Gratulation – Anlässlich des 75. Geburtstages von Sr. Dr. Lea Ackermann, der Gründerin von SOLWODI, gratulierten wir ihr und ließen die inzwischen über 25-jährige Arbeit von SOLWODI in vier Ländern (Kenia, Ruanda, Deutschland und Rumänien) Revue passieren. In diesen Ländern hat SOLWODI nicht nur Beratungsstellen geschaffen, in denen die Probleme der vom Menschenhandel betroffenen Frauen ernst genommen werden, sondern auch ein eigenes Netzwerk, das über Grenzen hinweg tätig werden kann.
Auseinandersetzung – SOLWODI hat immer mit Problemen zu kämpfen, weil die Organisation sich auf Gebiete und an Themen wagt, die in der Öffentlichkeit tabuisiert werden. Wie die SOLWODI Beraterinnen stellen auch wir fest, dass es nach 25 Jahren immer noch Menschen gibt, die versichern, keine Kenntnis vom Ausmaß des Menschenhandels zu haben und von den Leiden der Opfer, der Frauen und Kinder. Umso wichtiger ist es, dass das Thema im öffentlichen Leben und in der Politik als brennend wahrgenommen und bewusst gemacht wird. Wir können sagen, es ist ein Verdienst von SOLWODI, das Thema Menschenhandel und die Not der Frauen auf die politische Agenda gehoben zu haben!
Da sein für den einzelnen Menschen – Es ist gerade auch die konkrete Hilfe für Frauen und Kinder, die die Arbeit von SOLWODI auszeichnet: So traf ich kürzlich eine junge Frau (18 Jahre), die im kommenden Jahr ihr Abitur macht. Sie wurde mit ihrer Mutter kurz nach ihrer Geburt bei SOLWODI in Johannisberg aufgenommen. Der Mutter wurde eine eigene Wohnung, später eine Arbeitsstelle und ein Kindergartenplatz vermittelt – sie lebt heute in Mainz und ist noch immer froh und dankbar für die damals erfahrene Hilfe. Wenn ihre Tochter das Abitur absolviert hat, wird sie einen guten Start in unserer Gesellschaft haben. Die einst verzweifelte Mutter konnte damals Hoffnung schöpfen für sich und ihr Baby und ihr Leben schließlich selbst in die Hand nehmen. Ihre Tochter wird ganz sicher ihren Weg in die Zukunft machen.
Was alle bei SOLWODI brauchen, Beraterinnen und Opfer des Menschenhandels, ist der Glaube an den langen Atem der Hoffnung und des Lebens. Es ist wichtig daran zu glauben, dass das Leben stärker ist als der Tod!
Gedanken zur Bibel – Bibeltheologisch haben wir uns mit der Frage auseinandergesetzt, was die Exodusgeschichte für die Arbeit bei SOLWODI und bei jeder Art von sozialem Engagement bedeutet. In Ex. 3,15 -17 lesen wir: "Ich bin dein Gott, der ich bin da!" Eine Zusicherung ist gegeben mit diesem Hinweis: Ich bin da für dich! Für das Volk Israel bedeutete es einen Hinweis: Ich war gestern da, ich bin heute da und ich werde morgen da sein. Diese Zusicherung wird in einem kleinen unansehnlichen, aber brennenden Dornbusch gegeben. Welche Bedeutung steckt hinter dieser "Wüstenerfahrung?" Kein Baum, keine Schönheit einer biologischen Pflanze, nur ein dürrer, unansehnlicher, völlig unbedeutender, aber brennender Dornbusch wird zum Zeichen. Gott zeigt sich Mose in diesem brennenden Dornbusch, als er sich über das Weideland hinaus in die Wüste begibt! Dort offenbart sich ihm Gott. Im Alltag, bei den Schafen, bei seinem Tun. Gott erscheint ihm nicht in den hoch entwickelten Heiligtümern Ägyptens oder an den heimlichen Opferstätten der Exil-Israeliten oder bei den Kultheiligtümern der Midianiter. Nein, Gott spricht ihn an, im Alltag, in der Mühe des Lebens. Ein Dornbusch wird zum Symbol der Anwesenheit Gottes, nur ein dürres Dorngestrüpp. Das "Geringste" unter den Pflanzen.
So ist es auch mit unserem Engagement mit Menschen. Die Anwesenheit der Alltäglichkeit zeigt sich als die Anwesenheit der göttlichen Dimension. Nicht im großartigen Kult, nicht aufwändigen Veranstaltungen findet Begegnung statt, sondern im Alltag, wo einer dem anderen nahe ist, zum Nächsten wird. Für diese Situation hat Gott zugesagt: "Ich bin da und werde immer da sein".
Im Namen des Arbeitskreises der Ordensfrauen
Sr. Benedikta Böckelmann
Koordinatorin des Arbeitskreises