Abschrift aus
handschriftlichen Unterlagen des Arenberger
Bürgers und langjährigen Bürgermeisters Wegen seiner sehr schönen, vor allem ruhigen Lage, war bis zu meiner Verheiratung 1888 (10.10) der obere Stock teilweise an Erholungsbedürftige, im Sommer des öfteren vermietet. Arenberg wurde stets, besonders auch in ärztlichen Kreisen, als Luftkurort angesehen u. empfohlen. Auch die von den Kranken gemachten Erfahrungen bestätigten dieses hinreichend. So empfahl schon der alte Arzt Dr. Timme, seiner Frau geb. Breithaupt, einen längeren Sommeraufenthalt in Arenberg mit bestem Erfolge. Ebenso brachte Landrat Jäger aus Cochem, (Besitzer des Hofgutes Denzerheide) auf ärztliches Anraten seine äusserst verwöhnte Tochter hierhin zur Erholung mit bestem Erfolge. Später wohnten mehrere Monate hier, Frau Prof. u. Kupferstecher Keller aus Düsseldorf, der berühmte Kupferstecher des großartigen Disputa. - In meinem Geburtsjahr 1856 wohnten hier der erblindete pensionierte General v. Hüene, der geniale Schöpfer u. Erbauer der Festung Ehrenbreitstein längere Monate. Ebenso in meiner frühesten Jugend die eigentlichen Gründer des hiesigen Dominikanerinnenklosters Frl. Gertrude Sauer aus Moselweiß, von deren eingebrachten Vermögen (4000 Thaler, daß sich später durch Erbschaft noch vergrösserte) durch Pfr. Kraus, das ursprüngliche kleinere Klostergebäude erbaut wurde, 6 Jahre lang. Mit ihr, in engster Freundschaft verbunden lebte eine Frl. Elisabeth Kerner oder Körner aus ebenda, die jedoch später nicht wieder in den Orden zurückkehrte. Der Austritt war durch ein unglückliches Zerwürfnis gleichzeitig erfolgt. Der Ordensname der Frl. Sauer war Schwester Dominika. Später wohnten hier im Hause, Gymnasialprofessor Dr. Mauer aus Koblenz, geb. zu Mertloch, Kreis Mayen. Weiter der Direktor der früheren Gewerbeschule, heutigen Realgymnasium Dr. Most in Koblenz. Sodann ein Ingenieur aus Koblenz Andräe mit seiner Frau geb. Broustin. - Sodann ferner 1876 eine irländische gliederkontrackte Dame, die im Fahrstuhl herumgefahren werden musste Namens Miß Redmond Gräfin zu Wexford (Irland). Selbe weilte in Wiesbaden zur Kur, nahm auf ärztliches Anraten hier Sommeraufenthalt, erholte sich nach 5 monatlichem Aufenthalte so glänzend, daß sie auf ihre Dienerin gestützt wieder allein gehen konnte. Aus Angst vor dem Winter kehrte sie samt Dienerschaft nach Wiesbaden zurück, wurde nach einiger Zeit krank und verstarb daselbst unter dem öfteren Ausspruch: Ach wäre ich doch in Arenberg geblieben, brauchte ich nicht zu sterben. Auf ihren ausdrücklichen Wunsch wurde sie auf hiesigem Kirchhofe beerdigt (liegender Grabstein, gegenüber dem jetzt noch stehenden Grabstein der Engländerin Mrs. Erskine, die in Ems in der Kur verstarb). Ein naher Verwandter gen. Miß Redmond, war der im englischen Parlament bekannte Führer der irischen Partei Redmond. ---
Im Sommer 1879
wohnte hier Rittmeister von Puttkamer
vom Trainbattalion Nro. 8 in Koblenz;
derselbe wurde als Dragoneroffizier 1870 bei
Orleans schwer verwundet musste infolgedessen
leichteren Dienst machen und wurde zum
Trainbattl. nach Koblenz versetzt. Derselbe
war naher Anverwandter von Fürst v. Bismark,
seine nette Frau war Tekla v. Selle. Die mir
bekannten Kinder hießen Jesko1,
Karl u. Kuno. Er wurde später als Major
nach Magdeburg versetzt. Bei seinem
Hierwohnen besuchten ihn eines Tages drei uns
unbekannte Herren, die sich nachher als die
neuernannten Minister v. Puttkamer, Bitter u.
Luzius entpuppten die zur ersten Vorstellung
bezw. Antrittsaudienz bei Kaiser Wilhelm ins
Schloß nach Koblenz befohlen
waren.
In den
nächstfolgenden Jahren wohnten hier die
Familie Weinhändler Tilman aus Koblenz in
Firma Tilman u. Werner - Koblenz. - Weiter
eine Baronin v. Thelemann geb. Schur aus
Hotel "Zum Riesen" gebürtig. v. Thielmann war
Offizier eines Kavalleriergts in Diedenhofen
(Elsaß). Zuletzt bis zu meiner Verheiratung
10.10.1888 wohnte hier der pensionierte
Militär u. spätere Amtmann v. Seel, Amt
Wallmerod b. Montabauer.
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