Speyer. Manches ändert sich nie und sind die Zeiten noch so turbulent - und vielleicht ist dies auch deshalb so eindringlich: Mit Freude und bewegt empfingen in den frühen Abendstunden des 20. Dezember der Speyerer Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und, als Vertreter des Domkapitels, Domkustos Peter Schappert Bundeskanzler a.D. Dr. Helmut Kohl und seine Ehefrau Dr. Maike Kohl-Richter zu einem vorweihnachtlichen Besuch in der mit Krippe und Kerzen und Tannenbäumen adventlich geschmückten und weihnachtlich erstrahlenden Kathedrale. Vor fast genau einem Jahr war der Altkanzler, der gesundheitlich angeschlagen und selten in der Öffentlichkeit zu sehen ist, zuletzt im Dom gewesen. Auch in diesem Jahr wollte er darauf keinesfalls verzichten, zumal es ihm nach eigenem Bekunden wieder besser geht. Sein erster Weg führte ihn, wie immer, vor den Altar und das Marienbildnis. Gemeinsam mit dem Bischof betete das Ehepaar Kohl hier das „Vater unser“ und das „Gegrüßet seist Du Maria“. Sie besichtigten die Weihnachtskrippe, die im südlichen Seitenschiff gerade aufgebaut wird, und zündeten gemeinsam in Stille eine Kerze an - eine Kerze für den Frieden in der Welt.
Anschließend lauschten sie den Klängen der großen Domorgel. Domorganist Markus Eichenlaub intonierte Choralbearbeitungen des englischen Komponisten Robert Jones und spielte klassische Advents- und Weihnachtslieder, darunter „Stille Nacht, Heilige Nacht“, das traditionell auch in der Christmette erklingt. Zur sichtlichen Freude des Altkanzlers ließ er zudem die berühmte Toccata in d-Moll von Johann Sebastian Bach erklingen. Das Werk ist bei früheren Besuchen Helmut Kohls mit Staatsgästen im Speyerer Dom regelmäßig gespielt worden.
Der ehemalige Bundeskanzler ist der romanischen Kathedrale seit seiner Kindheit eng verbunden. In seiner Amtszeit als Regierungschef hat Helmut Kohl zahlreiche ausländische Staatsgäste nach Speyer und in den Dom geführt, darunter Margaret Thatcher, Michael Gorbatschow, George Bush, Vaclav Havel, Boris Jelzin und König Juan Carlos. In der Ausstellung "Weltbühne Speyer" im Historischen Museum der Pfalz in Speyer sind Fotos dieser Besuche bis Herbst 2017 zu sehen. Am Beispiel des europäischen Kaiserdoms hat Helmut Kohl seit jeher die Bedeutung des christlichen Glaubens für ein Zusammenleben in Frieden und Freiheit in Deutschland, Europa und der Welt verdeutlicht und dabei klar gemacht, dass Europa nicht nur in Brüssel und Straßburg, sondern überall in Europa stattfindet. Für Helmut Kohl ist der Dom Sinnbild des geeinten Europas und seiner christlichen Wurzeln. Mit seinem Engagement für die Europäische Stiftung Kaiserdom zu Speyer, dessen Kuratoriumsvorsitzender er bis heute ist, hat er zugleich entscheidend dazu beigetragen, dass das zentrale Bauwerk dauerhaft erhalten werden kann. Und so war bei seinem Adventsbesuch vor allem wieder eines spürbar: Für Helmut Kohl ist der Dom eine Herzensangelegenheit. Seinen Besuch hatte er mit dem Bischof schon vor Wochen vereinbart.
Weitere Pressefotos:
Begegnung mit Domkustos Schappert und Domorganist Eichenlaub
An der Weihnachtskrippe im südlichen Seitenschiff
Text: is / Foto: Klaus Landry