Wallfahrten haben im Bistum Speyer eine lange Tradition. Die Entstehungsgeschichte der über 30 Wallfahrtsorte ist in den meisten Fällen in Dunkel gehüllt oder von Legenden umwoben. Die ältesten Wallfahrten führten zu den Gräbern und Gedenkstätten der Heiligen. Die Wallfahrt zum Grab des hl. Pirmin in Hornbach besteht bereits seit dem 10. Jahrhundert. Im letzten Jahrhundert wurde sie durch die 1200-Jahrfeier seines Todes (1953) und der Entdeckung seines Grabes (1957) neu belebt. Seit Jahrhunderten ziehen Pilger auch zur Verehrung des hl. Philipp von Zell, der sich Ende des 8. Jahrhunderts als Eremit im Zeller Tal niederließ. Auch das „Dieterskirchel“ im Bienwald, wo Bischof Theodard um 679 ermordet wurde, gehört zu den Wallfahrtsorten unserer Diözese.
Bergkapellen und Wallfahrtskirchen bei Heilquellen („Gnadenbrunnen") entstanden vielfach über heidnischen Kultstätten, wahrscheinlich in der Absicht, den Wotansdienst auf den Höhen und die Verehrung bestimmter Quellen zu verchristlichen (z. B. die Michaelskapelle bei Deidesheim).
Zahlreiche Wallfahrtsorte verdanken ihre Entstehung einem Gnadenbild. Die bedeutendsten Wallfahrten gehen zum Mariendom in Speyer, wo die Gottesmutter als Patronin des Domes und des Bistums verehrt wird, zur Gnadenstätte Maria Rosenberg in Waldfischbach-Burgalben, zu „Unserer lieben Frau mit den Pfeilen" in Blieskastel, zur „Mutter mit dem gütigen Herzen“ in Waghäusel, das heute zur Erzdiözese Freiburg gehört. Gnadenbilder der Mutter Gottes sind auch das Ziel der Wallfahrer nach Hauenstein, Kindsbach, Kirrberg, Labach, Neuleiningen und Maria Bildeich bei Kirchenarnbach.
Zahlreiche Heilige wurden als Pest- und Viehpatrone verehrt, andere bei Schmerzen angerufen. Besonders volkstümlich war die Wallfahrt zu den „Vierzehn Nothelfern". Die meisten dieser lokalen Wallfahrten gingen nach der Reformation unter. Erhalten blieben die Wallfahrten zum hl. Valentin in Mertesheim, zum hl. Wendelin in Hatzenbühl, zum hl. Antonius in Herxheimweyher, zu den „Vierzehn Nothelfern“ in Steinweiler und zur Nothelfer-Kapelle im Klausental bei Königsbach. Die wohl volkstümlichste Wallfahrt in der Vorderpfalz ist diejenige zur Annakapelle bei Burrweiler. Die Bettelorden, insbesondere die Franziskaner, nahmen sich im Spätmittelalter der Verehrung der hl. Mutter Anna an, die vor allem von den Müttern angerufen wurde. Später ist sie auch Patronin für die Bergleute geworden, wie in Niederschlettenbach, wo die dortige Annakapelle an die Zeit des Erzbergbaus im Wasgau erinnert.
Wurde ein Dorf von seinen Bewohnern verlassen und somit zur Wüstung, so blieb oft der steinerne Kirchenbau erhalten. Die Gläubigen zogen Jahr für Jahr zur Gedenkfeier dorthin. Aus diesem Brauch entstanden die Wallfahrten „Zu Unserer Lieben Frau im Schweinheimer Kirchel" bei Jockgrim und „Zur Hl. Kreuz-Kapelle auf dem Palmberg" bei Laumersheim.
Seinen Höhepunkt erreichte das Wallfahrtswesen im Spätmittelalter und im Zeitalter des Barock. Besonders im 14. Jahrhundert blühte eine Reihe von regionalen Wallfahrten auf; weitere Wallfahrten brachte das 18. Jahrhundert hervor (z. B. die Wallfahrt zur Loretokapelle in Oggersheim). Im 19. Jahrhundert machte sich insbesondere Bischof Nikolaus von Weis (1842-1869) um die Wiederbelebung von Wallfahrten verdient. Um bereits bestehende Wallfahrten entstanden im 20. Jahrhundert neue Wallfahrtskirchen (Maria Rosenberg und Blieskastel). Maria Schutz in Kaiserslautern wurde als Gelöbniskirche nach dem ersten Weltkrieg errichtet. Zunehmende Bedeutung gewinnen auch Wallfahrten zu den Erinnerungsorten an die hl. Edith Stein in Bad Bergzabern und Speyer sowie an das Grab des seligen Paul Josef Nardini in Pirmasens. Auch die alte Wallfahrtsstätte in der deutsch-französischen Grenzregion Weiler bei Weißenburg, erhielt als Ort der Begegnung und des Gebetes um Frieden, Versöhnung und Völkerfreundschaft neue Bedeutung.
Seit einigen Jahren finden sich auch neuere Wallfahrtsformen. Gerade seit der Wiederbelebung des Jakobspilgerweges gibt es auch in der Pfalz ein breit angelegtes Wegenetz, das sich zunehmender Beliebtheit erfreut.