Mittwoch, 22. Juli 2015

Domsakristan mit Herz und Seele

Domsakristan Markus Belz

Auch nach 25 Dienstjahren hat Markus Belz noch viel Freude an seinem Traumjob

Speyer (22.07.2015). Seit 25 Jahren ist Markus Belz bereits Sakristan im Dom zu Speyer. Ein guter Anlass für unsere Schulpraktikantin, Nathalie Metzel,  den Mann hinter den Kulissen und seine Arbeit ein wenig besser kennenzulernen und einen Bericht darüber zu schreiben.

Der 1.7.1990 war der erste Arbeitstag für Markus Belz in der Domsakristei. Schon als Messdiener in seiner Heimatpfarrei Sankt Ludwig in Ludwigshafen träumte er davon, als Küster tätig zu sein. Leider war im ganzen Bistum keine Stelle frei, weshalb er zunächst zehn Jahre im Verkauf tätig war, bis er einen Hinweis erhielt, dass im Speyerer Dom eine Stelle ausgeschrieben wurde. „Ich habe mich auch gleich darauf beworben und dann klingelte um fünf Uhr das Telefon: Ich könnte am nächsten Tag anfangen“, erzählt Markus Belz lachend.

Das hat er dann auch getan und seitdem beginnt der Arbeitstag für ihn, wenn andere gerade erst aufstehen. Ist er für die Frühschicht eingeteilt, muss Belz für den Gottesdienst in der Afrakapelle bereits um 6.30 Uhr vor Ort sein. Wenn nach der Messe dann alles aufgeräumt ist, geht er erst einmal nach Hause einen Kaffee trinken. Seine Dienstwohnung ist praktischerweise nur wenige Meter vom Dom entfernt. Um neun Uhr heißt es dann Eingänge  aufschließen, anschließend fallen Büroarbeiten und Aufsichten im Dom an. Für Markus Belz ist das der absolute Traumjob, für den er eine 4-wöchige Messnerschulung gemacht hat. Zu den Hochfesten muss er mit seinen Kollegen dann  auch den Dom herrichten und sich zum Beispiel um den Blumenschmuck kümmern. „Da ist dann schon viel los“, erzählt er.

Was Markus Belz an seinem Beruf schätzt, sind aber auch Gespräche mit den Touristen. Teilweise unterhält er sich auch sehr intensiv mit ihnen, denn schließlich kennt er den Dom nicht nur aus touristischer Sicht. Für Belz bleibt er in erster Linie ein Gotteshaus. Leider ist das seit geraumer Zeit für einige Touristen unverständlich. „Viele Touristen sehen den Dom nur noch als Attraktion“, ärgert er sich. In dieser Beziehung musste er auch schon einiges erleben: eine Familie, die mit dem Hund hereinspaziert kommt, Menschen, die in Bahnhofslautstärke erzählen, andere erscheinen mit ihrem Eis in der Hand – erst vor kurzem hat Belz ein Mädchen nach draußen geschickt, das sich im Dom die Fußnägel lackiert hatte. Er betont dabei, dass es vor allem ältere Generationen sind, die nicht wüssten, wie man sich richtig verhält. An solchen Tagen gehe er nicht gern zur Arbeit, denn er ist entsetzt darüber, wie respektlos die Menschen sich teilweise verhalten.

Allerdings gibt es andere Ereignisse, die ihm wohl noch einige Zeit in Erinnerung bleiben werden. Die Besuche von Altkanzler Helmut Kohl mit Staatsgästen aus aller Welt beispielsweise. „Das war immer ein Riesenaufwand. Vorher wurde der komplette Dom nach Sprengstoff abgesucht“, erinnert er sich. Zu Beginn seiner Arbeitszeit seien nach dem Mauerfall fast alle zwei Wochen Staatsbesuche im Dom abgehalten worden. Der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog und auch Kurt Beck sind gerne gekommen. Markus Belz hat sie als sehr freundliche Menschen erlebt. „Es war immer schön, wenn sie da waren“, berichtet er. Besonders eindrucksvoll war aber auch der Dreh der Johannespassion von Johann S. Bach mit Regisseur Hugo Niebeling. Bei leergeräumtem Dom und teilweise auch mitten in der Nacht sei es sehr beeindruckend gewesen, wie das Gebäude gewirkt  habe. Besonders ergreifend war für Markus Belz die Szene der Kreuzigung Jesu.

In den Aufgabenbereich des Domsakristans gehört auch das Aufbauen der Krippe vor Weihnachten. Seit 30 Jahren kümmert er sich mit seinen Kollegen um die Gestaltung. Das macht ihm auch heute noch großen Spaß. „Die Krippe ist jedes Jahr wieder eine neue Herausforderung, aber die Vorfreude ist immer noch da“, erklärt er. Das endgültige Endprodukt entsteht dann beim Bauen selbst, denn erst während des Gestaltens wird klar, wie die Krippe letztlich aussehen soll. Belz besteht allerdings darauf, dass die Figuren erst am 23. Dezember aufgestellt werden, denn schließlich diene der Advent der Vorbereitung, nicht dem Feiern selbst. Damit widersetzt sich der Sakristan dem Druck des Tourismus, denn am liebsten würden die Touristen die Krippe zeitgleich mit einem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt bestaunen. Doch da bleibt Markus Belz hart. „Die Krippe ist kein Tourismusobjekt“, betont er.

Was sich im Vergleich zu früher an seinem Beruf geändert hat? „Weniger Staatsbesuche“, antwortet Belz lächelnd und erklärt die Besonderheit an seinem Beruf. „Die Vielfältigkeit macht meinen Job aus. Außerdem bieten sich viele Vorteile, zum Beispiel morgens um zehn Uhr entspannt einkaufen oder schwimmen zu gehen.“ An seinen freien Nachmittagen verbringt er viel Zeit mit seinem sechsjährigen Sohn. Übrigens: Im Dom gibt es 12 verschiedene Weihrauchsorten, das muss Markus Belz nicht extra nachzählen – und behält auch nach 25 Dienstjahren immer noch den Durchblick.

Text / Foto: nathalie metzel