Dom zu Speyer Ostteil

Dom zu Speyer Chorraum der Krypta

Dom zu Speyer Patrone an der Westfassade

Dom zu Speyer Samsonfigur romanische Bauzier

Dom zu Speyer Zwerggalerie auf der Südseite

Dom zu Speyer Taufkapelle St. Martin und St. Emeran

Dom zu Speyer Gotisches Relief der dort bestatteten Könige

Dom zu Speyer nördliches Seitenschiff Richtung Osten

Dom zu Speyer Blick von der Aussichtsplattform im Südwestturm auf die Osttürme

Patronatsfest Mariä Himmelfahrt

Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann

„Gebrochen aber nicht zerbrochen“ – Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann nimmt am Patronatsfest Flüchtlinge in den Blick

Der Speyerer Dom ist ein Mariendom. 1061 wurde er der Mutter Gottes geweiht. Zum Patronatsfest Mariä Himmelfahrt feierte am Vormittag des 15. August Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann ein festliches Pontifikalamt. Es folgten weitere Gottesdienste bis mit der Festtag mit einer feierlichen Lichterpozession endete.

In seiner Predigt griff Bischof Wiesemann Polen-Reise zur Vorbereitung des Welt-Jugendtages ein, bei der er Krakau aber auch Auschwitz besichtigte. Besonderen Eindruck auf ihn habe der Besuch einer Ausstellung von Gemälden eines KZ-Überlebenden in einem Minoriten-Kloster in der Nähe von Auschwitz gemacht. Die eintätowierte Nummer sei Symbol der Anonymisierung des Individuums zur Masse. Mariä Himmelfahrt steht dagegen für die Auferstehung einer tatsächlich gestorbenen, individuellen Person, die Aufnahme mit Leib und Seele sei ein eindeutiges Zeichen für die Bejahung des Lebens.

Besonders wichtig sei die Bedeutung des einzigartigen Lebens jedes Menschen angesichts der Flüchtlingsströme, die uns heute wie anonyme Massen scheinen könnten. „Ihre Leben sind durch die Katastrophe der Vertreibung und Flucht gebrochen, aber nicht zerbrochen, ebenso wie Maria eine gebrochene aber nicht zerbrochene Frau ist“, so Wiesemann.

Viele Dombesucher hatten Sträuße mit Kräutern und Blumen mitgebracht, die von Bischof Wiesemann im Gottesdienst gesegnet wurden. Einer alten Tradition entsprechend sollen sie deutlich machen, dass die ganze Schöpfung unter dem Segen Gottes und der Verheißung der österlichen Vollendung steht. 

Für die musikalische Gestaltung des Hochfestes sorgten der Ferienchor der Dommusik und die Dombläser unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori. Die Orgel spielte Domorganist Markus Eichenlaub.

Weihbischof Otto Georgens feierte das Hochfest Mariä Himmelfahrt in der Kathedrale von Straßburg als Konzelebrant zusammen mit Kardinal Paul Poupard und Erzbischof Jean-Pierre Grallet. Wie der Speyerer Dom so ist auch das Straßburger Münster der Mutter Gottes geweiht. 

„Und aller Welt ein Trösterin“

Lichterprozession: Abschluss vor dem Dom
Lichterprozession: Abschluss vor dem Dom

„Im Himmel ist sie Königin und aller Welt ein Trösterin.“ Die Textzeile aus der zweiten Strophe des Liedes zu Mariä Himmelfahrt aus dem Gotteslob nahm Regens Markus Magin als Leitsatz bei der Marienfeier am Samstagabend im Dom. Zuvor waren bereits mehrere Hundert Gläubige aus Speyer und der gesamten Diözese zum Rosenkranzgebet zusammengekommen, danach zogen alle gemeinsam in einer Lichterprozession durch den Domgarten. 

Das Schraudolph-Fresko in der Apsis des Domes, sein „Titelbild“ sozusagen, nahm Magin in seiner Predigt zum Anlass, den Status von Maria als Himmelskönigin im Jahr 2015 zu hinterfragen. Zum Nachdenken, inwieweit diese Darstellung noch zeitgemäß ist in einer Welt rational und vernünftig denkender Menschen und in der Ökumene wichtig ist, animierte der Prediger die Gläubigen. 

Dass das Bild von Maria als Königin weit entfernt ist, stellte er fest. „Für die meisten ist sie eher Schwester im Glauben oder ein Vorbild“, erklärte Regens stattdessen. Für viele seien Könige der Inbegriff einflussreicher, mächtiger Menschen, so wie der Sonnenkönig Ludwig XVI. oder Iwan der Schreckliche. Nicht der Beiname sei jedoch entscheidend für die wahre Größe eines Königs, machte Magin am Beispiel von König Dagobert I., dem letzten Merowinger-König, deutlich. „Der Gute“ sei er genannt worden, nachdem er das Speyerer Benediktinerkloster auf dem letzten Grund und Boden christlicher Wurzeln errichten ließ.

Parallelen zog der Regens zu Maria. „Sie ist die Gute, der es nicht um Herrlichkeit, Glanz und um sich selbst geht, sondern sie nimmt Anteil an der Sorge Jesu Christi um und seiner Liebe für uns“, sagte er. Wach machen und Mut machen – das sei es, was die Königin Maria für Magin ausmache.

Neue Perspektiven auf das Geheimnis der Mutter Gottes und den Glauben sah Dompfarrer Matthias Bender durch die Predigt eröffnet. Er rief dazu auf, die Kraft, die von dem Marienfest ausgeht aufzunehmen, damit sie das eigene Leben beflügeln möge. Nach dem festlichen Gottesdienst, der vom Dompfarrchor und Domorganist Markus Eichenlaub an der Orgel gestaltet wurde, begleiteten die Dombläser die Lichterprozession musikalisch. Das gewaltige Lichtermeer in der Dunkelheit lieferte eine sichtbare Antwort auf die Frage, ob die Verehrung der Mutter Königin auch 2015 noch zeitgemäß ist. Begleitet wurden die Gläubigen unter anderem von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Weihbischof Otto Georgens und Bischof a.D. Dr. Anton Schlembach.

Hauptfest unter den Marientagen

Gnadenbild im Dom zu Speyer
Festlich geschmücktes Gnadenbild im Dom zu Speyer

Das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel wird von der katholischen und der orthodoxen Kirche als Hauptfest unter den Marientagen gefeiert. Erstmals ist es in der armenischen Kirche für die Mitte des fünften Jahrhunderts bezeugt. Auch im Bistum Speyer hat die Verehrung der in den Himmel aufgenommenen Gottesmutter eine alte Tradition. Im Jahr 670 wird in einer Schenkungsurkunde des Merowingerkönigs Hilderich II. zum ersten Mal Maria als Patronin der Diözese genannt. Ebenso hatte schon die Vorgängerkirche des jetzigen salischen Domes das Marienpatrozinium. Seit dem Mittelalter machte das Gnadenbild der „Patrona Spirensis“ den Dom zu einem Mittelpunkt der Marienverehrung für das ganze Bistum Speyer.

Text und Fotos: Bastian Hoffmann / Susanne Kühner / Pressestelle Bistum Speyer