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Der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Berlin
verleiht den

Dreikönigspreis - Integrationspreis 2015

an die SOLWODI-Fachberatungsstelle in Berlin

Pressemitteilung des Erzbistums vom 09.01.2015

 

 

SOLWODI-Fachberatungsstelle in Berlin

Statistik Erstkontakte

"Ich freue mich, dass Sie die Arbeit in Berlin begonnen haben; die Zivilgesellschaft hat dadurch etwas dazugewonnen", sagte Frau Prof. Barbara John am 28. Oktober 2013 in ihrem Grußwort anlässlich der Eröffnungsfeier der neuen SOLWODI Beratungsstelle. Im Juni waren wir von Lankwitz, wo wir fünf Jahre vorher mit der Beratungsarbeit in Berlin begonnen hatten, nach Neukölln umgezogen. Die neuen Räumlichkeiten befinden sich in der Gemeinde St. Eduard, direkt neben dem Internationalen Pastoralen Zentrum des Erzbistums Berlin. Die Feier mit etwa 60 VertreterInnen aus Politik[1], Kirchen, Behörden und anderen Fachberatungsstellen war nicht nur eine Bestätigung und Wertschätzung unseres Einsatzes für Migrantinnen in schwierigen Lebenslagen (besonders Afrikanerinnen und Betroffene von Menschenhandel), sie brachte auch zum Ausdruck, dass diese Frauen ein wertvolles Geschenk für unsere Gesellschaft sind und wir es uns zum Ziel gesetzt haben, dass sie ihr "kleines Licht scheinen lassen dürfen", wie es eine von ihnen bei der Feier mit einem Lied ausgedrückt hat.

Kontakte, Beratung und Begleitung, Herausforderungen
2013 wandten sich 190 Frauen aus 53 Ländern erstmalig an unsere Beratungsstelle. 114 davon kamen aus Afrika, darunter 54 aus Westafrika (35 Nigerianerinnen), 37 aus Ostafrika (20 Kenianerinnen), drei aus Nordafrika, die anderen aus verschiedenen subsaharischen Ländern. Der Trend aus den Vorjahren ist somit gleichbleibend. Das gilt auch für die Gruppe der Europäerinnen (48) – von denen 28 aus der EU kamen – und die Gruppe der Asiatinnen (19). Die Hauptkontaktgründe waren wiederum Aufenthaltsprobleme, (drohende) Obdachlosigkeit, Menschenhandel, häusliche Gewalt, Schwangerschaft, Mittellosigkeit. Auch die Zahl der Menschenhandelsfälle (27 zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, zwei zur Arbeitsausbeutung, Mehrheit Nigerianerinnen) ist nach wie vor beachtlich.
21 Frauen (davon 19 Afrikanerinnen, fünf betroffen von Menschenhandel) wurden über einen längeren Zeitraum beraten. Die Begleitung gestaltete sich sehr intensiv. Dazu kamen 58 aus dem Vorjahr übernommene Klientinnen, von denen 48 ebenfalls langfristig begleitet wurden. Unter diesen waren weitere 17 Betroffene von Menschenhandel, davon 13 zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und vier zum Zweck der Arbeitsausbeutung. Bei vier weiteren der insgesamt 69 langfristig begleiteten Frauen besteht der Verdacht, dass auch sie Opfer von Menschenhandel sind.
In Berlin war das Jahr 2013 von verschiedenen Flüchtlingsaktionen gekennzeichnet. Im Herbst 2012 wurde am Oranienplatz das Flüchtlingscamp errichtet, wo sich im Rahmen eines Protestmarsches von Würzburg nach Berlin Flüchtlinge und Asylbewerber aus ganz Deutschland sammelten. Im Oktober 2013 traten 25 Flüchtlinge am Pariser Platz (Brandenburger Tor) in den Hunger- und später auch Durststreik. Auslöser beider Aktionen war die Kritik an der deutschen Asylpolitik. Die Flüchtlinge forderten u.a. das Recht auf Bildung und das Recht auf Arbeit, Forderungen, die SOLWODI Berlin besonders unterstützt. Viele der Flüchtlinge sind auch Opfer von Menschenhandel, viele waren jahrelang auf der Flucht bis sie Deutschland erreichten. Einige der Flüchtlingsfrauen wurden von unserer Beratungsstelle unterstützt, sowohl durch psychosoziale Beratung und Begleitung als auch durch die Kostenübernahme für Deutschkurse, Fahrkarten, Nachhilfeunterricht und nicht zuletzt durch das bewundernswerte Engagement der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen.
Neben der psychosozialen Beratung und Begleitung ist es uns ein Anliegen, die Frauen durch die Förderung ihrer eigenen Handlungsfähigkeiten und Begabungen bei der Integration in die Gesellschaft zu unterstützen. Deswegen starteten wir im November ein aus EU-Mitteln gefördertes Integrationsprojekt für besonders schutzbedürftige Migrantinnen, die sich in prekären Lebenssituationen befinden und über einen unsicheren Aufenthaltsstatus verfügen. Neben einem wöchentlichen interkulturellen Theaterprojekt und einem Kunstprojekt, stehen z.B. auch Kochnachmittage, ein Computerkurs, ein Mutter-Kind-Projekt sowie Betriebsbesichtigungen und Ausflüge zu kulturellen Veranstaltungen auf dem Programm.
Ein Problem, mit dem wir fast täglich konfrontiert sind, ist die Schwierigkeit der Unterbringung. Selbst Frauen, die sich eine Wohnung suchen dürfen, stehen vor verschlossenen Türen. Entweder sind die Mieten zu hoch für Sozial-, Asylbewerber- oder Jobcenterleistungsempfängerinnen oder die Vermieter wollen nicht an Leistungsempfänger und/oder Migrantinnen vermieten. Leider ist es oft schwer, diskriminierende Motive auszuschließen. Das ist – neben der Flüchtlingsproblematik und dem Menschenhandel – ein Thema unserer Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit.

Die Vernetzungs- und Öffentlichkeitsarbeit, ein zentrales Anliegen von SOLWODI Berlin, wurde 2013 in vollem Umfang fortgeführt und sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene erweitert. Besonders freuen wir uns, seit Januar Mitglied der Fachkommission Menschenhandel des Berliner Senats zu sein. Seit April sind wir im Berliner Arbeitskreis Frauenhandel und seit dem Umzug auch im Netzwerk "Frauen in Neukölln" aktiv. Eine unserer Mitarbeiterinnen ist SOLWODI-Kontaktperson zu dem auf Initiative von MdB Heinrich gegründeten bundesweiten Verein "Gemeinsam gegen Menschenhandel", zur internationalen Menschenrechtsorganisation gegen Diskriminierung und Gewalt an Frauen weltweit (Equality Now) sowie zum internationalen Netzwerk VIVAT International. Als Vertreterin von SOLWODI im europäischen Netzwerk ARETUSA hat sie im Mai im Rahmen eines Seminars im Europäischen Parlament in Brüssel einen Vortrag über die Förderung grenzüberschreitender Zusammenarbeit in der Bekämpfung des Menschenhandels und die Sicherstellung des Opferschutzes gehalten.

Unser Dank geht dieses Jahr besonders an die katholische Kirche Nordneukölln des Erzbistums Berlin für die gute und fruchtbare Zusammenarbeit, die neue Horizonte geöffnet hat. Ganz herzlich danken wir dem Frauenverein der Hl. Hedwig, dem KDFB, dem JRS, den ehrenamtlichen MitarbeiterInnen/Mentorinnen, unserer Teambegleiterin, den engagierten Praktikantinnen sowie allen FörderInnen und SpenderInnen von nah und fern, durch die unser Einsatz für die Frauen erst möglich ist.
SOLWODI-Team Berlin


 

[1] Auch Dr. Susanna Kahlefeld, Mitglied des Abgeordnetenhauses für Bündnis 90/Die Grünen, und Burkard Dregger, Mitglied des Abgeordnetenhauses für die CDU zählten zu den Ehrengästen.


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