SOLWODI e.V.


SOLWODI-Fachberatungsstelle in München

Statistik Erstkontakte

 

Kontakte, Beratung und Begleitung im Jahr 2014
Auch im Jahr 2014 konnte SOLWODI München wieder einen Anstieg der Erstkontakte verzeichnen. 218 Frauen aus 43 Ländern wandten sich im Jahr 2014 erstmalig an die Beratungsstelle München. Davon kamen 139 Frauen aus Afrika, 37 aus Europa, 32 aus dem Mittleren Osten, jeweils drei aus Asien und Amerika, bei vier Frauen war das Herkunftsland unbekannt. Dazu wurden 34 Frauen aus dem Vorjahr weiterbetreut, sodass insgesamt 252 Frauen in der Beratungsstelle beraten wurden.
Die Problemsituationen waren vielfältig: 47 Frauen waren von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung und drei zur Arbeitsausbeutung betroffen, elf kamen wegen drohender oder bereits erfolgter Zwangsverheiratung, 88 Frauen hatten Gewalt, vor allem sexuelle Gewalt und Vergewaltigungen auf dem Fluchtweg sowie Genitalverstümmelung erfahren. 69 Frauen wandten sich wegen anderer Probleme (Gesundheit, Wohnungssuche, Aufenthalt, usw) an uns. Diese Gruppe verwiesen wir oft an andere Organisationen.
Die größte Gruppe der Frauen kam, wie schon in anderen Jahren, aus Nigeria. Gerade diese Frauen waren von Menschenhandel betroffen, haben oftmals in anderen europäischen Ländern in der Zwangsprostitution gearbeitet und suchen nun Schutz in Deutschland. Insgesamt hatten die hohen Flüchtlingszugänge des Jahres 2014 auch auf die Arbeit von SOLWODI großen Einfluss. Etwa 50 Prozent der Frauen, die in diesem Jahr von SOLWODI beraten wurden, waren Asylbewerberinnen. SOLWODI München war auch in diesem Jahr als Kooperationspartner des Infobusses in den Erstaufnahmeeinrichtungen tätig, wodurch viele Frauen bereits früh als Menschenhandelsopfer identifiziert wurden. So konnte eine zeitnahe Betreuung ermöglicht werden. Das größte Problem für diese Gruppe von Betroffenen bleibt die Unterbringung. Leider müssen die Betroffenen trotz der Schutzbedürftigkeit zumeist in Erstaufnahme- und später in Gemeinschaftsunterkünften verbleiben. Geeignetere Unterbringungsmöglichkeiten bleiben rar und waren besonders in diesem Jahr stets völlig überfüllt. Die völlige Überbelegung aller Asylbewerberunterkünfte in München nahm auch Einfluss auf die Situation der Frauen: So konnten in vielen Notunterkünften keine rudimentären Mindeststandards, wie die geschlechtliche Trennung von Sanitärräumen, ermöglicht werden – eine Situation, die gerade für Opfer von sexualisierter Gewalt untragbar ist.
32 Frauen kamen aus dem Mittleren Osten. Ihre Probleme betreffen Zwangsheirat oder / und häusliche Gewalt. Es erfordert sehr viel Mut von den Betroffenen, sich an eine Hilfsorganisation zu wenden. Oft sprechen die Frauen sehr wenig deutsch/englisch, da ihnen nicht erlaubt wird, eine Schule zu besuchen. Körperliche und seelische Grausamkeit bestimmten oft über Jahre ihren Alltag. Wenn sich diese Frauen zur Flucht entscheiden, lassen sie ihr ganzes Leben zurück. Wenn sie weniger als drei Jahre verheiratet sind, müssen sie um einen eigenständigen Aufenthalt kämpfen, obwohl eine Rückkehr in ihr Ursprungsland nicht möglich ist, da die Ehre der Familie verletzt wurde. Eine Trennung, die durch die Frau eingeleitet wurde, wird nicht akzeptiert. Auch wenn die Familien dieser Frauen schon lange in Deutschland leben, hat sich ihre Einstellung gegenüber den Rechten, beziehungsweise der Gleichstellung der Frau, nicht notwendigerweise geändert. Selbst jungen Frauen, die in Deutschland sozialisiert sind, droht noch immer die Zwangsheirat.
Die Zahl der von sexueller Gewalt (88) Betroffenen hat 2014 stark zugenommen. Es handelt sich oft um Frauen, die auf der Flucht (mehrmals) vergewaltigt wurden. Jede Frau weiß, wie belastend eine Vergewaltigung ist, vor allem wenn eine Schwangerschaft folgt. Diese Frauen müssen mit diesem Trauma weiterleben und das in einem Land, in dem sie weder die Sprache noch die Kultur kennen. Für sie ist eine Rückkehr ins Heimatland meist völlig ausgeschlossen.
Nach wie vor geht es bei vielen unserer Klientinnen um einen sicheren Aufenthalt. Durch die Dublin III Verordnung müssen viele Frauen mit einer Abschiebung in ein sogenanntes sicheres Drittland rechnen, auch wenn dort die Überlebenschancen, gerade für junge Frauen mit kleinen Kindern, sehr schlecht sind. Immer wieder hören wir Berichte über die Verhältnisse in Italien oder Spanien, die gerade für Kinder sehr schwer sind. Staatliche Unterstützung für Soziales oder Medizinisches ist so gut wie unmöglich. Durch die Unsicherheit und die drohende Abschiebung sind die Betroffenen oft verzweifelt. Depressionen bestimmen ihren Alltag und lähmen sie, aktiv ihr Leben in Deutschland aufzubauen. Obwohl sich die finanzielle Situation verbessert hat und viele Frauen für sich selbst kochen können, haben gerade Mütter mit Kindern weiterhin große Schwierigkeiten zu überwinden, was wiederum dazu führt, dass sie ihre eigentliche Geschichte nur sehr langsam bewältigen können. Wir versuchen, den Betroffenen Hilfestellung zu geben und bei sozialen, medizinischen oder rechtlichen Problemen mit den geeigneten Institutionen zusammenzuarbeiten. Wichtig ist uns, mit Klientinnen zu Anhörungen zu gehen, sie bei einer polizeilichen Vernehmung zu unterstützen und, wenn möglich, immer für sie Ansprechpartner zu sein. Das Ziel bleibt, den Frauen eine Perspektive zu eröffnen, die sie erkennen und mit aller Kraft anstreben.

Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung
Das Thema Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und Prostitution war 2014 allgegenwärtig. Die Medien waren voll von Berichten über Zwangsprostitution und Menschenhandel. Auch bei uns wurden zahlreiche Anfragen gestellt, die wir gerne beantworteten. Mit der Kampagne "Mach den Schluss-STRICH!" konnte SOLWODI in Deutschland große Erfolge erzielen. Auch in München bemühen wir uns an Schulen und Universitäten durch Fachvorträge das Thema sachorientiert darzustellen. Gerade bei den Jugendlichen kommt es oft zu kontroversen Diskussionen über die Frage, ob Prostitution eine ganz „normale“ Arbeit ist. Bei mehreren Veranstaltungen, zu denen wir eingeladen wurden, hatten unsere Mitarbeiterinnen die Möglichkeit, die Aufgaben und Ziele von SOLWODI vorzustellen.
Die Arbeit in verschiedenen Arbeitskreisen ermöglichte uns ein stetig wachsendes Netzwerk aufzubauen und ständig Erfahrungen auszutauschen. Eine enge Zusammenarbeit mit Frauentherapiezentrum, Refugio, Caritas, Innere Mission und vielen anderen Organisationen sowie mit verschiedenen AnwältInnen und ÄrztInnen hilft uns, unsere Klientinnen optimal zu betreuen. Wir sind sehr dankbar für diese Zusammenarbeit.

Büro München



 

 


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