Die Stadt Colonia Augusta Treverorum, das heutige Trier, wurde 16 v. Chr. gegründet und allmählich zu einem Hochzentrum römischer Kultur ausgebaut. Bereits im 1. Jh. n. Chr. erfuhr die Stadt eine so große Bedeutung als Verwaltungszentrum, Etappen- und Handelsort, dass ein Mindestmaß an Unterhaltungsangeboten geschaffen werden musste. Aus dieser Notwendigkeit heraus wurde das Amphitheater am Petrisberg in mehreren Bauphasen errichtet.
Die Reste des Amphitheaters, die der Besucher heute vorfindet, stammen aus dem letzten Drittel des 2. Jh. n. Chr. Jedoch handelt es sich dabei eigentlich um die Überreste des zweiten Theaters der Treverer. Das Vorgängermodell war eine Holzkonstruktion aus der 2. Hälfte des 1. Jh. n. Chr., dessen Überreste der Besucher am nördlichen Hauptzugang der Arena heute noch besichtigen kann. Durch den Bau des Amphitheaters wollten die Römer ein Unterhaltungsprogramm für die Stadtbewohner schaffen, das überwiegend aus Kämpfen zwischen Menschen und Tieren bestand.
Um einen Eindruck der einstigen Größe des Amphitheaters zu bekommen, stellt sich der Besucher am besten in die Mitte der Arena, wo zu römischen Zeiten die zum größten Teil blutrünstigen Spiele ausgetragen wurden. Die Zuschauerränge, deren Sitzreihen der Besucher noch erahnen kann, erstreckten sich auf einer Höhe von 22 m und boten bis zu 18 000 Zuschauern Platz. Die wenigen noch vorhandenen Sitzstufen haben Inschriften, die im römischen Trier als Platzkarten galten.
Die 2710 m² umfassende Arena wird von einer 4 m hohen elypsenförmigen Mauer umgeben, die zum einen im Osten und Westen Rückhaltemauer gegen das aufwallende Erdreich war, zum anderen aber auch Schutz- und Brüstungsmauer der Zuschauerränge war. In diese Mauer sind insgesamt 15 Türen eingelassen, hinter denen sich früher die Käfige der Tiere und kellerartige Räume verbargen. Die zum Teil erhaltenen bzw. wieder errichteten Räume können ebenfalls besichtigt werden.
Da sich das Trierer Amphitheater außerhalb der Stadt befand, wurde es beim Bau der Stadtmauer im 2. Jh. n. Chr. als östliches Stadttor integriert. Nachdem die Reichsverteidigung, die Verwaltung und der Kaiserhof abgezogen waren, wurde es zu einer Ringburg umgebaut, um sich vor Eindringlingen besser schützen zu können. So floh die Bevölkerung im Jahre 406/07 vor den Alemannen in das Amphitheater und entging dadurch größerem Schaden.
Da die Stadt Trier im 5. Jh. n. Chr. mehrfach in Teilen zerstört wurde, entstanden neue Ufersiedlungen und Kernsiedlungen um den Dom herum. Das hatte zur Folge, dass das Amphitheater für die Bevölkerung aufgrund seiner Lage unbrauchbar und dem Verfall preisgegeben wurde. 1211 erlaubte der Trierer Bischof den Mönchen von Himmerod, das Amphitheater als Materiallager zu verwenden.
Erste Ausgrabungen fanden bereits ab 1816 statt. Dabei fand man beispielsweise einen Weihaltar zu Ehren des Kaiserhauses und des Schutzgeistes des „Arenier“. Des Weiteren wurden Defixiones gefunden, so genannte Verfluchungstäfelchen aus Blei, die mit Zauberkraft bedacht waren. Diese Funde sowie eine aus dem 8. Jh. n. Chr. stammenden Scheibe aus Walfischknochen mit lateinischer Inschrift können heute im Rheinischen Landesmuseum in Trier besichtigt werden.
Quellen
Cüppers, Heinz. Trier – Amphitheater. Hrsg. von. Landesamt für Denkmalpflege, Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz. Koblenz 2002 (Heft 9). Goethert, Klaus-Peter. Römerbauten in Trier. Hrsg. von Landesamt für Denkmalpflege, Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz. 2003 (Heft 20)
Staatliche Burgen, Schlösser und Altertümer in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Landesamt für Denkmalpflege, Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz. Koblenz 2003 (Heft 7). S. 176 f.