Das trapezförmige, bewaldete Sandsteinplateau, auf dem sich die Klause befindet, wurde schon früh als Kultstätte genutzt. In der Zeit 400 v.Chr. bis zur spätrömischen Epoche wurde das Plateau mehrmals befestigt und mit neuen Wällen und Gräben verstärkt. Bis ins 7. Jh. n. Chr. fanden römische Bestattungen in dem Bereich statt, wo heute der Kirchhof der ehemaligen katholischen Pfarrkirche vorzufinden ist. Man geht davon aus, dass im frühen Mittelalter der christliche Kult das Plateau ergriff. Aus dieser Zeit stammen die im Sandstein eingegrabenen Höhlen, Nischen und Kammern.Der Besucher findet zunächst die beiden Felsenkammern vor, die als Nachbildung der heiligen Stätten (Kreuzauffindungskapelle und obere Kreuzkapelle) auf dem Gogathafelsen bei Jerusalem gesehen werden können. Des Weiteren trifft er auf die Nachbildung des „Heiligen Grabes“, das als Nische an der südöstlichen Seite des Sandsteinfelsens erkennbar ist. Die heute noch sichtbaren Pfosten- und Balkenlöcher in der Felswand weisen auf frühere hölzerne Anbauten, Treppen und Galerien hin. Der ursprüngliche Bau der Klausenkapelle wurde um 1600 errichtet. Sie war damals ein Wallfahrtsort, der von der Trierer Abtei St. Maximin betreut wurde. Der Franziskanermönch Roméry baute aus der aus dem 4. oder 5. Jh. stammenden Felskapelle eine zweistöckige Eremitenklause im Stil posthumer Gotik. Das Untergeschoss, das nahezu nicht verändert wurde, enthielt den einschiffigen Sakralraum; das Obergeschoss die Wohnung des Eremiten. Bis zur Französischen Revolution wurde die Klause zum Beten genutzt. Ab dann setzte ihr Verfall ein.Als der spätere Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. das Rheinland bereiste, gefiel ihm die Klause bei Kastel so gut, dass er sie 1833 als Geschenk erhielt. Er beauftragte Karl Friedrich Schinkel, die Klause als Grabstätte für die Gebeine des blinden Königs Johann von Böhmen zu errichten, dessen Schicksal ihn besonders ergriffen hatte. Der blinde Vorfahre war am 26. August 1346 in einer Schlacht gefallen. Schinkel war von dem südlichen Flair der Städte entlang des Rheins und der Mosel derart beeindruckt, dass er romanische Formelemente in den Bau der neuen Kapelle integrierte. So erinnert beispielsweise die obere Fensterreihe an romanische Palastfenster oder an Zwerggalerien romanischer Kirchen im Rheinland. Sie gewähren dem Besucher im Gegensatz zu den Fenstern des Sakralraumes einen malerischen Ausblick auf das Saartal.Das Innere des Sakralraumes mit seinem gotischen Rippengewölbe ließ Schinkel unberührt. Lediglich ein Altarpodest aus Ziegelmosaiken wurde nach ihm angefertigt sowie auch die mit Sternen versehenen Steingitter an den Fenstern, die durch ihre bunte Verglasung die Kapelle in ein dämmriges Licht tauchen. An der Westwand brachte Freiherr Rudolph von Stillfried Rattonitz 1843 die Ahnentafel von Friedrich Wilhelm IV. und seiner Gattin Elisabeth von Bayern an. Der Sarkophag aus schwarz poliertem Marmor entstand ebenfalls nach Schinkel und enthielt bis 1946 die Gebeine des Königs von Böhmen. Sie wurden 1946 nach Luxemburg übergeben. Die Außenwände der Klause sollten unverputzt bleiben, damit sie sich besser an den Felsen schmiegen konnte. Insgesamt wird die Klause als ein Höhepunkt deutscher Romantik gesehen.
Quellen
Bornheim gen. Schilling, Werner. Klause bei Kastel. Hrsg. von Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz. Koblenz 2000 (Heft 12)
Staatliche Burgen, Schlösser und Altertümer in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Landesamt für Denkmalpflege, Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz. Koblenz 2003 (Heft 7). S. 94 f.