- Zur Geschichte des Stadtteils Koblenz-lmmendorf
- Hans-Rudolf Perschbach
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- Geschichtlicher Abriß
- Über die Entstehung und das Alter von Koblenz-Immendorf
können bis heute aufgrund geschichtlicher Bodenfunde
- keine Angaben gemacht werden. Eher ergibt sich aus
dem Namen des Stadtteils Immendorf ein Hinweis auf die Anfänge dieses
Ortes. Für viele Siedlungen im Mittelrheingebiet mit der Endung -dorf,
den sogenannten "-dorf-Orten", kann mit großer Gewißheit angenommen
werden, daß sie in der Zeit von der Eingliederung unseres Gebietes in
den fränkischen Staatsverband bis zum 6. Jahrhundert entstanden sind.
Auch ist für diese "-dorf-Orte" charakteristisch, daß sie keine
Hofsiedlungen im eigentlichen Sinne darstellen sondern selbständige Wohneinheiten
bilden, die geographisch und verkehrsmäßig günstig angelegt sind und möglichst
größere Höhenlagen und breite Grenzwaldungen vermeiden. Diese Merkmale
treffen zweifelsfrei auf lmmendorf zu. Im fränkischen Reich war das Land
in Gaue aufgeteilt. lmmendorf gehörte zum Engersgau. Der Engersgau erstreckte
sich von Unkel im Norden bis zur Lahn im Süden, wo er an den Niederlahngau
grenzte. Karl der Große vermachte im Jahre 790 der Abtei Prüm in der Eifel
Güter, die im Niederlahngau und in ungenannten Orten des Engersgaues gelegen
waren. Es ist zu vermuten, daß die Abtei Prüm um das Jahr 880 Ländereien
tauschte, die sie 790 von Karl dem Großen erhalten hatte. Im Zusammenhang
mit einem solchen Landtausch, den die Abtei Prüm mit einem Grafen Ruotger
vornahm, wird
- erstmals der Name Immendorf (=lbingdorf) geschichtlich
erwähnt.
- König Ludwig III. (876-882), ein Sohn Ludwigs
des Deutschen und Urenkel Karls d. Gr., bestätigte im Jahre 880
ausdrücklich diesen Tausch. Wenn auch das Original dieser Königsurkunde,
die am 23. März 880 zu Frankfurt ausgestellt wurde, nicht mehr existiert,
so ist doch eine Abschrift dieser Urkunde, die spätestens um 1100 angefertigt
wurde, im Liber aureus, dem goldenen Buch von Prüm, das sich heute im
Besitz der Stadtbibliothek Trier befindet, vorhanden und bezeugt die mindestens
1100jährige Geschichte des Stadtteils Koblenz-lmmendorf. Im Verlaufe der
folgenden Jahrhunderte bis etwa zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird der
Name Immendorf (oder Eymentorff, Imendorf) verschiedentlich urkundlich
erwähnt. Das bis jetzt vorliegende Material reicht nicht aus, um eine
zusammenhängende Geschichte des Ortes zu schreiben. Es können hier nur
Details umrissen werden, die sich vielleicht später einmal in einen größeren
Zusammenhang bringen lassen. Es kann davon ausgegangen werden, daß in
Immendorf mehrere Herrschaften über Landbesitz verfügten. Neben der Abtei
Prüm besaß die Abtei Herford i. Westfalen, die 868 von König Ludwig d.
Deutschen den Herrenhof Overanberg (Arenberg) als Schenkung erhielt Ländereien
in lmmendorf, denn die Helfensteiner und deren Nachkommen, die ursprünglich
das Meieramt über dieses Hofgut ausübten, treten späterhin als Grund-
und Gerichtsherren von lmmendorf bzw. im Zusammenhang mit dort gelegenen
Ländereien mehrfach in Erscheinung. Auch der Koblenzer Fiskus verfügte
über Streubesitz in lmmendorf. 1211/14 hat lmmendorf an den Koblenzer
Königshof, den Heinrich II.1018 dem Trierer Erzbischof Poppo geschenkt
hatte, Hafer, Hühnergefälle und Dienste zu entrichten. Zeitweise waren
auch die Trierer Erzbischöfe als Landesherren direkte Eigentümer Immendorfer
Besitzungen. Ab1692 hatte das Kloster Herford dem Trierer Kutfürsten die
Oberhoheit über die Besitzungen verkauft und Immendorf wurde auf diese
Weise erzstiftlich-trierisches Lehen. Die Zeit nach der französischen
Revolution brachte wesentliche territorialgeschichtliche Veränderungen,
die auch in Immendorf festzustellen sind. Die Fürsten von Nassau-Usingen,
Nassau-Weilburg und Wied-Runkel mußten im Frieden von Lunéville 1801
ihre linksrheinischen an Frankreich abtreten und sollten dafür durch rechtsrheinisches
Gebiet entschädigt werden. So erhielt Fürst Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg
durch den Reichsdeputationshauptschluß vom
25 Februar 1803 den auf dem rechten Rheinufer gelegenen Teil von Kurtrier.
Im Zuge der Bildung einer nassauischen Regierung zu Ehrenbreitstein, ab
1809 Regierung des "Unterherzogtums" zu Ehrenbreitstein, für
die ehemals trierischen Landesteile, wurde Immendorf von Ehrenbreitstein
aus verwaltet. Im Vertrag vom 31. Mai 1815 trat Nassau vom Amt Ehrenbreitstein
die Gemeinden Immendorf, Neudorf, Arenberg, Ehrenbreitstein mit den Mühlen,
Arzheim, Pfaffendorf und Horchheim an Preußen ab und behielt vom Amt Ehrenbreitstein
u.a. Arzbach, Kadenbach, Neuhäusel, Eitelborn und Simmern, die nunmehr
dem Amt Montabaur angegliedert wurden. Ab 1815 kann von Immendorf als
einer selbstständigen Gemeinde gesprochen werden. Der Ortsvorsteher wird
als "Schöffe", auch "Vorsteher" bezeichnet, die Selbstverwaltung
übernehmen Gemeinderat und Gemeindeversammlung unter Aufsicht der zuständigen
Regierung, ein Nachtwächter sorgt für die Sicherheit der Bürger, für die
Anwendung einheitlicher Maße und Gewichte wird ein "Mötter",
das heißt, ein amtlicher Fruchtmesser bestellt.
- Innerhalb dieser Gemeinde verfügte die Familie von
Wrede, die seit nahezu 200 Jahren Lehensinhaber war, über Ländereien und
wahrscheinlich auch über Wohn- und Wirtschaftsgebäude. 1825 wurde die
lehensrechtliche Beschränkung der Immendorfer Ländereien offiziell aufgehoben,
und es entstand freies Eigentum, das späterhin ebenso wie die Ländereien
anderer herrschaftlicher Besitzer nach und nach von den Immendorfer Bürgern
aufgekauft wurde. Am 7. Juni 1969 bildet Immendorf zusammen mit dem Nachbarort
Arenberg die Gemeinde Arenberg-Immendorf .
- Am 8. November 1970 erfolgt die Auflösung dieser Gemeinde.
Immendorf wurde Stadtteil von Koblenz und trägt seitdem den Namen Koblenz-Immendorf.
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Aus: 1100 Jahre Immendorf 880-1980. Herausgeber: Ortsring Immendorf,
Autor: Hans-Rudolf Perschbach.
- Für w3 aufbereitet: Konrad Weber, im Dezember 2002
- Update: