Mehr Raum, mehr Luft, mehr Attraktivit�t
Fachhochschule Koblenz untersucht Entwicklungspotentiale der Moselgemeinde Lehmen
7. M�rz 2008. Was macht die Lebensqualit�t eines Ortes aus? Wann ist ein Dorf auch f�r junge Familien interessant? Und was sorgt daf�r, dass eine Gemeinde auch als Wirtschaftsstandort attraktiv ist? Diesen Fragen sind Studenten verschiedener Fachrichtungen der Fachhochschule Koblenz nachgegangen. Im Rahmen des interdisziplin�ren Projekts �Entwicklungspotenziale von Moselgemeinden am Beispiel der Ortsgemeinde Lehmen" haben die angehenden Architekten, Bauingenieure, Betriebswirte und Sozialwissenschaftler fach�bergreifend zusammen gearbeitet und seit Oktober zahlreiche Daten zu Einzelhandel, Tourismus, Architektur und historische Bausubstanz sowie Verkehr, Bildungs- und Kulturangebot gesammelt und ausgewertet.
Von dem interdisziplin�ren Studienprojekt profitieren sowohl die Gemeinde Lehmen als auch die Fachhochschule. Die Gemeinde erhofft sich von den jungen Studierenden einen unverstellten Blick auf Positives und Negatives im Ortsbild und frische und unkonventionelle Ideen f�r die zuk�nftige Entwicklung. F�r die Fachhochschule bietet das Projekt neben dem wissenschaftlichen Interesse vor allem f�r die Studierenden eine doppelt wichtige Erfahrung. Einmal k�nnen sie hier ihr theoretisches Wissen konkret in der Praxis einsetzen, dar�ber hinaus arbeiten sie im Team mit ganz unterschiedlichen Fachdisziplinen, wie im praktischen Berufsleben.
Nach einer intensiven Projektwoche in Lehmen haben die Studierenden ihre Ideen am Freitag in einer B�rgerversammlung vorgestellt. Herausgekommen sind eine Reihe interessanter Ans�tze, von denen einige kurzfristig und mit relativ geringem finanziellen Aufwand umgesetzt werden k�nnen, wenn die Gemeinde dazu bereit ist.
Die Empfehlungen zielen u. a. darauf ab, den Ortskern attraktiver zu gestalten. Das, so zeigte auch eine B�rgerbefragung, w�rde die Identifikation der Lehmener mit der eigenen Gemeinde wesentlich st�rken. Wichtig daf�r w�ren Orte der Kommunikation, darunter ein Lebensmittelgesch�ft, ein Wirtshaus oder ein als Treffpunkt geeigneter Dorfplatz. Ein Lebensmittelgesch�ft lie�e sich in Form eines kooperativen Nachbarschaftsladens realisieren; eine betriebswirtschaftliche Diplomarbeit Interdisziplin�res Studienprojekt Entwicklungspotentiale der Moselgemeinde Lehmen Lehmen Seite 2 k�nnte m�gliche Ma�nahmen zum Erhalt bzw. zur F�rderung der Gewerbeinfrastruktur untersuchen.
Ein Dorfplatz lie�e sich an der Stelle des bisherigen Parkplatzes in der Hauptstra�e angelegt werden, da der bisherig diese Funktion �bernehmende Platz am Glockenturm nicht ausreicht. Reduzierte man die Zahl der Parkpl�tze aufs notwendige Ma�, entst�nde ein sch�ner Platz mit Blick auf die Mosel, der nicht nur Treffpunkt f�r die B�rger, sondern auch einladender Aufenthaltsort f�r Touristen, Raststelle f�r Wanderer oder Radfahrer sein k�nnte.
Durch die einheitliche Pflasterung von Stra�en, Gassen und Pl�tzen k�nnte auch das Ortsbild geschlossener und attraktiver gestaltet werden, ein Ortsbild, dessen Charakteristikum Natursteinmauern und �fassaden bestimmen und Lehmen von umgebenden Moselorten abheben. Die Restaurierung und Umgestaltungen alter und die Nutzung leerstehender Bausubstanz erm�glichte die Schaffung gro�z�gigen Wohn- und Lebensraumes gerade auch f�r junge Familien im alten Dorfzentrum.
Die Verlegung der zu engen und besonders f�r Schulkinder gef�hrlichen Ortsdurchfahrt der B 82, f�r die die Studierenden eine interessante Umgehungsm�glichkeit gesucht und gefunden haben, w�rde zus�tzlich die Lebensqualit�t im Dorf erh�hen. Eine Qualit�t, f�r die dann der �Razejung� stehen k�nnte, auch bisher schon von den Lehmenern geliebtes Wahrzeichen, das sich nicht zuletzt perfekt f�r eine intensivere touristische Vermarktung der Gemeinde eignete.
Handlungsempfehlungen:
- Eine kleine Befragung der B�rger hat gezeigt, dass ein attraktiverer Ortskern wesentlich zur Identifikation mit der eigenen Gemeinde beitragen w�rde. Hierzu geh�ren neben dem Erscheinungsbild auch Kommunikationsorte wie Gesch�fte, ein Wirtshaus / Gastronomie und �ffentliche Treffpunkte wie ein Dorfplatz im Ortszentrum.
- Zur Grundversorgung fehlt in Lehmen ein Lebensmittelgesch�ft. Dazu gibt es mehrere M�glichkeiten der Realisierung, z.B. in Form eines kooperativen Nachbarschaftsladens. M�gliche Ma�nahmen zum Erhalt und zur F�rderung des Gewerbebesatzes sollen in einer anschlie�enden betriebswirtschaftlichen Diplomarbeit untersucht werden.
- Die f�r eine Dorfgemeinschaft wichtigen Vereine sind zahlreich vorhanden. Es wird vorgeschlagen, diese zu b�ndeln und zum Beispiel Ortsfeste und Veranstaltungen gemeinsam zu organisieren.
- Der Razejung, das ist unser Lehmener Wahrzeichen, berichten die B�rgerInnen aus Lehmen gern und mit Stolz! Den Razejung in verschiedener Weise verst�rkt in Lehmen zu nutzen als identit�tsstiftendes Symbol, kann zur Pflege der Tradition des Razejung beitragen und au�erdem Lehmen nach au�en bekannter machen. Z.B. k�nnte er durch entsprechende Souvenirs auch im Tourismus vermarktet werden.
- Auf den Rad- und Wanderwegen, die direkt durch die Ortsmitte von Lehmen f�hren, sind bereits viel Ausfl�gler und Touristen st�ndige �Sommerbesucher� in Lehmen. In Zukunft k�nnten die Rastpl�tze in Lehmen auf dem Dorfplatz einladen zum Verschnaufen und Verweilen. Als besondere Attraktion in Lehmen k�nnte durch die Verbindung von Mosel und Eifel der Mountainbike- Tourismus, m�glichst in Zusammenarbeit mit den umliegenden Gemeinden, auf- und ausgebaut werden.
- Soll der alte Ortskern als Wohn- und Lebensraum f�r junge Familien attraktiv sein, muss ein zeitgem��er und gro�z�gig bemessener Wohnraum und ein attraktiver Freiraumbezug z.B. ein Innenhof m�glich sein. Lehmen bietet hierzu trotz beengter Verh�ltnisse M�glichkeiten, indem zum Beispiel aktueller Geb�udeleerstand genutzt wird, um das Platzangebot durch Zusammenlegen zu vergr��ern. Hierf�r gibt es schon sehr positive Beispiele in Lehmen. Die Problematik �Geb�udeleerstand� kann so zu einer Entwicklungschance umgem�nzt werden.
- Insbesondere die vielen noch vorhandenen Naturstein-Fassaden und -Mauern bestimmen das Erscheinungsbild im alten Ortskern und heben Lehmen als Besonderheit aus vielen anderen Moselorten unverwechselbar hervor. Es wird angeregt, diese Besonderheit unbedingt zuk�nftig wieder zu st�rken, indem in den n�chsten Jahren alte Natursteinfassaden wieder vom Putz befreit und freigelegt werden.
- Ein Dorfplatz mit Aufenthaltsqualit�t wird vermisst. Der bestehende Platz am Glockenturm kann diese Funktion nicht zuletzt aufgrund seiner dezentralen Lage im Dorf nur unzureichend erf�llen. Vorgeschlagen wird eine Umgestaltung des bestehenden Parkplatzes in der Hauptstrasse zum Dorfplatz: Durch Beschr�nkung der Parkpl�tze auf eine notwendige Anzahl kann gen�gend Interdisziplin�res Studienprojekt Entwicklungspotentiale der Moselgemeinde Lehmen Lehmen Seite 4 Dispositionsfl�che entstehen f�r einen Dorftreffpunkt mit B�hne und Blick auf die Mosel. Au�engastronomie k�nnte hier insbesondere (Rad-)Touristen zur Einkehr bewegen.
- Eine einheitliche Pflasterung der Dorfstra�en k�nnte neben der Verbesserung des Erscheinungsbildes die Gleichberechtigung von Fu�- und Fahrverkehr verdeutlichen und so zur Sicherheit der Fu�g�nger beitragen. Einheitliche Stra�enbeleuchtung sollte in diesem Zusammenhang auch angestrebt werden.
- Die zu enge Ortsdurchfahrt der L 82 tr�gt, neben der Gef�hrdung der Schulkinder, wesentlich zur geringen Attraktivit�t des alten Ortskerns bei. Hier haben die Studierenden eine viel versprechende Alternative f�r eine Ortsumgehung gefunden, deren Planung in einer anschlie�enden Diplomarbeit weiterverfolgt werden k�nnte.
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