Wahrscheinlich um 1220 oder 1230 erbaut, gehört die 1359 erstmals urkundlich erwähnte Matthiaskapelle zu den kunstvollsten Werken spätstaufischer Architektur im Rheinland. Lediglich die Burgkapelle von Vianden ist von ähnlicher künstlerischer Bedeutung. Als möglicher Entstehungsgrund wird die Teilnahme Heinrichs von Kobern am Kreuzzug nach Damiette in den Jahren 1217 bis 1221 erwogen. Der Sohn Gerlachs III. von Isenburg brachte von diesem Ereignis die Matthiasreliquie mit, die künftig einen adäquaten Aufbewahrungsort benötigte.
Die Matthiaskapelle bewahrte die Reliquie bis 1347 auf, bevor sie über Sayn 1381 zur Burg Helfenstein und 1420 in den Trierer Dom gelangte. Seit 1927 wird die Reliquie in der Benediktinerabtei St. Matthias in Trier aufbewahrt, die bereits seit 1127 die Hauptreliquien des Apostels Matthias aufbewahrt. In den Jahren 1770 bis 1807 bewachte ein Eremit, der sich im Bergfried der Oberburg ein Gemach eingerichtet hatte, die Matthiaskapelle. Nach seinem Ableben sollte diese abgerissen werden, doch eine katholische Pfarrgemeinde rettete sie vor diesem Schicksal und verkaufte sie 1819 an den preußischen Staat. Nachdem sich König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen bei einem Besuch der Kapelle ein Bild ihres Zustandes gemacht hatte, sorgte er zusammen mit dem Architekten Johann Claudius von Lassaulx für die Durchführung umfangreicher Restaurierungsmaßnahmen in den Jahren 1836 bis 1844. Eine weitere Sanierung fand über ein Jahrhundert später statt, als die rheinland-pfälzische Schlösserverwaltung von 1989 bis 1998 sowohl das Innere aufwendig rekonstruierte als auch eine statische Sicherung des Baus vornahm. Die kreisrunde Apsis scheint noch vom Vorgängerbau zu stammen und in den „Neubau“ integriert worden zu sein.
Das Innere der Kapelle strahlt den Reichtum der Spätromantik des 19. Jh. aus. Der seitenschiffartige Umgang ist mit einem Ringtonnengewölbe und Fenstern mit Kleeblattbogenarkaden versehen. Das Kleeblattbogenmuster ist ein Indiz für Handwerker aus dem mittel- und niederrheinischen Gebiet.
Der Chor wurde von Handwerkern aus dem oberrheinischen Gebiet geschaffen. Der Fußboden, bestehend aus mosaikartig angelegten, farbigen Tonplättchen wurde von Lassaulx in den Jahren 1837 bis 1844 verlegt. Bei der Fußbodensanierung im 20. Jh. erneuerte man die Farben des 19. Jh., die den einstigen mittelalterlichen Farben sehr nahe kommen. Von außen präsentiert sich die Kapelle als nüchtern wirkender Bau, bei dem sich Lisenen und Bogenfriese vereinigen. Die Portalkapitelle sind nach einem Teildiebstahl ersetzt worden, so dass der Besucher eine Kopie dessen vorfindet. Heute wird die Matthiaskapelle von der Matthias-Bruderschaft Kobern gepflegt.
Quelle
Staatliche Burgen, Schlösser und Altertümer in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Landesamt für Denkmalpflege, Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz. Koblenz 2003 (Heft 7). S. 98-101.