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Hirzenach, den 10.02.2015
Hilfs- und Menschenrechtsorganisation SOLWODI kritisiert die Einigung über das Prostituiertenschutzgesetz
Die Hilfs- und Menschenrechtsorganisation SOLWODI kritisiert die am 3. Februar in der Koalition erzielte Einigung zum sogenannten Prostituiertenschutzgesetz als völlig unzureichend. Das Gesetz sollte die dringend notwendige Absicherung und Verbesserung der Gesamtsituation von Frauen in der Prostitution in Deutschland bringen, die nach der Liberalisierung der Prostitution 2002 dringend notwendig geworden war. Genau dies leistet das Gesetz aber nicht: Die neuen Regelungen gehen allesamt nicht weit genug, sind nicht umsetzbar oder arbeiten völlig an der Praxis vorbei. Die dringend notwendige Absicherung für die Frauen bleibt aus.
"Das Gesetz schützt nicht die Interessen der Frauen in der Prostitution, sondern die der Profiteure", so Sr. Dr. Lea Ackermann, Gründerin und Vorsitzende von SOLWODI, die seit dreißig Jahren Frauen in der Prostitution berät und unterstützt. "Gewonnen haben all jene, die das falsche Bild der selbstbestimmten sogenannte ‚Sexarbeiterin’ verbreiten, die einem frei gewählten Traum-"Beruf" nachgeht. Das entspricht aber nicht der Wirklichkeit. In aller Regel sind Frauen in der Prostitution Opfer finanzieller, menschlicher und psychischer Zwänge. Diesen Frauen wird das neue Gesetz nicht helfen. Eine wichtige Chance ist damit vertan."
Bei den getroffenen Bestimmungen hat sich wesentlich die SPD durchgesetzt, in deren Politik sich die Forderungen der Prostitutionslobby wieder finden. Die Forderungen von CDU/CSU wurden kaum umgesetzt. Besonders kritisch sieht SOLWODI folgende Beschlüsse:
SOLWODI geht es um die Frauen in der Prostitution, die in Deutschland Tag für Tag einen Sexmarkt bedienen, der nirgendwo auf der Welt so dereguliert ist wie hier. Deutschland ist inzwischen das "Bordell Europas". Der seit 2002 explodierende Markt versorgt sich nach aktuellen Studien zu rund zwei Dritteln mit Frauen aus dem Ausland, zumeist aus den Armenhäusern der Welt. Nach Schätzungen von Streetworkern sind es sogar über 90 Prozent. Und wer einmal drin ist – das weiß SOLWODI aus Tausenden Beratungsgesprächen – schafft den Ausstieg kaum jemals mit eigener Kraft. Wenn doch, dann sind viele von ihnen traumatisiert und fürs Leben gezeichnet.
"Prostitution ist mit der Würde des Menschen nicht vereinbar", so Sr. Dr. Lea Ackermann. "Deutschland übernimmt so häufig eine Führungsrolle in der EU und in der Welt. Doch hier ist unser Land einsames Schlusslicht in Sachen Menschenwürde – das hat das neue Gesetz einmal mehr bewiesen. Umso wichtiger ist es nun, weiter einzutreten für ein Verbot von Sexkauf nach schwedischem Vorbild."
Das sogenannte Nordische Modell verbietet den Kauf von Sex, indem es die Sexkäufer bestraft, die Frauen jedoch straffrei lässt. Seit es vor 15 Jahren in Schweden eingeführt wurde, sind Menschenhandel und Zwangsprostitution rückläufig. Viele europäische Länder haben inzwischen ähnliche Gesetze verabschiedet oder arbeiten daran. Die EU fordert das Nordische Modell für alle Mitglieder. SOLWODI sammelt weiter Unterschriften für ein Sexkauf-Verbot und setzt sich 2015 an jedem 25. eines Monats mit vielen Aktionen für die Einführung des Nordischen Modells in Deutschland ein.
Weitere Informationen auch unter www.kein-sexkauf.de
Für Fotos, Rückfragen und Interviewanfragen kontaktieren Sie bitte:
SOLWODI
Pressearbeit
SOLWODI Deutschland e.V.
Propsteistr. 2
56154 Boppard-Hirzenach
Tel.: 06741 - 2232
presse[at]solwodi.de
Hinweis für die Redaktionen:
Gerne können Sie Sr. Dr. Lea Ackermann, Gründerin von SOLWODI, für Fragen oder Interviews zu diesem Thema kontaktieren.
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SOLWODI Deutschland e.V. "SOLidarity with WOmen in DIstress – Solidarität mit Frauen in Not" ist ein Verein, der Frauen in Notsituationen hilft und ist Anlaufstelle für ausländische Frauen, die durch Sextourismus, Menschenhandel oder Heiratsvermittlung nach Deutschland gekommen sind. Der Verein ist überparteilich und überkonfessionell. Gegründet wurde SOLWODI 1985 in Kenia und 1987 in Deutschland. In Deutschland ist SOLWODI mit inzwischen 17 Beratungsstellen, einer Kontaktstelle und sieben Schutzwohnungen für ausländische Frauen und Mädchen, die hier in Not geraten sind, vertreten.