Im Jahr 1987 wurden die Thermen am Viehmarkt als dritte Badeanlage in Trier entdeckt, deren Baugeschichte noch einige Rätsel aufgibt. Besucher können unter dem Pflaster des Viehmarktplatzes einen Blick in die Trierer Stadtgeschichte werfen: Zu besichtigen sind die mächtigen Fundamente eines römischen Bades, mittelalterliche Abfallgruben und Kellerräume des barocken Kapuzinerklosters. Die Geschichte der Thermen am Viehmarkt beginnt im 1. Jahrhundert n. Chr. Im 3. und 4. Jahrhundert folgt ein Großbau, in dem die Bewohner des Kaiserreichs Augusta Treverorum die Annehmlichkeiten römischer Badekultur genießen.
Der gläserne Schutzbau, ein Werk des Architekten Oswald M. Ungers, bildet einen spannungsreichen Gegensatz zu den antiken Ruinen, die seit Juni 1998 für Besucher zugänglich sind.
Bei den Thermen am Viehmarkt, deren Überreste beim Bau einer Tiefgarage 1987 zutage traten, hat sich die Stadt Trier etwas Besonders einfallen lassen. Da es in baulicher Hinsicht unmöglich war, die komplette Badeanlage auszugraben und den Besuchern frei zugänglich zu machen, entschied man sich für die Variante eines gläsernen kubischen Museumsbaus des Kölner Architekten Oswald Matthias Ungers. In ihm sind nicht nur Teile der Überreste römischer Badekultur zu besichtigen, vielmehr finden in den Räumen auch zahlreiche Veranstaltungen statt.
Die Thermen am Viehmarkt waren keine herkömmliche Thermenanlage wie beispielsweise die Barbarathermen oder die Kaiserthermen, sondern ein Volksbad, zu römischen Zeiten auch „Balneum“ genannt. Es war die erste öffentliche Badeanstalt, die von der Stadt Trier angeboten wurde. Im Unterschied zu den anderen Badeanlagen fehlten den Thermen am Viehmarkt der Warmbadesaal (= Caldarium) und ein Warmwasserbad (= Tepidarium). Man stellte zudem fest, dass aufgrund fehlender Abwässerkanäle sowie fehlender Verbindungstüren zwischen den einzelnen Bädern die eigentliche Nutzung des Gebäudes als Badeanlage wohl erst später stattgefunden haben muss. Als Erbauungszeit des Gebäudes wird das 1. Jh. n. Chr. gesehen, jedoch wurden die Badebecken, Abwasser- und Entwässerungskanäle sowie eine Heizung erst etwa im 4. Jh. n. Chr. eingebaut.
Bei den zwischen 1987 und 1994 vorgenommenen Ausgrabungen fand man neben den Überresten der Thermenanlage auch Spuren reich verzierter und ausgestatteter römischer Häuser aus der Gründungszeit der Stadt Trier (16 v. Chr.). Diese Funde verdanken ihre Erhaltung dadurch, dass die alten Häuser nie abgetragen, sondern einplaniert und überbaut wurden.
Des Weiteren trat bei den Ausgrabungen eine römische Straßenkreuzung mit angrenzender Wohnbebauung zu Tage. Der Verlauf der einstigen Römerstraße ist heute durch eine rote Pflasterung auf dem Viehmarkt erkennbar.
Man stieß aber auch auf Spuren, die ein wenig Aufschluss über die Nutzung des Geländes nach Abflauen der römischen Kultur geben. So entdeckte man unter anderem zwei mittelalterliche Brunnen und Reste eines Kapuzinerklosters aus dem Jahre 1616. Das Kloster wurde im damaligen Judenviertel der Stadt Trier errichtet und 1812 unter Napoleon abgerissen.
Quellen
Goethert, Klaus-Peter. Römerbauten in Trier. Hrsg. von Landesamt für Denkmalpflege, Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz. (Heft 20) Staatliche Burgen, Schlösser und Altertümer in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Landesamt für Denkmalpflege, Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz. Koblenz 2003 (Heft 7). S. 186 f.