze des
Ehrenbreitstein über
16
000,
meist
schwerkalibrige
Geschosse ab. Die
Verteidigung war so nachhaltig, daß der
Angriff auf die Festung eingestellt und erst
im Juni des folgenden Jahres wiederaufgenommen
wurde. Die erneute Belagerung beschränkte sich
aber nur auf die Einschließung, bei der nur
wenige Kanonenschüsse gewechselt wurden. Der
dritte Versuch dauerte 10 Wochen (03.07.-17.09
1796). Die Festungsbesatzung 3537 Mann, war
die gleiche geblieben. Bei den Unterbrechungen
der Belagerung war jedesmal die Möglichkeit
zur Ergänzung der Vorräte gegeben. Die
Intensität der nun folgenden Kämpfe spiegelt
sich in den Verschußzahlen, aber auch in den
Verlustlisten wieder. Die Verteidiger
verschossen weit über
40.000
Granaten aller Kaliber und
über
150.000
Gewehr- und
Musketenkugeln
Die Verluste der
Verteidiger:
24 Tote (davon 1 Offizier)
96 Verwundete (davon 2 Offiziere)
2 Gefangene
13 Vermißte
16 Desertierte
insgesamt 151
Mann
Die Franzosen
verloren im gleichen Zeitraum 1300-1400
Mann.
Dem gesteckten Ziel, die Festung einzunehmen,
waren sie um nichts näher gekommen.
Die vierte Blockade im April des nächsten
Jahres endete zunächst mit einem
Waffenstillstand,
weil die verbündeten Österreicher
ausschieden.
Eine im Jahr 1798 erfolgte
Inventur im Zeughaus zeitigte folgenden
Bestand:
331 Geschütze
größeren und kleineren Kalibers, darunter der
"Vogel Greif"
1278 Mauerbüchsen und Gewehre
2140 Flinten
6.264 Zentner Pulver und Minenpulver
123.000 Geschützkugeln
54.000 Handgranaten
67.000
Kartätschen
Die Besatzung wurde durch verbündete Truppen
verstärkt und bestand aus
22 Kompanien
mit zusammen
2474 Mann
inklusive
55
Offiziere. Der
Ehrenbreitstein wurde noch weitere 18 Monate
gehalten. Dann war die Versorgung, nicht
zuletzt durch den Verrat der Wasserversorgung,
hoffnungslos geworden. Am 27. Januar 1799
übergab Oberst von Faber die Festung an die
Franzosen. Die Besatzung erhielt
einen"Ehrenvollen" Abzug mit Fahnen und
Handwaffen.
Siehe dazu auch den Beitrag des damaligen
Pfarrers in Arenberg Anton Ludwig
"
In Memoriam
posterorum"
in dem er die Leiden und Drangsale der
Belagerung für die Nachgeborenen zur
Erinnerung und Mahnung festgehalten hat.
Quelle: Landeshauptarchiv Koblenz
Rüdiger Wischemann:
Die Festung
Koblenz
(Rhenania-Verlag Koblenz
1981 ISBN 3-922 755-00-3)
Konrad Weber im April 2004
Update: 24. Sept.2011
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