Ursprünglich handelte es sich bei der Burg Iben um eine Wasserburg, die 1258 erstmals als Niederlassung des Templerordens erwähnt wurde. Nachdem sich der Orden aufgelöst hatte, ging die Burg 1312 an die Raugrafen von Altenbaumburg, die in unmittelbarer Nähe residierten. Sie besaßen die Burg aber nur bis 1362 und wurden von den Marschällen von Waldeck abgelöst. Ab 1588 waren die Herren von Kronberg die Besitzer der Burg Iben, bevor sie im 19. Jh. in bäuerliches Eigentum umgewandelt wurde und durch zahlreiche Umbauten ihre letzten Charakteristika einer Wasserburg verlor.
Die Reste der Wasserburg befinden sich in Privatbesitz. Auch die Templerkirche war vom Abbruch bedroht, doch waren die Bemühungen des Großherzogtums Hessen-Darmstadt von Erfolg gekrönt, die Kirche zwecks Erhaltung zu erwerben. Lediglich der Chor, der heute in einem Kapellenbau präsentiert wird, konnte gerettet werden. Das romanische Langhaus wurde im 19. Jh. abgerissen. Nachdem die Kapelle 1949 in den Besitz der Schlösserverwaltung überging, wurde sie in den Jahren 1971 bis 1978 aufwendig restauriert. Leider halfen diese Maßnahmen bis heute nicht, dem Steinzerfall der Gemäuer Herr zu werden.
Betrachtet man heute den Kapellenchor, erkennt man hinsichtlich des Grundrisses, des Aufrisses, der Formen der Säulenvorlagen, der Kapitelle, der Gewölberippen und des Fenstermaßwerkes eine Verwandtschaft mit der Kathedrale von Reims. Diese Ähnlichkeiten sowie die Architekturfragmente, die auffallend dem 1239 vollendeten Westlettner des Mainzer Doms ähneln, lassen auf einen Mitarbeiter des berühmten „Naumburger Meisters“ als Bauherrn schließen.
Der von außen eher schlicht wirkende Bau bietet innen das ganze Repertoire der Frühgotik. Die reiche Verzierung sowie der Hang zur französischen Gotik weisen auf die Templer als Schaffer dieses kunstvollen Baus hin.
Quelle
Staatliche Burgen, Schlösser und Altertümer in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Landesamt für Denkmalpflege, Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz. Koblenz 2003 (Heft 7). S. 88 f.