Dom zu Speyer Apsis und Osttürme

Dom zu Speyer Chorraum der Krypta

Dom zu Speyer Patrone an der Westseite

Dom zu Speyer Zwerggalerie auf der Südwestseite

Dom zu Speyer Chorraum

Dom zu Speyer nördliches Seitenschiff


Dienstag, 15. August 2017

„Glaube ist Beziehung“

Bischof Karl-Heinz Wiesemann stellte die Marienfrömmigkeit in den Mittelpunkt seiner Predigt.

Bischof Wiesemann predigt zum Patronatsfest Mariä Himmelfahrt in voll besetztem Dom - Weitere Gottesdienste am Nachmittag und Abend

Speyer. Mariä Himmelfahrt ist nicht nur ein Hochfest in der katholischen Kirche, sondern gleichzeitig das Patronatsfest des Doms und des Bistums Speyer. Gleich zwei Gründe, die die Gläubigen an diesem Tag in den Dom strömen ließ. Viele hatten gemäß der alten Tradition Sträuße mit Blumen und Kräutern mitgebracht, um sie segnen zu lassen. Den offiziellen Auftakt des Festtages bildete ein Pontifikalamt mit Bischof Karl-Heinz Wiesemann.

Der Bischof von Speyer ließ die Gläubigen an seiner Freude über diesen besonderen Tag teilhaben. „Wir wollen diesen Gottesdienst als Festgottesdienst in der Freude über die Erlösung feiern“, rief er ihnen zu Beginn zu. In seiner energisch vorgetragenen Predigt widersprach Bischof Wiesemann Kritik und Vorbehalten gegenüber der Marienfrömmigkeit, die in der katholischen und orthodoxen Kirche hohen Stellenwert besitzt. Die Marienverehrung gehöre „in das Herz des christlichen Glaubens“, betonte er und untermauerte dies mit drei Gedanken. „Gott will unser Heil nicht allein bewirken, er will unsere Mitwirkung in einem partnerschaftlichen Bund“, führte Wiesemann aus. Dabei besäßen die Geschöpfe die Freiheit zur Mitwirkung. Die Marienfrömmigkeit wiederum betrachte das Geheimnis der Freiheit der Geschöpfe, sagte der Bischof. Er sehe die Muttergottes als ein Vorbild, die sich stets offen hielt für Gott, um durch ihn zu wirken. Von diesem Punkt schlug er den Bogen zum politisch-gesellschaftlichen Leben: „Unsere Demokratie lebt von der Mitwirkung des Einzelnen.“ Weiterhin stehe Marienfrömmigkeit für die Ur-Beziehung des Menschen. Sichtbar werde die innige Verbundenheit durch Marienbilder, auf denen die Muttergottes Jesus im Arm hält – als Neugeborenen wie als Gekreuzigten. „Glaube ist Beziehung“, so Wiesemann, der dem Alleinsein von Christen eine Absage erteilte. „Gemeinschaft gehört zum Glauben.“ 

Zum Dritten sei der Glaube ein Glaube an eine Erlösung von Leib und Seele. Die Marienfrömmigkeit weise darauf hin, „dass wir uns wiedersehen können, dass Gott unser Heil in Leib und Seele will“. Seit der Auferstehung Christi gehöre das Leibliche zum Göttlichen. Diese Leiblichkeit komme ebenfalls in den Marienbildern zum Ausdruck. Bischof Wiesemann forderte, Menschen auch in ihrer Leiblichkeit Würde zu geben. Er verurteilte medizinische Experimente mit Embryos und den nachlässigen Umgang mit alten, gebrechlichen Menschen.

Nach der Eucharistiefeier segnete der Bischof die Blumen- und Kräutersträuße. Mariä Himmelfahrt sei auch ein Fest, das an die Gaben der Schöpfung erinnere, an die Heilkraft und an das, was Leib und Seele erfreut, erläuterte er. Anschließend erteilte Bischof Karl-Heinz Wiesemann den Apostolischen Segen.

Für die umfangreiche musikalische Gestaltung beim Pontifikalamt sorgte die Capella Spirensis unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori. Die Orgel spielte Domorganist Markus Eichenlaub.

Das Pontifikalamt bildete den Auftakt des Festtages. Es folgten am Nachmittag eine Pontifikalvesper, die Abendmesse, sowie am späteren Abend ein Rosenkranz-Gebet und die Marienfeier mit Bischof Wiesemann, die mit einer Lichterprozession durch den Domgarten abschloss. Die Kräuterweihe fand in allen Gottesdiensten statt.

Text/Foto: Yvette Wagner