SOLWODI e.V.


Pressemappe zu Jubiläum "25 Jahre SOLWODI"

Über SOLWODI

Von Mombasa nach Berlin:
Solidarität mit Frauen und Mädchen in Not

SOLWODI ist die Abkürzung von "Solidarity with Women in Distress" (Solidarität mit Frauen in Not). Die Ordensfrau Dr. Lea Ackermann von der Gemeinschaft der "Missionsschwestern unserer lieben Frau von Afrika" (Weiße Schwestern) gründete diese seit 1987 in Deutschland aktive Organisation 1985 in der Sextourismus-Hochburg Mombasa an der kenianischen Küste.

Die Erziehungswissenschaftlerin Schwester Dr. Lea Ackermann war von ihrer Ordensleitung für die Ausbildung von ReligionslehrerInnen nach Mombasa entsandt worden, und dort sah sie sich mit dem Leid der Prostituierten konfrontiert. Schwester Lea erinnert sich: "Viele dieser Frauen, die über keinerlei Schulbildung verfügten, waren dem Elend und der Perspektivlosigkeit in ihren Heimatdörfern entflohen. In der Großstadt gerieten sie dann oft in noch größere Bedrängnis. Um sich und ihre Kinder durchzubringen, waren sie gezwungen, ihre Körper für wenig Geld an Einheimische, Seeleute und Touristen aus den reichen Industrienationen zu verkaufen." Als Lea Ackermann ihrer Provinzialoberin vorschlug "Ich will etwas für die Frauen und Mädchen hier tun, die sich wegen ihrer Armut prostituieren", entgegnete diese: „Das ist gut, mach das!" Doch dann fügte sie hinzu: "Rechne nicht mit Geld von mir! Ich habe keins." Also schrieb Schwester Lea 100 Briefe an Verwandte und Bekannte in Deutschland, in denen sie um zehn Mark pro SpenderIn und Monat für ein "Frauenzentrum" bat: ein verfallenes Lagerhaus, das zu einer Bildungs- und Arbeitsstätte für den Ausstieg aus der Prostitution umfunktioniert wurde.

Inzwischen ist SOLWODI KENIA eine eigenständige Nichtregierungsorganisation (NRO) mit Zentrale in Mombasa und diversen Nebenstellen an der Küste. Außer der psychosozialen Betreuung, gesundheitlichen Aufklärung und juristischen Beratung gehört es zu den Aufgaben von SOLWODI KENIA, Prostituierten Berufsausbildungen zu ermöglichen und Mikrokredite für Existenzgründungen zu finanzieren. Zudem entstand 2002 in Mombasa SOLGIDI (Solidarity with Girls in Distress – Solidarität mit Mädchen in Not) für Töchter von Prostituierten. Bei diesen Mädchen ist das Risiko hoch, dass auch sie in der Prostitution stranden. Durch die Übernahme der Kosten und durch individuelle Betreuung wird ihnen der Schulbesuch ermöglicht. Besonders bedürftige Familien unterstützt SOLGIDI auch mit Nahrungsmitteln und Medikamenten. Schwester Lea: "Zählt man die Geschwister hinzu, die von einigen Angeboten mit erreicht werden, profitieren heute im Jahresdurchschnitt rund 400 Kinder vom SOLGIDI-Programm."

In der Bundesrepublik engagiert sich SOLWODI mit einem Deutschland-Verein, der seinen Sitz in Boppard am Mittelrhein hat, und vier Landesvereinen in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bayern für Migrantinnen in Notsituationen: vor allem Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution, aber auch Opfer von Beziehungsgewalt sowie von Zwangsheirat bedrohte oder aus Zwangsehen geflohene Frauen und Mädchen. Hierzulande gibt es zwölf SOLWODI-Beratungsstellen: in Boppard, Koblenz, Mainz, Ludwigshafen, Duisburg, München, Bad Kissingen, Passau, Augsburg, Braunschweig, Osnabrück – und neuerdings auch in der Bundeshauptstadt Berlin. Die Mitarbeiterinnen bieten eine umfassende, ganzheitlich ausgerichtete psychosoziale Betreuung und Beratung, sichere Unterbringung in sieben SOLWODI-Schutzwohnungen, Vermittlung juristischer und medizinischer Hilfe sowie Unterstützung bei der Rückkehr in die Heimatländer, wenn Migrantinnen zurückkehren wollen oder es müssen. Um effektiv helfen zu können, ist SOLWODI DEUTSCHLAND mit anderen Beratungsstellen und Organisationen im In- und Ausland vernetzt. "Zusätzlich bemühen wir uns durch intensive Öffentlichkeitsarbeit um mehr Verständnis für die oft verzweifelte Lage von Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund", erläutert die SOLWODI-Vorsitzende und -Geschäftsführerin Schwester Lea Ackermann.

Vor allem Frauen und Mädchen, die in die Prostitution gezwungen wurden, seien durch das Erlittene meist stark traumatisiert. "Während ihrer Zeit als Zwangsprostituierte mussten sie Drohungen, Vergewaltigungen, Demütigungen, erhebliche Gesundheitsgefährdungen wie HIV/Aids und unmenschliche Arbeitsbedingungen erdulden." Die Betreuung dieser Klientinnen sei besonders zeitintensiv. "Doch allein für eine einzige Frau, die endlich eine Zukunftsperspektive hat und nun mit Zuversicht durchs Leben geht, hätte sich der Aufwand von fast 25 Jahren SOLWODI-Arbeit gelohnt", meint Schwester Lea. "Zum Beispiel für eine junge Osteuropäerin, Opfer von Menschenhandel, die vor drei Jahren zu uns kam und heute noch in einer unserer Schutzwohnungen lebt. Svedlana war so traumatisiert, dass sie sich sofort unter der Bettdecke verkroch, wenn sie durch ein offenes Fenster draußen auf der Straße eine Männerstimme hörte." Dank einer Therapie habe sie es nach und nach gewagt – anfangs nur in Begleitung –, das Haus zu verlassen. Im Schuljahr 2006/2007 sei Svedlana durch Einzelunterricht von einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin auf den Hauptschulabschluss vorbereitet worden. "Sie bestand die Prüfung. Im Schuljahr 2007/2008 besuchte sie eine Berufsfachschule, was für sie wegen der männlichen Mitschüler und Lehrer eine enorme Anstrengung bedeutete. Sie setzte sich dem aus und schaffte ihren Abschluss. Ein großer Erfolg! Auch wegen der guten Zensuren. Aber vor allem, weil dieses vergewaltigte, erniedrigte, gedemütigte Mädchen die Kraft dazu aufbrachte und den Willen hat weiterzuleben."

Der stellvertretende Vorsitzende des Deutschland-Vereins, der Pallottiner-Pater und Theologie-Professor Dr. Fritz Köster, nennt SOLWODI "eine kleine Menschenrechtsbewegung". "Ja, das sind wir", bestätigt Schwester Lea. "Wir" – das heiße gegenwärtig in Deutschland: 42 feste Mitarbeiterinnen (davon 16 Ordensfrauen), sieben ehrenamtliche Arbeitskreise (AK), einer davon der "AK Ordensfrauen gegen Frauenhandel" (der von 21 Schwesterngemeinschaften getragen wird) sowie 14.000 FreundInnen und FörderInnen (an die viermal im Jahr der SOLWODI-Rundbrief verschickt wird). "Ich bin froh, dass wir so viele sind. Aber ich wünsche mir, dass wir viel mehr wären. Nicht nur eine kleine, sondern eine große Menschenrechtsbewegung: gegen Männergewalt und Frauenverachtung – für die Menschenwürde weiblicher Menschen!"

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