Hirzenach, den 12.08.2015
SOLWODI kritisiert aufs Schärfste die Entscheidung von AI die Sexbranche zu entkriminalisieren
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International will sich künftig für die Entkriminalisierung der Sexbranche einsetzen. Das haben AI-Delegierte bei ihrer Hauptversammlung in Dublin am gestrigen Dienstag beschlossen. Das Strategiepapier zur Prostitution wurde bereits im Vorfeld der Hauptversammlung von Frauenrechtsorganisationen und Überlebenden der Prostitution heftig kritisiert. Auch SOLWODI wandte sich mehrmals an Amnesty International und Amnesty Deutschland und forderte sie auf, ihre Position zur Prostitution zu prüfen und gegen das Strategiepapier zu stimmen. "Die Entscheidung von Amnesty International ist unsäglich!", sagt Sr. Dr. Lea Ackermann, Gründerin und Leiterin von SOLWODI. "Wie kann eine internationale Organisation, die für Menschenrechte und Gerechtigkeit steht, die Entkriminalisierung eines Milliardengeschäftes aus dem Handel mit Frauen und Kindern fordern?"
Lokale und internationale Frauenrechts- und Hilfsorganisationen für Opfer von Menschenhandel sind sich einig: Der Schaden, den Amnesty International mit dieser Grundsatzentscheidung anrichtet, ist unermesslich. Denn Amnesty International setzt sich nicht nur für die Rechte und den Schutz der Menschen in der Prostitution ein, sondern fordert im gleichen Atemzug die Straffreiheit für diejenigen, die von der Prostitution profitieren – Zuhälter, Bordellbetreiber, Menschenhändler und Sexkäufer. "Mit dieser Entscheidung hat Amnesty International seine eigenen Prinzipien verlassen und den sexuell ausgebeuteten Frauen und Kindern den Rücken gekehrt. Stattdessen stehen sie nun auf der Seite derer, die mit der kommerzialisierten Ausbeutung von Frauen und Kindern Milliarden verdienen", kritisiert Ackermann.
Was eine Entkriminalisierung der Sexbranche bedeutet, erleben wir in Deutschland seit mehr als einem Jahrzehnt. Dabei musste die Bundesregierung schon 2007 feststellen, dass das Prostitutionsgesetz von 2002 die Situation der Frauen in der Prostitution nicht verbessert hatte. "Wir sind ein Land, das den Kauf von Frauen und Kindern seit 2002 fördert", sagt Ackermann. "Ein Geschäft, das bei gut zwei Dritteln der Frauen zu Posttraumatischen Belastungsstörungen führt – vergleichbar mit denen von Kriegsveteranen und Folteropfern." Unser Land habe bereits viele der Forderung von Amnesty International umgesetzt, doch dies habe nicht zu mehr Schutz für Frauen in der Prostitution geführt. Ganz im Gegenteil, ist sich Ackermann sicher: "Bei uns verschwinden Frauen, ohne dass es jemand merkt. Sie werden geschlagen, vergewaltigt, missbraucht und getötet. Diese Verbrechen nicht als eine Konsequenz der Geschlechterungleichheit zu erkennen ist fatal."
Mit der Entscheidung die Sexbranche zu entkriminalisieren, habe Amnesty International den sexuell ausgebeuteten Frauen und Kindern den Rücken gekehrt. "Mit der Entscheidung für die Entkriminalisierung der Prostitution einzutreten hat Amnesty International den Anspruch auf den Titel einer Menschenrechtsorganisation verloren."
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Hinweis für die Redaktionen:
Gerne können Sie Sr. Dr. Lea Ackermann, Gründerin von SOLWODI, für Fragen oder Interviews zu diesem Thema kontaktieren.
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SOLWODI Deutschland e.V. "SOLidarity with WOmen in DIstress – Solidarität mit Frauen in Not" ist ein Verein, der Frauen in Notsituationen hilft und ist Anlaufstelle für ausländische Frauen, die durch Sextourismus, Menschenhandel oder Heiratsvermittlung nach Deutschland gekommen sind. Der Verein ist überparteilich und überkonfessionell. Gegründet wurde SOLWODI 1985 in Kenia und 1987 in Deutschland. In Deutschland ist SOLWODI mit inzwischen 17 Beratungsstellen, einer Kontaktstelle und sieben Schutzwohnungen für ausländische Frauen und Mädchen, die hier in Not geraten sind, vertreten.