Errichtet wurde Schloss Engers anstelle der mittelalterlichen Burg Kunostein, die seinerzeit vom Trierer Erzbischof Kuno von Falkenstein erbaut und von französischen Truppen 1689 zerstört worden war. Zwar wollte Johann Philipp von Waldersdorff die Burg renovieren lassen, aber als feststand, dass sie den gehobenen Wohn- und Repräsentationsbedürfnissen eines Kurfürsten nicht standhalten konnte, wurde ihr Abriss freigegeben.Der Kurfürst benutzte das Schloss nur zur Jagdzeit im September, sonst war es meist unbewohnt. Nach seinem Tod 1768 verwahrloste Engers, erfuhr aber Verwendungen der unterschiedlichsten Art. Zunächst wurde es als Materialquelle für die Koblenzer Residenz benutzt. 1803 wurde Schloss Engers an Fürst Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg übergeben, der es als Sommerresidenz neu ausstatten ließ und zeitweise auch bewohnte. 1815 wurde das Schloss nach dem Wiener Kongress preußisch. Die preußische Kriegsschule für Unteroffiziere der Festung Ehrenbreitstein bezog den einstigen Prunkbau 1862. Es blieb auch weiterhin bis 1928 in militärischer Hand, wobei es zeitweise als Kriegslazarett diente, zeitweise als Unterkunft für militärische Besatzungsmächte. Ab 1928 diente Schloss Engers unter dem Namen „Heinrich-Haus“ als Klinik für die „Josephs Gesellschaft für Behindertenfürsorge“. Als das Land Rheinland-Pfalz sich 1990 zu seinem Kauf entschloss, wurde es zunächst aufwendig restauriert und in seinen Originalzustand zurückversetzt. Mit großem Erfolg, denn heute erstrahlt das Schloss in neuem Glanz.Das Schloss präsentiert sich dem Besucher von Außen als hufeisenförmiger spätbarocker Bau der fränkischen Barocktradition. Seine prunkvollen Mittelrisalite geben Schloss Engers ein stolzes und zugleich erhabenes Aussehen. Zunächst betritt man jedoch den Ehrenhof, der aufgrund seiner schmiedeeisernen Einfassungen als kunstvollster Teil des Schlosses gilt. Bis 1971 war dieser noch mit einem 38 Stücke umfassenden Skulpturenzyklus aus rotem Sandstein ausgestattet. Aufgrund großer Witterungsschäden mussten die Figuren, bis auf die mittlerweile restaurierten und weiß gestrichenen Löwen am Eingangstor, abgebaut werden. Es ist aber eine Restaurierung vorgesehen.Die aufgrund fehlender Möblierung eher sparsam wirkenden Innenräume des Schlosses wurden vom schwäbischen Hofstuckateur Michael Eytel reich verziert. Sie präsentieren sich dem Besucher überwiegend in dem farblichen Zustand, in dem sie einst gewesen waren. Höhepunkt der Schlossführung ist der mit Stuck reich verzierte Festsaal. Er wird aufgrund des Hauptthemas der Fresken, die 1760 von Januarius Zick gemalt worden sind, auch Diana-Saal genannt. Der Festsaal gilt als „Höhepunkt weltlicher Innenraumgestaltung in Deutschland am Ende des Rokoko“. In Rheinland-Pfalz ist er zudem der einzig erhaltene kurfürstliche Festsaal dieser Art, da die anderen Schlösser während des 2. Weltkrieges schwer beschädigt wurden.In den Wohnräumen des Kurfürsten befindet sich eine interessante und vor allem vollständige Porträtfolge aller Trierer Erzbischöfe und Kurfürsten aus dem 16. und 18. Jh. Zudem können einige, filigran gearbeitete Möbelstücke von Abraham Roentgen aus dem 18. Jh. besichtigt werden.Da Schloss Engers 1996 der Landesstiftung „Villa Musica“ übereignet worden ist, werden in den Räumlichkeiten Konzerte veranstaltet, die ein einmaliges musikalisches Erlebnis garantieren.
Quellen
Restorff, Jörg und Jan Meissner. Schloss Engers. Hrsg. von Landesamt für Denkmalpflege, Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz. Regensburg 2003 (Heft 22)
Staatliche Burgen, Schlösser und Altertümer in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Landesamt für Denkmalpflege, Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz. Koblenz 2003 (Heft 7). S. 56 f.