"Projekt Stella"
Die Leiter Roshan Heiler zu Gast in der WDR-Sendung West ART am 212.04.2013
Kontakte und Beratung
Im dritten Jahr des Bestehens der SOLWODI Beratungsstelle in Aachen konnten insgesamt 124 Frauen in unterschiedlichen Belangen beraten werden. Von 14 Opfern von Menschenhandel wurden acht in Aachen ausgebeutet, darunter drei Minderjährige. Für die Frauen wurde u.a. die Heimreise, die sichere Unterbringung sowie die Vorbereitung auf ein Gerichtsverfahren organisiert. Eine der betroffenen Frauen sagte vor Gericht gegen die Täter aus – eine Situation, die immer mit hoher psychischer Belastung für die Frauen einhergeht.
Die kontinuierliche aufsuchende Sozialarbeit in der Aachener Bordellstraße "Antoniusstraße" erwies sich auch in diesem Jahr als eine gute Möglichkeit, die Frauen an Ort und Stelle zu beraten und langfristig ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Die zwei Hauptanliegen der Frauen bei der Kontaktaufnahme waren eine medizinische Untersuchung und der Ausstieg aus der Prostitution. Der Ausstieg aus der Prostitution wird für viele Frauen aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse und niederem Bildungsniveau zu einem langwierigen Prozess, in dem sie von den SOLWODI Mitarbeiterinnen unterstützt werden. Hier fehlt es an auf die Zielgruppe abgestimmte Unterstützungsangebote, wie z.B. Übergangswohnungen. Der von Ehrenamtlichen durchgeführte Deutschunterricht wird von den Frauen gerne angenommen, mit dem Ziel, langfristig die Chancen auf einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz in Deutschland zu erhöhen.
Die dreijährige finanzielle Unterstützung der SOLWODI Beratungsstelle in Aachen endete am 31. Dezember 2013. Für das Jahr 2014 stellt das Bistum Aachen weiterhin die Beratungsräume zur Verfügung und eine Anschlussfinanzierung wird sich vorerst aus der Unterstützung durch die Stadt Aachen und verschiedenen nationalen und internationalen Projekten zusammensetzen. Die konstante Suche nach finanziellen Mitteln bindet jedoch sehr viele Ressourcen.
Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung
Auch in diesem Jahr wurde regelmäßig in der regionalen und überregionalen Presse über die Arbeit von SOLWODI Aachen berichtet. Durch die vor der Bundestagswahl 2013 angestoßene und medial stark verbreitete Debatte über den Umgang mit Prostitution und der Situation von Frauen in der Prostitution kam es verstärkt zu Anfragen ausländischer Medien (z.B. Schweden, Frankreich, Großbritannien). Im Vorfeld der Bundestagswahl suchten die SOLWODI Mitarbeiterinnen aktiv das Gespräch mit PolitikerInnen, um gemeinsam die Forderungen von SOLWODI zu diskutieren.
Die Mitarbeiterinnen wurden zu zahlreichen Vorträgen zum Thema Menschenhandel von Schulen, Gemeinden, Studenten etc. eingeladen. Vermehrt wandten sich Studierende an SOLWODI, die im Rahmen ihrer schriftlichen Arbeiten Menschenhandel/Frauenhandel thematisieren. In diesem Jahr führte eine Mitarbeiterin von SOLWODI eine Richterschulung für Richter und Staatsanwälte am Amtsgericht Aachen durch. Das Netzwerk mit (Frauen-) Beratungsstellen in Aachen und Umgebung wurde weiter ausgebaut und die Kolleginnen hinsichtlich spezifischer Fragestellungen um die Themen Prostitution und Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung beraten. Auch die Mitarbeit am Runden Tisch "Prostitution in Aachen" und im Arbeitskreis Prostitution des Frauennetzwerkes Aachen wurde fortgeführt.
Auf internationaler Ebene ist SOLWODI seit 2013 auch Mitglied der Civil Society Platform, die sich zweimal jährlich in Brüssel trifft und die Möglichkeit bietet, mit Nichtregierungsorganisationen aus anderen EU Ländern in einen Dialog zu treten und Erfahrungen auszutauschen.
Roshan Heiler