Berufsfelder
Der Sport ist derzeit eine der wenigen Wachstumsbranchen, allerdings besonderer Art. Trotz der hohen Arbeitslosigkeit und vielfältiger wirtschaftlicher Stagnation entstehen in den Bereichen des Sports, der Freizeitwirtschaft und des Gesundheitssektors immer neue Tätigkeitsfelder und Arbeitsplätze. Allein in den 86 000 Turn- und Sportvereinen im Deutschen Sportbund haben sich über 26 Mio. Menschen organisiert. Außerhalb des DSB gibt es rund 5 500 Fitneß-Studios neben weiteren Gesundheitszentren sowie Einrichtungen der Prävention und Rehabilitation. Die Wirtschaftskraft des Sports ist mittlerweile so groß wie die der Landwirtschaft oder der mineralölverarbeitenden Industrie. Die Absolventen des Studiengangs Sportmanagement werden in erster Linie für diese "Branche" qualifiziert, können aber auch in anderen Bereichen tätig werden.
Sportmanager müssen alle im Sportbetrieb anfallenden Arbeiten koordinieren und kommunizieren können. Sie müssen die Arbeit in Sportorganisationen, in Betrieben und in Verwaltungen, in denen es um Sport geht, effektiv organisieren und auch zu erledigen vermögen.
Der Bedarf an Betriebswirten mit dem Studienschwerpunkt Sportmanagement muß unter den besonderen Bedingungen des Sports gesehen werden. Die Sportorganisationen basieren auf dem ehrenamtlichen Engagement, das die Grundlage für die Sportentwicklung ist. Zugleich gilt aber, daß in immer mehr Bereichen die Unterstützung durch hauptberufliche Kräfte benötigt wird; nicht, um das Ehrenamt zu verdrängen, sondern um mit hauptberuflicher Mitarbeit ehrenamtliches Engagement für die Zukunft zu sichern. Die Erledigung vieler Aufgabenfelder wird immer komplizierter, es werden mehr Fachkenntnisse benötigt, die eine regelmäßige und kontinuierliche Beschäftigung erfordern. Dies sind die angestrebten Berufsfelder.
Die Sportentwicklung der Zukunft wird maßgeblich von der Schaffung von Bewegunsräumen abhängen. Hierzu müssen neue Sportstätten sowie Räumlichkeiten geschaffen, die vorhandenen funktionsfähig erhalten und attraktiv gestaltet werden. Den immer mehr Menschen, die sich bewegen wollen, muß ein entsprechendes Angebot zu den Zeiten unterbreitet werden, zu denen sie Sport treiben wollen. Hierzu gehören betriebswirtschaftliche Analysen für den Bau, die Unterhaltung und die Modernisierung von Sportstätten sowie die Entwicklung von Nutzungskonzepten, mit denen die effektive Betreibung von Sportanlagen erreicht wird.
Studienziel
Auch inhaltlich ist der Studiengang Sportmanagement innovativ angelegt. Sportvereine und Sportbünde sind aus betriebswirtschaftlich Sicht Klein- und Mittelbetriebe mit den Besonderheiten des Dritten Sektors. Manager in Sportvereinen sind daher oft auf sich allein gestellt, sie müssen in der Lage sein, selbständig Aufgaben zu erkennen, zu strukturieren, zu planen und umzusetzen. Feste Hierarchien und Stellenbeschreibungen mit den entsprechenden Aufgabenzuweisungen gibt es kaum und sind angesichts der notwendigen Flexibilität nur beschränkt möglich. Das Studium orientiert sich daher konsequent an der beruflichen Handlungskompetenz der Studierenden.
Dieses umfaßt die Sozialkompetenz, die für den Umgang mit den Vereinsmitgliedern gelernt sein will, um deren Wünsche und Erwartungen zu erkennen. Hinzu kommt der »Stallgeruch«, also die Affinität zum Sport, verbunden mit Vereins- und Branchenkenntnis. Auch Methodenkompetenz ist notwendig, um Verhandlungen führen, Gespräche erfolgreich bewältigen, Sponsoren begeistern, ein Programm vorstellen oder eine Diskussion moderieren zu können.
Der Praxisbezug wird nicht nur über ein vierwöchiges Praktikum oder ähnliche Formen hergestellt, sondern besteht kontinuierlich während des ganzen Studiums. Damit können die Studentinnen und Studenten die Realität in den Sportorganisationen kennenlernen und im Rahmen ihres Studiums theoretisch aufarbeiten. Zugleich können sie prüfen, welchen Nutzen wissenschaftliche Theorie für die konkrete Arbeit im Sport hat.
Studieninhalte
Der Studiengang Sportmanagement ist im Grundstudium weitgehend vergleichbar dem Studiengang Gesundheits- und Sozialwirtschaft angelegt. Von den rund 150 Semesterwochenstunden, die das Studium umfaßt, sind 23 spezifisch für Sportmanagement Im Hauptstudium ist eine weitgehend modulare Zusammensetzung des Studiums mit Elementen aus beiden Studiengängen möglich.
Grundstudium (90.0). Hier sind folgende Module vorgesehen (Klammerangaben geben den Umfang in Semesterwochenstunden an): Übergreifende Qualifikationen (8.0), Betriebswirtschaftslehre (31.0), Unternehmensführung, Management (5.0), Ökonomie (24.0), Internationale Inhalte (10.0), Spezialisierungen Sportmanagement (12.0)
Hauptstudium (63). Hier sind folgende Module vorgesehen: Übergreifende Qualifikationen (14.0), Betriebswirtschaftslehre (13.0), Unternehmensführung, Management (15.0), Ökonomie (2.0), Spezialisierungen Sportmanagement (11.0), Wahlpflichtfächer (8.0)
Praxisverbund. Je Semester sind im Grundstudium 240 Praxisstunden zu absolvieren und zu dokumentieren. Hiervon entfallen zwischen 60 und 120 Praxisstunden auf den Erwerb von Sportlizenzen und die übrigen Praxisstunden werden bei Sportvereinen und Sportbünden in Praktika erbracht. Die Praxisphasen ersetzen die notwendige einschlägige praktische Vorbildung, es ist also kein Praktikum vor Studienbeginn notwendig. Die Praxisstellen werden von den beteiligten Landessportbünden gestellt.
Sportlizenzen. Im Grundstudium werden die Lizenzen zum Übungsleiter C Breitensport, Übungsleiter B (nach Absprache), Vereinsmanager C und Vereinsmanager B erworben. Im Hauptstudium wird die Lizenz Vereinsmanager A der Führungs- und Verwaltungsakademie des Deutschen Sportbundes erworben, die Kosten übernehmen die Sportbünde.
Praxissemester. Das Praxissemester ist das 6. Studiensemester, in dem das im Studium erworbene Wissen anwendungsbezogen weiterentwickelt wird. Die Praxisstellen können in Absprache mit den Sportbünden vermittelt werden.
Ausbildungsintegrierendes Studium
Ziel des Studiums ist der Abschluß Diplom-Betriebswirt/Diplom-Betriebswirtin (FH); es handelt sich also um ein betriebswirtschaftliches Studium mit sportfachlichem Schwerpunkt. Das Studium ist als ausbildungsintegrierendes Studium in sogenannter »Sandwich-Form« konzipiert, wie es in den »Empfehlungen zur weiteren Differenzierung des Tertiären Bereichs durch duale Fachhochschul-Studiengänge« des Wissenschaftsrats (12. Juli 1996, S. 14 ff.) beschrieben ist. Hierbei wechseln sich obligatorische und betreute Praxisphasen, die dem Erwerb berufspraktischer Erfahrungen dienen, mit Studienphasen ab.
Innovation
Mit diesem Bildungsgang leisten der Deutsche Sportbund, die Landessportbünde Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sowie die Fachhochschule Koblenz, RheinAhrCampus Remagen, einen Beitrag zur Innovation betriebswirtschaftlicher Hochschulstudiengänge für das Berufsfeld Sport und gleichwertige Tätigkeiten. Insbesondere wird von den Partnern die aktive Verzahnung einer betriebswirtschaftlichen und praxisorientierten Fachhochschulausbildung mit dem organisierten Sport angestrebt. Bundespräsident Roman Herzog hat diesen Studiengang auf Vorschlag der Hochschulrektorenkonferenz am "Tag der Innovation" am 23. Juli 1998 im Schloß Bellevue, Berlin, als besonders innovativ ausgezeichnet. Und die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) sieht Sportmanagement als ein "besonders erfolgreiches Konzept des dualen Studiums im Tertiären Bereich" an und stellt ihn am 2./3.11.99 vor.
Zielgruppe
Zielgruppe des Studiengangs sind insbesondere Studierende, die bereits aktive Beziehungen zum organisierten Sport unterhalten. Ziel des dualen Studiums ist die Qualifizierung von Personen, die in Leitungsfunktion des organisierten Sports eingesetzt werden können und damit die Personalentwicklung von qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fördern.
Praxisverbund
Als Zeichen des Praxisverbundes ist der Erwerb von Lizenzen des organisierten Sports im Grundstudium vorgesehen. Diese sind obligatorische Studienleistungen und damit Voraussetzungen für einen erfolgreichen Abschluß des Studiums. Im Hauptstudium werden Lizenzen des Sports als Studienleistungen integriert.
Vernetzung
Die Partner streben eine vertrauensvolle Zusammenarbeit an, um die Ziele des Studienganges in inhaltlicher, organisatorischer und zeitlicher Abstimmung zu erreichen. Ein Koordinierungsgremium, der Gemeinsame Ausschuß, der aus Vertretern der Partnerinstitutionen besteht, koordiniert und begleitet den Studiengang. Aufgaben des Gemeinsamen Ausschusses sind unter anderem die sachlich-inhaltliche Vernetzung der Lernorte durch Abstimmung zwischen den unterschiedlichen Praxisphasen, die Anerkennung von im Sport erbrachten Ausbildungs- und Prüfungsleistungen sowie die Kooperation bei der Bewerberauswahl.
Studiendauer
8 Semester
- 4 Semester Grundstudium mit dem Vordiplom
- 4 Semester Hauptstudium, davon 1 Praxissemester