Title: SOLWODI Passau
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SOLWODI-Fachberatungsstelle und Frauenschutzhaus in Passau

Statistik Erstkontakte

Kontakte und Beratung
In diesem Jahr traten 54 Frauen aus 20 Nationen erstmalig mit uns in Kontakt, darunter auch zwei deutsche Frauen. 38 dieser Frauen waren Opfer von Menschenhandel/Zwangsprostitution/häuslicher Gewalt. Die übrigen Frauen benötigten Hilfe bei Ämterangelegenheiten, Wohnungssuche, finanziellen Problemen sowie Problemen in der Partnerschaft und Familie.

Nachbetreuungen
Aus den Vorjahren nahmen 47 Frauen das Angebot der Nach- und Weiterbetreuung in Anspruch. Dabei standen monatlich zwischen 15 und 39 Frauen mit uns in Kontakt. Durch die oftmals mehrere Jahre dauernde Begleitung können wir eine dauerhafte positive Vertrauensbeziehung aufbauen. Dadurch kann bei auftretenden Problemen des Alltags unmittelbar und effektiv Hilfestellung geleistet werden.
Eine besondere Erfolgsgeschichte können wir verzeichnen:
Frau X.Y. stammt aus einem afrikanischen Land; mit 18 Jahren wurde sie Opfer von Menschenhandel und leidet noch heute unter den Folgen: Alpträume, wiederkehrende Magenschmerzen, depressive Phasen und Angst, dass den Kindern "Böses getan wird". Letzteres hängt wohl mit dem JuJu-Kult zusammen, über den Frau X.Y. kaum spricht.
Seit vier Jahren werden sie und ihre Kinder von SOLWODI betreut. Sie hatte wenig Schulbildung, sprach einfaches Englisch und konnte nur ihren Namen lesen und schreiben. Aus Angst vor der "Madam" konnte Frau X.Y. nicht gegen die Täter aussagen; es drohte eine Abschiebung, die mit Hilfe der Rechtsanwältin verhindert werden konnte. Nach nochmaliger Intervention der Rechtsanwältin bekam Frau X.Y. eine Duldung und konnte so den Alphabetisierungskurs und nachfolgend einen Sprachkurs besuchen. Die Kinder sind integriert in Kindergarten, Schule und Nachmittagsbetreuung. Frau X.Y. wollte arbeiten, was sich sehr schwierig gestaltete, denn ihre Sprachkenntnisse waren nicht gut genug und es fehlte an Erfahrung.
Im Juni 2013 erzählte sie erstmals von ihrem "Lebenstraum": Einen Laden mit afrikanischen Lebensmitteln zu eröffnen. Es war ihr wichtig, ihren afrikanischen Landsleuten eine Einkaufsmöglichkeit vor Ort zu geben. Und so könnte sie auch ihre kommunikativen Talente einbringen.
Es folgte eine sehr intensive Zeit: Behördengänge, Beratungsgespräche bei Arbeitsagentur, Frau und Beruf und IHK; Abklärung der finanziellen Situation; Erstellen eines Businessplanes; Suchen geeigneter Räume; Kinderbetreuung. Lieferanten wurden über das Internet kontaktiert und Preise berechnet; ein Buchhalter musste gefunden werden. SOLWODI sorgte mit Hilfe eines zinslosen Darlehens für ausreichendes Startkapital; ein zusätzliches zinsloses Darlehen kam vom KDFB.
Im Dezember 2013 konnte sie den Laden eröffnen. Aus psychischen Gründen kann sie die Veröffentlichung eines Fotos von ihrem Laden noch nicht verkraften.

Schutzwohnung
Auch im Jahr 2013 war die Schutzwohnung wieder voll ausgelastet. Acht Frauen mit insgesamt sieben Kindern erhielten eine sichere Unterkunft und die erforderliche psychosoziale Betreuung und Beratung. Die Frauen stammten aus insgesamt acht Nationen. Mit einem Teil der Frauen konnten wir zunächst nur auf Englisch kommunizieren. Alle Frauen nahmen sofort an unterschiedlichen Deutschkursen teil, so dass Kommunikation in Deutsch schrittweise verstärkt eingesetzt werden konnte. Die Kinder hatten, wie auch im Vorjahr, keine Probleme im Spiel die Sprachbarrieren zu überwinden.
In der Schutzwohnung lebten, entsprechend dem Auftrag von SOLWODI, ausschließlich Opfer von Menschenhandel, Zwangsprostitution und Zwangsheirat/drohender Zwangsheirat und häuslicher Gewalt. Das Leben in der Wohngruppe gestaltete sich heiter bis wolkig, entsprechend den verschiedenen Persönlichkeiten, die im Laufe des Jahres aufeinander trafen. Es gab auch schon mal ein Donnerwetter. Insgesamt können wir aber sagen, dass es uns gelang, unsere Frauen zu einem friedlichen und kooperativen Zusammenleben anzuregen. Zahlreiche Freizeitangebote sowie Feste und gesellige Zusammenkünfte gestalteten die Atmosphäre familiär und freundschaftlich.
Einer afghanischen Frau, die von schwerer häuslicher Gewalt betroffen und von Ehrenmord bedroht war, wurde eine psychotherapeutische Behandlung ermöglicht, wodurch sie sich psychisch stabilisieren konnte.
Hilfreich waren auch in diesem Jahr die regelmäßigen Spenden der Betriebe, Gemeinden und Ordensgemeinschaften, insbesondere der Passauer Tafel sowie die kostenlose Getränkelieferung der Brauerei Egerer über das ganze Jahr. Die Rumänienhilfe Wegscheid halft uns mit Haushaltsbedarf und Kleidung, wann immer Bedarf bestand.

Öffentlichkeitarbeit und Vernetzung
Auch in diesem Jahr nahmen wir viele Möglichkeiten wahr, die Arbeit von SOLWODI an die Öffentlichkeit zu bringen und mit anderen Gruppen zusammen zu arbeiten.
Mit dem Aktionsbündnis gegen Gewalt an Frauen trafen wir uns regelmäßig und bereiteten die verschiedenen Aktionen für den Tag "Nein zu Gewalt an Frauen" am 25.November vor. Am 30. November nahmen wir am "Jahrmarkt des Ehrenamts" teil, der von dem Verein "Gemeinsam leben und lernen in Europa" veranstaltet wurde. Vorbereitend besuchten wir dafür mehrere Infoveranstaltungen.
Im Oktober nahmen wir am Aktionsbündnis gegen Frauenhandel in Nürnberg teil.
Ebenfalls im Oktober wurde der Film "Zeit der Namenlosen" wieder gezeigt. Wir nahmen an der Aufführung teil und führten im Anschluss eine Diskussion mit den Zuschauern, die von dem Film sehr betroffen waren.
Die Berufsschule Waldkirchen lud uns ein, ein Wochenprojekt zum Thema Menschenhandel im Februar 2014 zu gestalten. Dazu besuchten wir einen Informationskreis und stellten die Arbeit von SOLWODI vor. Die teilnehmenden Lehrer waren von den Erfahrungsberichten sehr betroffen und von SOLWODIS Arbeit begeistert. Das Projekt soll in der Fastenzeit Ende März 2014 im Rahmen des Religionsunterrichtes eine Woche lang jeden Morgen in Waldkirchen stattfinden.
Am 10. Dezember folgten wir einer Einladung des Referat für Jurastudenten und hielten einen Vortrag über die Arbeit von SOLWODI vor der Gruppe "elsa" (European Law Students‘ Association) an der Universität Passau. Der Vortrag war gut besucht.
Im März nahmen einige unserer ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen an der Delegiertenversammlung in Rotthalmünster teil. Es gab einen Infotisch mit Büchern zum Verkauf.
Im Februar hatten wir einen Info-Stand bei der Veranstaltung "One Billion Rising".

Arbeitsteam SOLWODI Passau
Im Frühjahr verließ uns die bisherige Leiterin der Schutzwohnung, Frau Foidl, aus persönlichen Gründen. Die Leitung der Beratungsstelle und Schutzwohnung übernahm Frau Brigitte Eaglemeare.
Unsere mittlerweile zwölf ehrenamtlichen Helfer haben uns wieder nach besten Kräften unterstützt. Besonders wertvoll sind für uns die Unterstützung bei Nachtbereitschaften sowie die Hilfe beim Deutschunterricht und die handwerkliche Hilfe in der Schutzwohnung. Im November luden wir unsere ehrenamtlichen Helfer zu einem vorweihnachtlichen gemütlichen Beisammensein ein, um uns für die geleistete Hilfe zu bedanken.

Dank
Wir bedanken und ganz herzlich für die zahlreichen Spenden, insbesondere von den KDFB-Zweigvereinen und Privatspendern, für Bußgelder, K&L Ruppert Bekleidungsgutscheinen, günstige Druckerfarben von TEVI Passau, die Weihnachtsbeihilfe aus dem KDFB-Hilfsfond "Frauen in Not", Zirkuskarten über das KDFB-Büro. Gerade die Zirkuskarten haben riesige Freude bei den Frauen und Kindern ausgelöst.
Dankbar sind wir auch für die Möglichkeit seit Ende 2011 einen kirchlichen Beratungsraum zweimal wöchentlich kostenlos für Gespräche mit externen Klientinnen und für Sprachunterricht zu nutzen. Danke auch den Ärzten, die Frauen ohne Krankenversicherung kostenlos oder gegen Spendenquittung betreuen. 
Für die gute Kooperation mit Polizei, Opferschutz, Ämtern, Anwälten, Weißer Ring, Ordensgemeinschaften, Vereinen und Organisationen sind wir ebenfalls von Herzen dankbar. Ihre Solidarität mit uns und den uns anvertrauten Frauen hat uns das Jahr über die Arbeit erleichtert.

Brigitte Eaglemeare

 


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