Der ursprüngliche Name der römischen Villa lautete entweder „Otercancum“ oder „Atercancum“ und leitete sich von dem Namen Atrangskamp, einem Gelände südlich der Bachmulde, ab. 1825 wurden bei Ackerarbeiten zufällig Mosaikböden entdeckt. 1838 übernahm die Preußische Regierung unter König Wilhelm IV. das Gelände und ließ Schutzhäuser darüber errichten. Hier bietet sich dem Besucher ein „frühes Beispiel staatlicher Denkmalpflege“. Zusätzlich wurde ein Wächter zur Sicherung und Pflege der Anlage eingesetzt.
Das Areal der römischen Landvilla, die zum Typus Risalitvilla bzw. Portikusvilla zählt, erstreckt sich auf einer Länge von 379 m und einer Breite von 132 m und wurde im 1. Jh. n. Chr. erbaut. Das fast quadratische Herrenhaus umfasste 66 Räume und enthielt eine aufwendige Badeanlage. Wahrscheinlich wohnten bis zu drei Familien gleichzeitig dort. Als aufgrund der landwirtschaftlichen Güterproduktion der Wohlstand der Landgutbesitzer stieg, wurde die Villa Mitte des 2. Jh. n. Chr. aufwendig umgebaut und erweitert. Als Baumaterial dienten ihnen Kalkstein sowie feiner Sandstein für diverse Architekturelemente wie z.B. Säulen, Türschwellen usw. Der westliche Teil des Areals bestand aus einer Hoffläche sowie 9 kleineren Gebäuden. Es muss sich dabei um einen Wirtschaftshof gehandelt haben. Im nördlichen Teil befand sich das Gesindebad¹, über das im 19. Jh. ein neues Schutzhaus gebaut worden ist.
Der sich 400 m südöstlich befindende Tempelbezirk gehörte wahrscheinlich ebenfalls zum römischen Landgut. 1873/74 wurden die bereits 1843 entdeckten zwei Tempel und ein Wirtschaftshof freigelegt. Jedoch konnten nur zwei davon in ihren Grundrissen näher dargestellt werden. Es handelt sich dabei um einen gallo-römischen Rechtecksstempel mit Umgang sowie um einen Tempel mit Vorhalle. Vermutlich wurden in ihnen Kultbilder aufbewahrt. Aufgrund der Münzfunde sowie weiterer Gebrauchsgegenstände konnte eine kontinuierliche Bewohnung der Villa bis Ende des 4. Jh. sicher belegt werden. Danach wurden sowohl der Tempelbezirk als auch die Villa gewaltsam von Franken zerstört. Fränkische Gräber gaben Aufschluss darüber, dass sie nach der Zerstörung in der Nähe des Villenareals siedelten und diese als Grabstätte benutzten.
Während des 2. Weltkrieges wurde die Anlage stark beschädigt, vom Land Rheinland-Pfalz aber ab 1960 wieder hergestellt. Dazu mussten die Mosaikböden in aufwendiger Arbeit zum Teil ergänzt, zum Teil aber auch wiederhergestellt werden. Das Gleiche geschah mit der römischen Fußbodenheizung, auch Hypokausten genannt. Des Weiteren wurde der Grundriss der römischen Villa durch Steinbeläge freigelegt, so dass dadurch dem Besucher die einstige Größe des Gebäudes veranschaulicht wird. Der Südflügel der Villa, der aus der letzten römischen Bauphase stammte, wurde mit einem Säulengang und einer Aussichtsterrasse nachgebaut.
¹ Hier gibt es neue Forschungsergebnisse, dass es sich wohl eher um eine römische Kelteranlage gehandelt hat. (Quelle: Führungsheft 5, Villa Otrang/BSA , Peter Hoffmann, Seiten 23 - 25)
Quelle
Cüppers, Heinz. Römische Villa Otrang. Hrsg. von Landesamt für Denkmalpflege, Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz. Koblenz