Zur Geschichte der Fachhochschule Koblenz



Mit Ausnahme des Fachbereichs �Werkstofftechnik Glas und Keramik�, dessen Wurzeln bis ins 19. Jahrhundert zur�ckreichen, liegen die Anf�nge der Fachhochschule Koblenz in der Zeit unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Viele Wohnungen und Industriebetriebe waren damals zerst�rt, der Bedarf an Gebrauchsg�tern aller Art sehr gro�. F�r den Wiederaufbau mangelte es an ausgebildeten Technikern und Ingenieuren. Da im mittelrheinischen Raum technische Bildungseinrichtungen fehlten und durch die Abgrenzung der franz�sischen Besatzungszone ein Besuch von Bau- oder Ingenieurschulen in Nordrhein-Westfalen oder Hessen nicht m�glich war, erhob sich immer st�rker die Forderung nach der Einrichtung technischer Ausbildungsst�tten.

Die Industrie- und Handelskammer zu Koblenz ergriff im Herbst 1946 die Initiative und regte in einem Schreiben an den Oberpr�sidenten - dem sp�teren Regierungspr�sident - in Koblenz die Gr�ndung technischer Ausbildungsst�tten f�r Fachkr�fte der mittleren Laufbahn an, die sowohl gute praktische als auch theoretische Kenntnisse besitzen sollten. Nach Genehmigung durch die Milit�rregierung und den Oberpr�sidenten begannen im Januar 1947 vorbereitende Abendkurse in einem �ffentlichen Lokal in Wei�enthurm. Am 9. April 1947 wurde in den R�umen der �Grauen Schule� in Andernach das 1. Semester der �Technischen Fachkurse Andernach� in Tr�gerschaft der IHK Koblenz er�ffnet.

Um den Mangel an gut ausgebildeten Bauingenieuren und Architekten zu beheben, gr�ndete die Stadt Koblenz ihrerseits im Herbst 1948 eine Bauschule. Zwei behelfsm��ig hergerichtete R�ume im ehemaligen Antonius-Kolleg des Kapuzinerklosters in Ehrenbreitstein dienten als erste Ausbildungsst�tte. Die Fenster waren noch mit Brettern vernagelt und nur mit kleinen Scheiben provisorisch verglast. Heizmaterial mu�ten die rund 80 Studenten selbst mitbringen. Zahlreiche Neuanmeldungen zwangen bald zu einer raschen L�sung der Raumfrage. Die Stadtverwaltung stellte der Bauschule daraufhin das Dachgescho� einer ehemaligen Kaserne auf der Karthause zur Verf�gung. Nach den notwendigen Aufr�umungs- und Instandsetzungsarbeiten konnte das Sommersemester 1949 in den neuen R�umlichkeiten beginnen.

Im selben Jahr verhandelten die Stadt Koblenz und die Industrie- und Handelskammer zu Koblenz �ber eine Vereinigung von Bauschule und Fachschule Andernach. Die Stadtverwaltung sicherte f�r die k�nftige gr��ere Lehranstalt die Bereitstellung des gesamten Kasernengeb�udes zu. So mu�ten die Volksschule, der Kindergarten und ausgebombte Koblenzer Familien, welche die unteren Stockwerke belegt hatten, ausquartiert werden. F�r die neu gegr�ndete katholische Kirchengemeinde St. Beatus, die bis August 1948 zwei R�ume der Kaserne gemietet hatte, wurde ein ehemaliger Pferdestall zur Gemeindekirche ausgebaut.

Um die Instandsetzung der Innenr�ume der Kaserne sowie die Aufr�umarbeiten auf dem Gel�nde voranzutreiben, verpflichteten sich alle Studenten zur freiwilligen Leistung von je 100 Arbeitsstunden in den Semesterferien. Mit Wirkung vom 15. September 1949 wurden die �Technischen Fachkurse Andernach� und die Bauschule zusammengef�hrt und die sog. �Vereinigten Technischen Lehranstalten Koblenz� nahmen zum Wintersemester 1949/50 den Lehrbetrieb auf. Elf hauptamtliche und sechs nebenamtliche Lehrkr�fte unterrichteten in den drei Abteilungen Hochbau, Tiefbau und Maschinenbau insgesamt rund 300 Studenten. Zum Wintersemester 1951/52 kam die Fachrichtung Elektrotechnik hinzu.

Dank des engagierten Einsatzes von Professoren, Studenten und der Stadt Koblenz entwickelten sich die Vereinigten Technischen Lehranstalten innerhalb eines Jahrzehnts zu einer der gr��ten Ingenieurschulen in Rheinland-Pfalz. Anfang der 70er Jahre entstand die �Fachhochschule des Landes Rheinland-Pfalz�, in welche die zwischenzeitlich verstaatlichte Koblenzer Ingenieurschule als eine von  insgesamt sieben Abteilungen integriert wurde.

Im Zuge der Umstrukturierung erweiterte man 1971 das bisher rein technisch orientierte Lehrangebot um die Fachbereiche Betriebswirtschaft I und II sowie Sozialarbeit und Sozialp�dagogik. Au�erdem wurde die bisher selbst�ndige Keramikausbildung in H�hr-Grenzhausen (seit 1879 �Keramische Fachschule�, 1953 �H�here Fachschule�, 1957 �Ingenieur- und Werkschule�) 1971 als Fachbereich �Keramik� der Abteilung Koblenz angegliedert. Eine weitere Bereicherung erfuhr die FH 1987 durch die Gr�ndung des Instituts f�r K�nstlerische Keramik in H�hr-Grenzhausen. Seit dem 1. September 1996 existiert die Fachhochschule Rheinland-Pfalz nicht mehr. Sie wurde in sieben eigenst�ndige Fachhochschulen in Bingen, Kaiserslautern, Koblenz, Ludwigshafen, Mainz, Trier und Worms umgewandelt.

Die Vielfalt der Studieneinrichtungen und die anerkannte Qualit�t der Ausbildung lie�en die Zahl der Studierenden insbesondere in den 80er Jahren stark ansteigen. Aufgrund einer B�rgerinitiative Ende 1987/Anfang 1988 wurde auf die zun�chst beabsichtigte Erweiterung am Standort Alt-Karthause verzichtet und im Januar 1996 schlie�lich der Grundstein f�r den ersten Bauabschnitt des dringend notwendigen Neubaus gelegt. Nach rund zweieinhalb Jahren Bauzeit fanden die damaligen Fachbereiche �Maschinenbau� und �Elektrotechnik und Informationstechnik� in dem nach neuestem Stand der Technik eingerichteten Geb�ude an der Konrad-Zuse-Stra�e ihre neue Heimat.

Ebenfalls zum Wintersemester 1998/99 nahm die Fachhochschule Koblenz an ihrem neuen Standort in Remagen den Lehrbetrieb auf. Der RheinAhrCampus, der mit Mitteln des Bonn/Berlin-Ausgleichs finanziert wurde, ging mit den Studieng�ngen Gesundheits- und Sozialwirtschaft, Sportmanagement und Physikalische Technik an den Start. Im Wintersemester 1999/2000 folgten dort die Studieng�nge Technische Betriebswirtschaft und Angewandte Mathematik.

Mit dem Neubau in Remagen und der Realisierung des ersten Bauabschnitts auf der Karthause hat die Fachhochschule Koblenz wichtige Weichen f�r die Zukunft gestellt. Im sich versch�rfenden Wettbewerb zwischen den Hochschulen wird nur bestehen k�nnen, wer den Studierenden neben einer qualifizierten Ausbildung auch eine gute Infrastruktur bieten kann.