Speyer. Ein mitreißender Gottesdienst mit viel Musik, spontanem Applaus, dem ausdrücklich gewünschten Einsatz von Smartphones, einer großen Leinwand und ernsten wie witzigen Kommentaren: Unter dem Motto „About you. And me" hatten Bischof Karl-Heinz Wiesemann und die Abteilung Jugendseelsorge am Samstag Firmlinge aus dem ganzen Bistum nach Speyer eingeladen. Der Jugendgottesdienst im Dom bildete den Höhepunkt einer besonderen Pilgerreise, die virtuelle, reale und Glaubenswelt miteinander eng verband. Der Tag sollte die Jugendlichen auf ihrem Weg miteinander und mit Gott vernetzen.
Der interaktive Tag für Firmlinge hatte im vergangenen Jahr seine Premiere gefeiert. "Die Rückmeldungen waren sehr gut", blickte Diözesanjugendseelsorger Pfarrer Carsten Leinhäuser zurück und nannte gleichzeitig den Grund, warum das Konzept in diesem Jahr im Großen und Ganzen beibehalten wurde. Vieles spiele sich über Smartphones ab und passe in die Lebenswelt der jungen Menschen, meinte er. Ziel des Tages: Die Firmlinge sollten sich mit Gott, ihrer Beziehung zu ihm, ihrem Glauben und ihrem Leben auseinandersetzen. Dass nach 600 Teilnehmern beim ersten Mal jetzt "nur" rund 450 Mädchen und Jungen kamen, führten Leinhäuser und Pastoralreferent Felix Goldinger von der Netzgemeinde DA_ZWISCHEN darauf zurück, dass das Firmalter im Bistum heraufgesetzt wurde: Im Jahr der Firmung müssen Jugendliche nun 15 Jahre alt werden, weshalb viele Pfarreien dieses Jahr mit Firmkursen aussetzten.
Die Firmlinge, die nach Speyer gekommen waren, hatten sich in ihren Heimatpfarreien auf den Tag vorbereitet. Die Reise und der Aufenthalt in der Domstadt waren wie ein Pilgerweg gestaltet. Schon unterwegs erhielten sie über den Social-Media-Dienst WhatsApp Anstöße zum Nachdenken oder Fragen aufs Smartphone. Ob und wie sie darauf reagierten, bestimmte jeder selbst. "Uns ist wichtig, den Firmlingen die Entscheidung zu überlassen", betonte Leinhäuser und Goldinger ergänzte: "Der Tag soll auf leichte, spielerische Weise zum Mitmachen einladen." Diese Einladung nahmen die meisten an. Bei der Ankunft in Speyer hatten die Firmlinge aus der Vorder-, Süd, und Westpfalz schon mehrere hundert Rückmeldungen gegeben, darunter Hanna, Lucas, Louisa und Alina aus Großfischlingen und aus Venningen. Sie hatten Fotos von Orten geschickt, in denen sie bei ihrer Anreise Gott begegnet sind: Brunnen, Bäume und natürlich den Dom.
Vieles fand nur im virtuellen Raum statt, aber einiges war auch ganz traditionell analog und für alle sichtbar: Auf Stellwänden im Dom schrieben die Jugendlichen ihre Gedanken zu verschiedenen Fragen. Sie antworteten kurz und knapp, was Kirche für sie bedeutet und was sie von ihr erwarten, was sie schon immer mal wissen wollten, was sie voll nervt, wen sie gerne mal treffen würden oder wie es sein würde, wenn Jesus zu Besuch kommt. Die Antworten waren sowohl ernst und kritisch, aber auch witzig und ironisch. Die Otto-Pforte im Südosten des Doms – im vergangenen Jahr die Pforte der Barmherzigkeit – erhielt am Tag der Firmlinge einen besonderen Schmuck. Die Firmlinge hatten Hashtags, also Schlagwörter, für Gott auf buntes Papier geschrieben, das den Eingang umrahmte. Nächstenliebe, überall, Begleiter, Hoffnung, Himmel und viele andere Begriffe hatten sie notiert.
Der Gottesdienst verband virtuelle und analoge Wirklichkeit mit Glaubensfragen, Gott und Jesus. Bischof Wiesemann und Pfarrer Leinhäuser gestalteten ihn zusammen mit den Jugendlichen. Mitmachen statt zuhören war angesagt. Leinhäuser hatte am Anfang die Frage für die Firmlinge gestellt, der sie nachgehen konnten: "Wie ist diese Beziehungskiste mit Gott?" Diese Beziehungskiste ist nicht ganz einfach, räumte der Diözesanjugendseelsorger ein. Er lud die Jugendlichen ein, den Gottesdienst mitzufeiern, "egal, wie groß oder klein der Glauben, egal, wie klein oder groß die Zweifel sind". Er machte deutlich, was Firmung bedeutet: Dass man das Angebot Gottes annimmt, ein Begleiter durchs Leben zu sein. Die Firmlinge lieferten den Beweis, dass ein Gottesdienst auch WhatsApp-tauglich ist. Jugendliche fragten die Firmlinge: Wer ist Gott für mich? Wie ist Jesus für mich? Was schenkt mir der Heilige Geist? Die knappen Antworten tippten die Mädchen und Jungen die Smartphones und schickten sie an die WhatsApp-Gruppe. Felix Goldinger und Joachim Lauer, Referent der Jugendkirche Lumen, machten einige an der großen Leinwand sichtbar.
Der Bischof berichtete aus seinem Leben, wie er zum ersten Mal in seinem Leben Gott spürte, wie sich seine Beziehung zu Jesus entwickelte und über seinen Weg in der Kirche. Er begründete, warum er an Gott glaubt und auf ihn vertraut. Für seine Predigt erhielt er Beifall. Ebenfalls Applaus erntete die Band "God's Child" aus Ludwigshafen, die poppige und rockige Klänge in den Dom brachte. Zum Schluss machte Leinhäuser ein Selfie mit Wiesemann und den vielen Jugendlichen im Hintergrund, ehe der Bischof den Segen spendete.
Auf ihrem Heimweg verschickte das Team den letzten Impuls und bat um Rückmeldung, wie den Jugendlichen der Tag gefallen hat. Das Fazit: überwiegend positiv. "Viele fanden den Tag besser als erwartet", fasste Felix Goldinger zusammen. Die Idee mit dem Mitmachen übers Smartphone sei gut angekommen. Insgesamt 2800 Nachrichten hatten die Firmlinge dem Team bis zum Abend geschickt.
Text / Foto: Yvette Wagner