Das feierliche Pontifikalamt am Pfingstmontag im Dom bildete den Höhepunkt der Feierlichkeiten zum Bistumsjubiläum. Es stand unter Leitwort des 200-jährigen Jubiläums der Neugründung des Bistums Speyer „Seht, ich mache alles neu“ (Offb 21,5).
Der Apostolische Nuntius Erzbischof Dr. Nikola Eterovic übermittelte dem Bistum Speyer und seinem Bischof die Grüße und Glückwünsche von Papst Franziskus. „Der Papst wird nicht müde, zu einer neuen Dynamik der Verkündigung des Evangeliums Jesus Christi aufzurufen, das auch dem Menschen von heute eine gute Nachricht ist“, so Eterovic. Diese neue Evangelisierung müsse auf den soliden Fundamenten von Glaube, Hoffnung und Liebe des gläubigen Gottesvolkes aufruhen, „so wie es der Dom als majestätische Kathedrale auf der Ebene von Kunst und Architektur repräsentiert“. In der „ehrwürdigen Diözese Speyer“ möge der „Glanz der Herrlichkeit Gottes“ durch ein Leben aus dem Glauben erstrahlen, so der Nuntius. Er warb dafür, nicht „müde und resigniert“ zu sein, sondern sich ein Vorbild an denen zu nehmen, die vor 200 Jahren „in schwieriger Zeit in dieser Diözese gewirkt haben und das Evangelium verkündeten“.
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann ging in seiner Predigt auf den schwierigen Anfang des neugegründeten Bistums ein. „Äußerlich war die Lage zum Verzweifeln. Und dennoch wuchs gerade in dieser wirren Zeit unter der Oberfläche kraftvoll Neues heran, vor dem wir heute nur staunend stehen können“, sagte er im Blick zum Beispiel auf die Ordensgründungen, die Entstehung zahlreicher katholischer Verbände und Vereinigungen im 19. Jahrhundert sowie die Gründung der Kirchenzeitung „ Der Pilger“, die damit die älteste Bistumszeitung Deutschlands ist. „Die erzwungene Befreiung von den weltlichen Herrschaftsaufgaben setzte eine neue geistliche und seelsorgerliche Dynamik ungeahnten Ausmaßes frei.“ Das Geheimnis des Neuaufbruchs der Diözese liege in der „funkenden Verbindung von tiefer Christusfrömmigkeit mit der inneren Berührung durch die soziale Frage des Jahrhunderts“. Erneuerung der Kirche gehe nie nur geistlich oder nur diakonisch. Wo aber beides zusammenkomme, da erwache das Evangelium zu neuem Leben. Kirche wachse immer neu „von oben aus dem Geist und von unten aus der Sehnsucht und dem Mut der Menschen“. Der Bischof erinnerte daran, dass geistliches Leben eine immerwährende „Neuwerdung aus dem Geist“ bedeute. Der Glaube habe immer auch eine selbstkritische, reinigende und erneuernde Dimension. Das verbinde die katholische Kirche 500 Jahre nach der Reformation mit ihren evangelischen Brüdern und Schwestern: „Der Geist will uns heute umgestalten. Und ich bin mir sicher, dass er uns gemeinsam umgestalten will, denn die Herausforderungen unserer säkularisierten und globalisierten Welt können wir als Christen nur gemeinsam bestehen.“
Zum Abschluss der Predigt ging der Bischof auf die Frage ein: „Was feiern wir mit diesem Jubiläum?“ Seine Antwort: „Nicht uns selbst. Wir feiern das Geheimnis des Heiligen Geistes als der Seele, dem Lebensatem der Kirche. Seine Kraft kommt immer dann zum Vorschein, wenn der Mensch mit seinen Kräften am Ende scheint.“ Als Bischof schaue er „mit Stolz und Zuversicht“ auf die „geistliche Kraft zur Erneuerung, die in diesem Bistum steckt und lebt.“ Vor 200 Jahren sei unter der Oberfläche der Zerstörung machtvoll Neues gewachsen. „Ich weiß noch nicht, wohin der Geist unsere Kirche in unserer Welt von heute führen wird. Aber ich lebe aus der Offenheit für diesen Geist“, so Wiesemann.
Zahlreiche Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft feierten den Gottesdienst mit
Unter den Mitfeiernden waren auch zahlreiche Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft. Der Primas von Polen Erzbischof Wojciech Polak war aus dem polnischen Gnesen angereist. Auch der frühere Speyerer Bischof und emeritierte Erzbischof von München-Freising Friedrich Kardinal Wetter, der emeritierte Speyerer Bischof Dr. Anton Schlembach und die pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer wohnten dem etwa zweistündigen Gottesdienst bei.
Auch das Erzbistum Bamberg und die Nachbarbistümer hatten Vertreter entsandt. Aus Metz waren Bischof Jean-Christophe Lagleize und aus Straßburg Weihbischof Vincent Dollmann nach Speyer gekommen. Erzbischof Duro Hranic vertrat das Erzbistum Dakovo-Osijek in Kroatien. Die Evangelische Kirche der Pfalz war durch Kirchenpräsident Christian Schad vertreten. Die Verbundenheit des Bistums Speyer mit Bayern kam durch die Präsenz der bayerischen Landtagspräsidentin Barbara Stamm und des bayerischen Kultusministers Dr. Ludwig Spaenle sowie von Herzog Max in Bayern als Vertreter des Hauses Wittelsbach zum Ausdruck. Den saarländischen Landtag vertrat Landtagspräsident Klaus Meiser. Auch zahlreiche Bundes- und Landtagsabgeordnete sowie Landräte und Bürgermeister – manche davon auch aus dem rechtsrheinischen Gebiet, das bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zum alten Fürstbistum Speyer gehört hatte – waren unter den Gottesdienstbesuchern.
Die Dommusik gestaltete die Feier mit Werken, die fast alle im Laufe der letzten 200 Jahren für den Dom oder das Bistum komponiert wurden. Zudem wurde das eigens für diesen Anlass gedichtete Lied zum Bistumsjubiläum gesungen. Das Geschehen am Altar wurde per Monitor in die bestuhlten Seitenschiffe übertragen. Knapp 2.000 Gläubige feierten den Gottesdienst direkt im Dom mit. Auf einer Großbildleinwand im südlichen Domgarten folgten weitere 1000 Gottesdienstteilnehmer dem Geschehen.
Predigt von Bischof Wiesemann im Wortlaut
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Text: is / Fotos: Klaus Landry