Speyer. Mit einem Pontifikalamt hat Bischof Karl-Heinz Wiesemann am Aschermittwoch die Fastenzeit eingeläutet. Im Speyerer Dom stimmte er die Gläubigen auf die bewusste Vorbereitung auf das Osterfest ein. Er rief dazu auf, sich auf den wahren Kern des Fastens zu besinnen. Dem Pontifikalamt war eine Pontifikalvesper vorausgegangen.
„Fastenzeit ist kein individuelles Abstinenzprogramm“, das es zu absolvieren gelte, betonte der Bischof. Der Sinn des Fastens liege nicht im „Abspecken“, sondern in einer tiefen Erfahrung, die in der Gemeinschaft erlebt wird. Die Fastenzeit ist der gemeinsame Weg der Kirche, auf dem man entdeckt, man ist nicht allein, betonte er. „Gott will uns in dieser Zeit füreinander öffnen.“
Beim Fasten werde die Auferstehung eingeübt, führte der Bischof weiter aus. Der Leib werde erhoben, die Auferstehung dringe in den Geist, damit Freiheit neu entdeckt werden kann. Im Fasten sieht Wiesemann eine „Gegenkraft zur Schwerkraft des Lebens“. Er verglich die 40 Tage der österlichen Bußzeit mit der Wüstenwanderung des Volkes Israel - einer entbehrungsreichen Zeit und der bevorstehenden Begegnung mit der ersten Liebe, dem Einzug ins gelobte Land. Es sei eine Zeit, in der Vertrauen auf den Herrn neu geschöpft werde. Es gelte, „Gott im eigenen Leben wieder neu zu entdecken, den Glaube als lebendige Kraft des Lebens neu zu entfachen“.
Wiesemann stellte heraus, dass die Bußzeit ihre Wurzeln in der Vorbereitung auf die Taufe hat. Das sei nicht nur für die Taufbewerber wichtig, sondern für jeden: „Christ-Sein bedeutet auch immer wieder Christ-Werden“, sich immer wieder neu mit Gott und der Kirche zu verbinden. In diesen 40 Tagen vor Ostern erneuere sich die Kirche stets aufs Neue.
Bevor Wiesemann und Mitglieder des Domkapitels den Gläubigen die Aschekreuze auf die Stirn zeichneten, bat er den Herrn um Beistand. „Hilf uns, die 40 Tage der Buße in rechter Gesinnung zu verbringen.“ Zu Beginn des Gottesdienstes hatte er Gott um Kraft gebeten und die Gläubigen aufgefordert, den Herrn zu bitten, „dass es eine Zeit der Gnade wird“.
Die musikalische Gestaltung war dem Aschermittwoch angemessen zurückhaltend. Die Schola des Domchores unter Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori ließ unter anderem gregorianische Gesänge und deutsche Wechselgesänge erklingen. An der Orgel spielte Domorganist Markus Eichenlaub.
Text / Foto: Yvette Wagner