Glühender Redner, Seher, Magier, Kosmiker, Mystiker, Phantast, Gnostiker, Pfälzischer Römer ... Solche Charakterisierungen ließen sich noch weiter fortsetzen, denn immer neue Facetten sprechen Zeitgenossen und Nachgeborene dem 1865 in Mainz geborenen und bis 1887 in Zweibrücken aufgewachsenen Alfred Schuler zu. Die Deutungen seiner Persönlichkeit sind entsprechend vielfältig und kontrovers.
Leicht ist es nicht, Alfred Schuler zu beschreiben oder gar zu verstehen. Er war sich dessen wohl selbst bewusst, denn der letzte Satz des Testaments des vor 90 Jahren in München Verstorbenen lautet: „Man ehre das Rätsel meines Lebens im Tod durch Schweigen“.
Ein entfernter Verwandter Alfred Schulers war der zu Beginn diesen Jahres verstorbene Zweibrücker Jurist Karl-Heinz Schuler (1925 – 2013). Im Rahmen seiner umfangreichen Familienforschungen, „stieß er auf Alfred Schuler und war fasziniert“. Groß ist die Zahl der Objekte, Kladden und Ordner seiner über sechzigjährigen Spurensuche, die jene Begeisterung auslöste. Karl-Heinz Schuler hat in einer Zeit als der Zugang zum Nachlass seines Verwandten der Öffentlichkeit und auch ihm bis 1973 noch verwehrt war, alle noch lebenden Zeitgenossen Alfred Schulers befragt und von vielen persönliche Erinnerungsschriften erhalten. Außerdem pflegte er intensive Beziehungen zu den Nachlassverwaltern und sammelte ausnahmslos alle Publikationen, die über Alfred Schuler erschienen sind. All dies lagert nun als Herzstück seiner umfangreichen übrigen familienkundlichen Sammlung im Zweibrücker Stadtarchiv.
Dieses ermöglichte dem LBZ/Bibliotheca Bipontina ihre noch mit Karl-Heinz Schuler zum 90. Todestag Alfred Schulers geplante Ausstellung durch zahlreiche Exponate aus diesem Nachlass zu erweitern.
Der Titel der Ausstellung „Das Glühen der Seele ...“ nimmt auf Alfred Schulers Zeit im Schwabing des Fin de siècle Bezug, wo er einer der Vordenker der kosmischen Zivilisationskritik war und sich der Welterneuerung verschrieben hatte. Vorbilder waren Nietzsche und Bachofen. Hier wirkte Alfred Schuler mit Stefan George und seinem Kreis zusammen, hielt fesselnde Vorträge über die Einflüsse des alten Rom auf unsere Zeit, die selbst den sonst so kritischen Rainer Maria Rilke beeindruckten, besuchte okkulte Séancen und versuchte Kontakt zum Sonnenkind „Sissi“ aufzunehmen.
Ein Schwerpunkt der Ausstellung ist Alfred Schulers Sozialisation in Zweibrücken: Seine Erlebnisse im Gymnasium, der Alltag in unserer Stadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Fasching, Hochwasser und gesellschaftliche Ereignisse sowie die Begeisterung des Jugendlichen für archäologische Funde in Ixheim und Schwarzenacker.
Alfred Schuler wird in seiner Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit wohl immer ein Rätsel bleiben, jedoch verlebendigt die mit Leihgaben aus dem Nachlass Karl-Heinz Schuler ausgestattete Ausstellung seine Person aus der Sicht dieses Verwandten durch sehr persönliche Details.
Die Ausstellung ist vom 29.8. bis zum 29.11. 2013 geöffnet.
Öffnungzeiten: Montag bis Freitag 8 Uhr bis 13 Uhr; Montag, Mittwoch, Freitag 14 Uhr bis 17 Uhr
Kontakt. www. lbz-rlp.de
Der Eintritt ist kostenlos
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