SBN: Abzocke durch angeblich vorgeschriebene Dichtheitsprüfung
Neuwied. Vor einer neuen Betrugsmasche warnen die Servicebetriebe Neuwied (SBN). Sogenannte „Kanalhaie“ treiben offenbar auch in der Deichstadt ihr Unwesen. Gemeint sind damit Mitarbeiter unseriöser Firmen, die in betrügerischer Absicht von Tür zu Tür pilgern. Sie bieten angeblich gesetzlich vorgeschriebene Dichtheitsprüfungen an Abwasserleitungen an – zu scheinbar günstigen Preisen.
„Auf nichts einlassen, das ist alles Unsinn!“ versichern Diplom-Ingenieur Klaus Gerhardt, Geschäftsfeldleiter Abwasser, und Joachim Kraus von den SBN. „Anders als es beispielsweise noch bis vor wenigen Wochen in Nordrhein-Westfalen der Fall war, gibt es hier in Rheinland-Pfalz keinen rechtlichen Druck. Es besteht für Haus- und Grundstückseigentümer keine befristete Nachweispflicht, ob die Abwasserkanäle dicht sind, und wir beauftragen selbstverständlich auch niemanden, auf den Grundstücken zu spionieren.“
Das dachte sich augenscheinlich auch die Anruferin aus Neuwied. Sie hatte jüngst einen solchen „Kanalhai“ vor der Haustür stehen. Hilfesuchend wandte sie sich an die SBN. Sie wüsste sicher, dass sie verpflichtet sei, den Zustand der Anlagen für die Grundstücksentwässerung nachzuweisen, insbesondere im Hinblick auf die Dichtheit, hatte ihr der ungebetene Gast im Türrahmen weismachen wollen. Seine Kölner Firma könne den Auftrag übernehmen.
Wie es dann weitergehen kann, ist von zahlreichen Betrugsfällen vor allem in Nordrhein-Westfalen bekannt. Die Firma macht eine Kamerafahrt durch den Kanal. Sie findet angeblich desolate Zustände vor, oftmals dokumentiert durch falsche Bilder, übernimmt die „Reparaturen“, gibt manchmal auch vor, etwas zu tun und bittet den ahnungslosen Bürger anschließend kräftigst zur Kasse.
„Grundsätzlich gilt: Möchte man tatsächlich die Kanäle auf seinem Grundstück untersuchen lassen, dann immer weitere Angebote einholen und sich alles schriftlich geben lassen“, raten Gerhardt und Kraus. Wurde eine Sichtung per Kamara durchgeführt, mit den Fotos zu einer weiteren Firma gehen. Noch besser: Sichtungs- und Sanierungsarbeiten nicht gleich in einem Paket buchen. Auf der Internetseite von der Gütesicherung Kanalbau (www.kanalbau.com) seien zertifizierte ortsansässige Firmen aufgelistet.
Die beiden Experten geben zu bedenken: Auch wenn man in Rheinland-Pfalz weniger streng als in anderen Bundesländern sei, gelte natürlich, dass die Eigentümer grundsätzlich angehalten seien, ihre Kanäle in Ordnung zu halten, insbesondere in Wasserschutzgebieten. „Hier regen wir per Brief eine Überprüfung an, wenn wir bei öffentlichen Arbeiten in unmittelbarer Nähe ohnehin Kamerafahrten durchs Kanalsystem durchführen.“
Für viel wichtiger jedoch halten die Abwasserfachleute das alltägliche Verhalten der Bürger. Wenn weder Lösemittel, noch Medikamente, aggressive Reinigungsmittel oder Lacke in Spülstein oder Toilette landen, sei das für die Umwelt auch dann „kein Drama“, wenn der Abwasserkanal tatsächlich einmal eine Undichtigkeit aufweisen sein sollte.