SOLWODI e.V.


SOLWODI-Fachberatungsstelle in München

Statistik Erstkontakte

Kontakte und Beratung
Im Jahr 2013 wandten sich 203 Frauen aus 50 Ländern an unsere Fachberatungsstelle. Das bedeutet eine Zunahme von einem Drittel. Der große Anstieg ist u.a. darauf zurückzuführen, dass sich SOLWODI München zu Beginn des Jahres dem Infobusprojekt von Amnesty International und dem Münchner Flüchtlingsrat angeschlossen hat. Dieses Projekt bietet Flüchtlingen in den Münchner Erstaufnahmeeinrichtungen Informationen zum Asylverfahren an. SOLWODI hat eine Frauensprechstunde eingerichtet, um den Frauen die Möglichkeit zu geben, über frauenspezifische Fluchtgründe zu sprechen. 2013 suchten uns 82 Frauen auf. Davon nahmen mehr als 40 Frauen die Gelegenheit wahr, zu einem/mehreren Beratungsgesprächen in unser Büro zu kommen.
Verstärkt wenden sich auch Sozialämter und die Polizei an unsere Fachberatungsstelle und vermitteln uns Klientinnen, bei denen der Verdacht auf Menschenhandel besteht. Die größte Gruppe der Frauen, die unsere Beratungsstelle aufsucht, kommt aus Nigeria (59) und sehr häufig ist der Verdacht auf Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung gegeben. Meist wurden die Frauen in anderen Ländern prostituiert, sind nach Deutschland geflohen oder sahen keine Möglichkeit in Italien, Spanien oder Griechenland zu überleben. Ihre Chancen in Deutschland zu bleiben sind sehr gering, doch ist mittlerweile festzustellen, dass das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wesentlich sensibler mit dem Thema Menschenhandelsopfer umgeht und Fachberatungsstellen hinzugezogen werden. Schwierig bleibt die Situation für die Betroffenen dennoch, solange die Richtlinie 2011/36/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 5. April 2011 zur Verhütung und Bekämpfung des Menschenhandels und zum Schutz seiner Opfer nicht vollständig umgesetzt wird. Auch wenn Opfer von Menschenhandel nicht in Gemeinschaftsunterkünften bleiben sollten, gibt es in München leider noch keine Schutzwohnung, um die Sicherheit der Frauen sicher zu stellen.
Die zweitgrößte Gruppe von Frauen, die wir betreuen, kommt aus osteuropäischen Ländern (38). Wir sind dankbar, dass wir eine neue Mitarbeiterin gewinnen konnten, die diese Frauen meist ohne Dolmetscherin beraten kann. Auch aus Afghanistan kamen mehrere Frauen. Bei ihnen geht es meist um Zwangsheirat (16) oder/und häusliche Gewalt. Es erfordert sehr viel Mut von den Betroffenen, sich an eine Hilfsorganisation zu wenden. Oft sprechen die Frauen sehr wenig Deutsch, da ihnen nicht erlaubt wird eine Schule zu besuchen. Körperliche und seelische Grausamkeit bestimmten über Jahre ihren Alltag. Wenn sich diese Frauen zur Flucht entscheiden, lassen sie ihr ganzes Leben zurück. Sind sie weniger als drei Jahre verheiratet, müssen sie um einen eigenständigen Aufenthalt kämpfen, obwohl eine Rückkehr in ihr Ursprungsland nicht möglich ist, da die Ehre der Familie verletzt wurde. Eine Trennung, die durch die Frau eingeleitet wurde, wird nicht akzeptiert. Auch wenn afghanische Familien schon sehr lange in Deutschland leben, hat sich ihre Einstellung gegenüber den Rechten bzw. der Gleichstellung der Frau oft nicht geändert. Selbst jungen Frauen, die in Deutschland sozialisiert sind, droht noch immer die Zwangsheirat. Eine durch die Familie arrangierte Ehe gilt bei vielen als selbstverständlich.
Die Zahl der von häuslicher und/oder sexueller Gewalt (42) Betroffenen hat 2013 zugenommen und wir erhalten viele Hilfsanfragen. Für Migrantinnen ist das Hilfsangebot noch nicht so flächendeckend ausgebaut. Deswegen werden wir auch von Sozial- und Jugendämtern mit einbezogen, denn der Bekanntheitsgrad von SOLWODI ist sehr gestiegen.
Nach wie vor geht es bei vielen unserer Klientinnen um einen sicheren Aufenthalt. Durch die Dublin II – mittlerweile ersetzt durch die Dublin III Verordnung – müssen sehr viele Frauen mit einer Rückführung in ein sogenanntes sicheres Drittland rechnen, auch wenn dort die Überlebenschancen sehr schlecht sind. Staatliche Unterstützung für Soziales oder Medizinisches ist so gut wie unmöglich. Durch die Unsicherheit und die drohende Abschiebung sind die Betroffenen oft sehr verzweifelt. Depressionen bestimmen ihren Alltag und lähmen sie. Auch finanzielle Schwierigkeiten, gerade für Mütter mit Kindern, wirken sich sehr belastend aus. Mit den zunehmenden Flüchtlingszahlen ist auch die Unterbringung der Frauen sehr schwierig geworden, die Gemeinschaftsunterkünfte sind zum Teil überbelegt. Die hilfesuchenden Frauen haben mit bürokratischen Hindernissen zu kämpfen, was wiederum dazu führt, dass sie ihre eigentliche Geschichte nur sehr langsam aufarbeiten können. Wir versuchen den Betroffenen Hilfestellung zu geben und sie bei sozialen, medizinischen oder rechtlichen Problemen an die geeigneten Institutionen zu vermitteln. Wir gehen mit Klientinnen zu Anhörungen und unterstützen sie bei polizeilichen Vernehmungen.

Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung
Das Thema Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und Prostitution war 2013 allgegenwärtig. In der Presse erschienen viele Berichte über Zwangsprostitution und Menschenhandel. Auch bei uns wurden zahlreiche Anfragen vonseiten der Medien und verschiedenen Organisationen gestellt, die wir gerne beantworteten, die uns aber auch viel Energie und Zeit kosteten. Mit der Kampagne: "Mach den Schluss-STRICH" konnte SOLWODI Deutschland große Erfolge erzielen. Auch in München bemühten wir uns an Schulen und Universitäten durch Fachvorträge das Thema sachlich darzustellen. Gerade bei den Jugendlichen kommt es oft zu kontroversen Diskussionen, da Prostitution für sie eine ganz "normale" Arbeit ist. Vielen ist nicht bewusst, wie viel Verachtung, Demütigung, Ausbeutung und Leid in diesem "Beruf, wie kein anderer" stecken. Bei mehreren Veranstaltungen, zu denen wir eingeladen wurden, hatten unsere Mitarbeiterinnen die Möglichkeit, die Aufgaben und Ziele von SOLWODI vorzustellen.
Die Arbeit in verschiedenen Arbeitskreisen ermöglicht uns ein stetig wachsendes Netzwerk aufzubauen. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Frauentherapiezentrum, Refugio oder auch der Caritas und der Innere Mission und anderen Organisationen hilft uns, unsere Klientinnen optimal zu betreuen und immer wieder dazu zu lernen.

Irmtrud Schreiner

 

Infobus München

Infobus

Infobus

Flüchtlinge, Asylsuchende, Gestrandete – das sind die Menschen, die Hilfe ganz besonders nötig haben. Gerade diese Menschen bringen jedoch nur selten den Mut auf, sich diese Hilfe auch zu holen. Deshalb beteiligt sich die SOLWODI Beratungsstelle München jetzt am "Infobus-Projekt", das Amnesty International und der Münchner Flüchtlingsrat schon seit 12 Jahren mit Erfolg betreiben.

Der Infobus – ein alter, umgebauter Campingwagen, leuchtend bunt besprüht – ist konkrete Beratung und Hilfe, die zu den Menschen kommt: Zweimal in der Woche rollt das Gefährt auf den Hof der Bayern-Kaserne, einem Erstaufnahmelager, in dem das Land Bayern Asylsuchende unterbringt, zur Zeit 450 Menschen.

"Zunächst geht es darum, den Asylsuchenden erste Informationen über den formalen und rechtlichen Ablauf des Asylverfahrens an die Hand zu geben", so eine der zuständigen Münchner SOLWODI-Mitarbeiterinnen. "Dabei gehen wir durch die Zimmer im Lager und sprechen mit den Frauen, jede Woche, fragen, ob sie Probleme haben. Bei einigen gehen wir sicher davon aus, dass sie Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution sind." Mit jedem Treffen wächst das Vertrauen - und ist irgendwann vielleicht groß genug, dass sich auch diese Frauen SOLWODI anvertrauen.

"Ich denke Menschen die Probleme haben, haben ein zusätzliches Problem damit, auf andere zuzugehen in ihrer Not", so Sr. Lea Ackermann, die sich über diese neue Initiative der sogenannten aufsuchenden Arbeit freut. "Es ist so wichtig, dass man zu diesen Menschen hin geht und Hürden abbaut, um es ihnen zu erleichtern, sich zu öffnen."

Während Männer häufig von selbst zu einer Beratung kämen, seien Frauen besonders schwer zu erreichen, so die SOLWODI-Mitarbeiterinnen aus München. Deshalb bietet der Infobus einmal pro Woche eine Sprechstunde speziell und nur für Frauen an, ohne männliche Begleitung. Der Erfolg spricht für sich: Über den Infobus betreut SOLWODI inzwischen schon zwanzig Frauen in der Bayernkaserne regelmäßig.

 

http://www.muenchner-fluechtlingsrat.de/index.php/Main/Infobus


SOLWODI e.V.
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