Schöne Tradition: Der Heddesdorfer Pfingstritt
Wenn in jedem Jahr an Pfingstdienstag die Heddesdorfer Pfingstreiter in Engers einreiten, dann wird dies von der Bevölkerung kaum noch registriert. Man weiß zwar, dass in Heddesdorf an Pfingsten Kirmes ist, aber weshalb die Reiter aus Heddesdorf in ihren schwarzen Anzügen und mit bunten Bändern an den Zylindern ausgerechnet auch nach Engers kommen, ist heute vielfach unbekannt.
Die Heddesdorfer kommen, um den Zins zu Kassieren. Denn nicht nur das ehemalige Kloster Rommersdorf war zu einer Tributzahlung an die Heddesdorfer verpflichtet, auch Engers musste einen Zins zahlen, der gleichfalls am Pfingstdienstag von den Heddesdorfern eingetrieben wurde. Das Kloster mußte zahlen, weil es alljährlich seine Schafherden vor der Schur durch den Feldbann von Heddesdorf an die Wied zur Wäsche trieb.
In dem Abkommen, das die Heddesdorfer mit Engers getroffen hatten, ging es um die Schafweidgerechtsame "auf dem großen Theilzehnten", einem an die Engerser Gemarkungsgrenze anstoßenden Grundstück der Heddesdorfer. Als Gegenleistung dafür, dass Engerser Schafe auch auf dem angrenzenden Heddesdorfer Grundstück weideten, musste Engers alljährlich an denselben Tage einigen Heddesdorfer Abgeordneten an dem Brunnen auf dem Teilzehnten ebenfalls ein Frühstück verabreichen. Dazu kam noch eine Besonderheit:
Bei dieser Teilzahlung musste ein Schäfermeister in weißem Gewand und mit einem schwarzen Hund anwesend sein. Später hat Engers statt dessen 5 Gulden ofer 10 Thaler für das Essen aufgebracht und vier Maß Wein verabreicht. Von dem Wein, der mehr getrunken wurde, musste die Hälfte gezahlt werden.
Getreulich hielten die Heddesdorfer durch Jahrhunderte an diesen Bedingungen fest und wahrten so ihre Gerechtsame bis zum heutigen Tage.Wegen des beschwerlichen Weges hatte man sich beizeiten beritten gemacht, und so sind die "Pfingstreiter" aufgekommen.
Wenn in den vergangenen Jahren die Pfingstreiter nach Engers kamen, dann bestand der Tribut in der Verabreichung eines Mittagessens in einer Gaststätte, und das unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Es waren lediglich Vertreter der Stadtverwaltung, früher von Engers, später von Neuwied, dabei, denn die neue Stadt Neuwied musste als Rechtsnachfolgerin von Engers in die alten Verpflichtungen eintreten.
Den alten Brauch der Tributzahlung will Josef Kretzer vom Engerser Bürgerverein in VErbindung mit der Stadtverwaltung und in Abstimmung mit Peter Lenz von den Heddesdorfer Pfingstreitern wieder neu beleben. Die Engerser "Hoffleuthe" werden die Heddesdorfer in historischen Kostümen erwarten. Es soll wieder ein Schäfer in einem weißen Mantel mit einem schwarzen Hund zugegen sein. Das Ganze wird sich am Brunnen vor dem Marktplatz abspielen. Es gibt "eyerkuchen" und der Wein wird aus Krügen in Steingutbecher ausgeschenkt.
Die Pfingstreiter werden am Pfingstdienstag um 12.30 Uhr auf dem Marktplatz von Engers eintreffen .Dort wird die "Tributzahlung" vorgenommen.