Neuer Start für neue Mitarbeiterinnen
In der Beratungsstelle in Ludwigshafen war das Jahr geprägt durch einen grundsätzlichen Personalwechsel: Eine langjährige Mitarbeiterin verließ die Beratungsstelle und zwei neue Mitarbeiterinnen nahmen die Arbeit auf. Für eine Beratungsstelle bedeutet dies stets einen großen Umbruch, da die Arbeit von SOLWODI viel mit Vertrauen und Kontinuität zu tun hat – für unsere Klientinnen sind das rare Güter: Für viele ist die Beziehung zur SOLWODI-Beraterin die erste verlässliche Bindung seit vielen Jahren und stark an die jeweilige Person der Beraterin gebunden. Umso behutsamer, umso sorgfältiger muss ein Wechsel dieser Bezugsperson erfolgen.
So waren wir im ersten Halbjahr 2013 mit der Übernahme der Klientinnen, der Einarbeitung in das Arbeitsfeld sowie der Kontaktaufnahme zu den verschiedenen Einrichtungen, Arbeitskreisen, Behörden und Strukturen in Ludwigshafen und Umgebung, mit denen SOLWODI zusammenarbeitet, vollauf beschäftigt. Bei allen Kooperationspartnern möchten wir uns sehr herzlich für die gute Zusammenarbeit sowie das geschenkte Vertrauen bedanken.
Kontakte und Beratung
Im Jahre 2013 hat die SOLWODI-Beratungsstelle Ludwigshafen 12 Klientinnen aus dem Vorjahr übernommen. Darunter waren 8 Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution, 2 waren Opfer von Gewalt im Namen der Ehre bzw. von Zwangsverheiratung bedroht. Eine Frau war Opfer eines Verstoßes gegen die Menschenrechte und des Selbstbestimmungsrechtes (Beschneidung).
Hinzu kamen 38 Erstanfragen, aus denen sich intensive Betreuungen entwickelten. Die Frauen, die sich an uns wandten, kommen aus osteuropäischen und afrikanischen Ländern, aus der Türkei, den Philippinen, dem Irak, Tunesien, Afghanistan und aus Deutschland selbst.
Die meisten, nämlich 21 Klientinnen wandten sich an die SOLWODI-Beratungsstelle in Ludwigshafen aufgrund ihrer persönlichen Notsituationen. Diese wurden zum Beispiel hervorgerufen durch Unterdrückung und Gewalt in engen sozialen und familiären Beziehungen, durch Vergewaltigungen oder durch Entführung der Kinder in die Heimatländer. Schwerpunkte der Betreuung waren hier neben der Akuthilfe, der psychologischen Stabilisierung und ggf. sicheren Unterbringung, für den weiteren Lebensweg die Kontakte zu Jobcentern, Ausländerbehörden und Sozialämtern herzustellen und so Schritt für Schritt für ein Leben in Selbstständigkeit zu ermöglichen.
10 Klientinnen sowie ein Klient sind Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution geworden. Auch diese unterstützten wir erst einmal durch vertrauensbildende Beratungsgespräche, um überhaupt einen Ausstieg aus der aktuellen Lebenssituation zu fördern. In einem zweiten Schritt konnten wir dann den Kontakt zu Anwälten und Ermittlungsbehörden herstellen bzw. den Eintritt in ein Zeugenschutzprogramm einleiten und die Zusammenarbeit aller Beteiligten in den Folgemonaten koordinieren.
Erschwerend für unsere Arbeit war dabei die Umstrukturierung beim Landeskriminalamt in Mainz. Diese hat zur Folge, dass die Gelder des Opferfond Rheinland-Pfalz nicht mehr für sofortige und schnelle Hilfen verfügbar sind.
Schließlich waren sieben unserer neuen Klientinnen Opfer von Gewalt im Namen der Ehre. Diese unterstützten wir dabei, ihren Lebensmittelpunkt anonym und sicher zu verlagern und sich in der neuen Heimat sozial und beruflich zu integrieren. Ebenso unterstützen wir die Klientinnen in Form der psychosozialen Begleitung dabei, ihre Geschichte aufzuarbeiten und mit psychotherapeutischer Hilfe das Erlebte zu verarbeiten und sich im neuen Alltag zurecht zu finden.
Nicola Egle, Christiane Schröder