Vom Campus in die Loge
Besuch beim „blickpunkt sportmanagement“ in Salzgitter
Organisiert vom SpoRAC e.V. machten sich vom 28. bis 29. November 37 Rac’ler auf die Reise nach Salzgitter. Die Sportmanager der flächengrößten Stadt Deutschlands organisierten bereits zum elften Mal den zweitägigen Kongress „blickpunkt Sportmanagement“. Unter dem Arbeitstitel „vom Campus in die Loge“ war jede Menge Prominenz vertreten und gewährte einen exklusiven Einblick in die praktische Welt des Sportmanagements.
Nach der Begrüßung durch das Organisationsteam sowie einigen Offiziellen, übernahm Moderator Wolf-Dieter Poschmann das Mikrophon und führte im Folgenden mit einer beeindruckenden Souveränität durch den Tag. Dabei gelang es ihm schon früh das Eis zu brechen, als er sich mit den Studenten solidarisierte und zugab noch nie – auch nicht während der eigenen Studienzeit - morgens um 9.15 Uhr in einem Hörsaal gewesen zu sein.
Erster Gast des Tages war der Präsident von Hannover 96, Martin Kind. Der erfolgreiche Chef der KIND-Gruppe vermittelte den Studenten einen Einblick in seine Anfänge bei Hannover. „Die damaligen Verantwortlichen haben einen Doofen gesucht, der die Arbeit macht, und mich gefunden“, sagte Kind, der den Verein aus der Regionalliga und der drohenden Insolvenz bis in die Bundesliga und das internationale Geschäft führte. Dabei unterstrich er, dass in seinen Augen eine Trennung von Verein und Profisport unabdingbar sei. „Sich mit den Gremien eines Vereins rumzuschlagen, ist sinnlose Zeit“, betonte er die Vorteile der Lizenzspielerabteilung als Kapitalgesellschaft. Außerdem stellte er heraus, dass Sportverantwortliche besonders im kaufmännischen Bereich „noch fitter“ sein sollten – was sicherlich auch als Aufforderung an alle angehenden Sportmanager verstanden werden konnte.
Die zwölf Kerntugenden auf dem Weg zum erfolgreichen Sportmanager hatte Bernd Hoffmann im Anschluss im Gepäck. Der ehemalige Vorstandsvorsitzendes des Hamburger SV, der selbst über keine sportliche Vergangenheit als aktiver Profi verfügt, betonte, dass es weniger auf die akademische Ausbildung als vielmehr auf die oben genannten Kerntugenden ankäme. Dazu zählt Hoffmann neben Fleiß, Führungsqualitäten und Kommunikationsfähigkeit auch die Freude und Neugier am Job. Gleichsam stellte er auch die Faszination des Sports heraus: „Es gibt keine Branche, die mehr Endorphine ausschüttet als der Sport.“ Dass der Sport allerdings vor allem eine Männerdomäne ist, musste auch Hoffmann zugeben: „Fußball ist eben ein Machogeschäft.“
Im Anschluss lud Wolf Dieter Poschmann mit Marc Arnold (Sportlicher Leiter bei Eintracht Braunschweig), Andreas Rettig (Geschäftsführer FC Augsburg) und Dietmar Beiersdorfer (ehem. Sportdirektor Abteilung Fußball des Konzerns Red Bull) drei ausgewiesene Kenner der Fußballszene mit unterschiedlichen persönlichen Hintergründen zu einer Diskussionsrunde. Neben den Themen „Druck im Leistungssport“ und „Führung“, stand auch die Zusammenarbeit mit den Medien auf der Agenda.
Einen noch intensiveren Einblick in die Medienarbeit erhielten die Zuhörer im Anschluss beim Vortrag von Sven Froberg. Der Sportchef bei Sat.1 gewährte einen Einblick in die Aufgabenbereiche in einer Sportredaktion und stellte die Ziele des Senders im Bereich Sport vor. Dabei erläuterte er die Schwierigkeiten bei der Rechtevergabe von Sportveranstaltungen, legte dar, warum es viele Sportarten so schwer haben an Präsenzzeiten im TV zu kommen und erläuterte, warum der Fußball eine so außergewöhnliche Rolle einnimmt. Nicht selten lautete dabei die Begründung: Quotendruck. Zudem stellte er seine persönlichen Top-5-Anforderungen für eine erfolgreiche Karriere vor: Leidenschaft und Enthusiasmus, Kommunikationstalent, Mut, Ausdauer und Geduld sowie die Fähigkeiten das eigene Talent zu entdecken und das besondere für sich zu finden.
Aus Sicht des VW-Konzerns stellte im Anschluss Nicolai Laude die Anforderungen an SportmanagerInnen vor. Dabei stellte er vor allem die unterschiedlichen Sponsorships bei VW vor, betonte aber auch, dass die Anzahl der Beschäftigten im Bereich „Sportmanagement“ bei VW in keiner Relation zur Gesamtanzahl der Beschäftigten beim Autohersteller stünden.
Zum Abschluss des ersten Tages referierte Professor Dr. Markus Buchberger vor dem Fachpublikum und präsentierte sein Recruitingkonzept für Sportmanager. buchberger.network in sports hat es sich zum Ziel gesetzt als Personalberatungsagentur einen Kandidatenpool von bis zu 200 fähigen Sportmanagern aufzubauen und umfassend zu beraten, um sie schließlich an potenzielle Arbeitgeber im Profisport zu vermitteln. Im Anschluss an seinen Vortrag musste sich Buchberger vor allem einige kritische Nachfragen der Studenten aus Salzgitter stellen, die sich gegenüber Remagener Absolventen im Nachteil auf dem Weg in den Pool der 200 sahen. Nähere Informationen: www.network-in-sports.de
Am Morgen des zweiten Kongresstages begrüßte Ex-Bundesligaspieler Thomas Helmer die Gäste im Audimax und auch wenn die Fußstampfen von Wolf Dieter Poschmann sichtbar eine Nummer zu groß für den Sport1-Experten waren, führte er souverän durch den Tag und bereicherte die Veranstaltung durch einige Anekdoten aus dem Leben eines Fußballprofis.
Als erster Gast trat Professor Lutz Thieme vor der Publikum, der sich mit den Anforderungen an SportmanagerInnen aus Hochschulsicht auseinandersetzte und dabei den Fragen „Warum gibt es Sportmanagement“ und „Was können Sportmanager mehr“ auf den Grund ging. Er zeichnete „kein düstereres, aber ein realistisches Bild“ der Sportbranche auf und unterstrich, dass der Markt für Sportmanager limitiert sei und die Wachstumsmärkte bald ausgeschöpft seien. Gleichsam hob er aber auch die besondere Bedeutung von Hochschulen hervor, die den Studenten neben Lernwelten und geschützten Räumen vor allem die geeigneten Instrumente und das Wissen mit an die Hand gäben.
Die Verbandssicht erläuterte danach Christian Klaue. Der Leiter Medien und Öffentlichkeitsarbeit beim DOSB stellte die Struktur und die besondere Bedeutung sowie die Aufgaben des DOSB für den Sport vor, wusste dabei den Studenten allerdings wenig Neues zu vermitteln.
Auf größeres Interesse stieß dagegen das folgende Interview mit dem ehemaligen Handballnationaltrainer Heiner Brand. Zwar bezeichnete der Mann mit dem legendären Schnäuzer „Sportmanager“ als einen „fürchterlichen Begriff“, musste aber eingestehen, dass dieser zunehmend auch auf ihn zutreffen würde. Brand selbst studierte bereits während seiner aktiven Karriere BWL. Den Studenten brachte er seinen Alltag als Verantwortlicher für die Bereiche Nachwuchsförderung und Sponsoring beim Deutschen-Handballbund näher.
Mit der Frage „Theoretisch Top – praktisch Flop“ setzten sich in der abschließenden Diskussionsrunde neben Heiner Brand und Christian Klaue auch die Professoren Dr. Thomas Bezold (HS Heilbron) und Dr. Gerhard Trosien (HS Heidelberg) sowie Thomas Röttgermann (VfL Wolfsburg) auseinander. Dabei zeichneten alle Beteiligten ein euphorischeres Bild der Sportmanagement-Branche als es zuvor Professor Thieme getan hatte. Es wurde betont, dass sich der Markt für Absolventen vor allem in der zweiten und dritten Reihe von Unternehmen, Vereinen und Verbänden befände. Unterstrichen wurde aber auch, dass eine Symbiose von Ex-Sportlern und Akademikern notwendig sei, da Ex-Sportler oft dazu neigen würden, Sportler zu beschützen und nicht offen für Impulse von Außen seien. Insgesamt sei festzustellen, dass immer mehr studierten Sportmanagern der Sprung in die Sportbranche gelinge und in einem waren sich am Ende alle einig: „Sportaffinität ist eine Grundvoraussetzung.“
Am Ende des zweitägigen Kongresses bleibt festzuhalten, dass der Besuch für alle Beteiligten einen Nährwert hatte. Die Organisatoren in Salzgitter hatten fraglos ganze Arbeit geleistet und legten damit den Grundstein dafür, dass der „blickpunkt sportmanagement“ auch im kommenden Jahr ein Pflichttermin für den RAC wird.
Text: Henning Wiegert
Weitere Bilder zum Event findet ihr auf unserer Facebook-Seite.
Weiterführende Links zum Kongress:
· http://www.ostfalia.de/cms/de/bp-spm (Homepage des Kongress)
· http://www.youtube.com/bpspm (YouTube-Channel mit Video-Aufzeichnungen)
· www.network-in-sports.de (Recruiting von Sportmanagern)