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Wenn der Traum vom besseren Leben zum Alptraum wird

Traumata bei Frauen in der Prostitution - eine versteckte, aber sehr häufige Erkrankung
Die Französin Rosen Hicher war Anfang 30, als sie ihren Job verlor und von einem Tag auf den anderen nicht mehr wusste, wie sie ihre sechs Kinder durchbringen sollte. Prostitution erschien ihr damals als akzeptable Alternative. Bis heute erinnert sie sich daran, was ihr gleich an ihrem ersten Tag eine der Frauen angesichts ihres scheinbar selbstverständlichen Umgangs mit der Prostitution sagte: "Dann hast Du das schon Dein ganzes Leben lang gemacht!" Es war ein langer Weg, diesen Satz in seiner vollen Bedeutung zu realisieren, doch heute weiß Rosen Hicher: Sie wurde als Kind von ihrem Onkel missbraucht, litt jahrelang unter einem alkoholkranken, gewalttätigen Vater.
Viele Studien belegen, dass diese Erfahrung kein Einzelfall ist: Zwischen 65 und 95 Prozent der Frauen in der Prostitution haben als Mädchen sexuelle Gewalt erfahren.
"In der Traumatherapie wurde ein Bedürfnis der Traumatisierten festgestellt, das traumatisierende Geschehen, dem sie als Kind hilflos ausgeliefert waren, zu kontrollieren. In der Prostitution z.B. wird das Trauma in einem Rahmen in Szene gesetzt, in dem die Prostituierte das Gefühl der Kontrolle hat", sagt etwa die Traumatherapeutin Dr. Ingeborg Kraus, die sich mit dem "Karlsruher Appell" für ein Sexkauf-Verbot in Deutschland einsetzt. Kraus berichtet aus ihrer langjährigen therapeutischen Erfahrung, dass so gut wie alle Frauen in der Prostitution etwas fortsetzten, was sie als Kind "gelernt" hatten: Gewalt als normal zu empfinden.
Trauma und Prostitution – das ist ein zentraler, jedoch in Deutschland kaum akzeptierter Zusammenhang. Ein Trauma, was zunächst nichts anderes als "Verletzung" bedeutet, ist ein persönlich katastrophales Ereignis, das allein kaum zu bewältigen ist und in dem sich die/der Betroffene existentiell bedroht und in höchstem Maße ausgeliefert, hilf- und schutzlos fühlt. Gleichzeitig führt die Traumatisierung häufig zu einer fatalen Reaktion: Die Opfer übernehmen die negative Meinung des Täters, halten sich selbst für wertlos und geraten nicht selten in eine psychische Abhängigkeit von ihrem Peiniger, einem Zuhälter etwa. Die Folge: Die Opfer-Täter-Beziehung ist meist über Jahre stabil.
Auch deshalb ist der Ausstieg aus der Prostitution für viele Frauen so schwer und gelingt häufig nur mit professioneller Hilfe. Die ist oft jahrelang notwendig, auch um die Folgen der Traumatisierung wie Panik- und Angstattacken, selbstverletzendes Verhalten, Depressionen und psychische Störungen zu behandeln, die ein normales Leben unmöglich machen.
Prostitution ist in Deutschland für Politik und Gesellschaft noch immer ein Beruf wie jeder andere. Aber was ist das für ein Beruf, der demütigendes und ausbeutendes Verhalten fortsetzt, so dass sich diejenigen, die ihn nicht mehr ausüben, als "Überlebende" bezeichnen, als "Survivors"?
Rosen Hicher ist eine von ihnen. Sie setzt sich heute an vorderster Front dafür ein, dass Sexkauf verboten wird. Allen Frauen in der Prostitution empfiehlt sie einen Moment des Innehaltens und die kritische Frage zu ihrem Weg in die Prostitution: "Ich sage den Frauen, dass sie sich die Frage stellen sollen, warum sie in die Prostitution gegangen sind. Sie würden sich dann darüber klar werden, dass sie das tun, weil sie dieses Muster schon sehr früh gelernt haben."

Weitere Informationen z.B. unter:  http://www.trauma-and-prostitution.eu/

Artikel Nr. 4 von 8 in: Rundbrief Nr. 103 - März 2015
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