Repräsentative Wahlstatistik zur Europawahl 2014
Im Rahmen der Repräsentativen Wahlstatistik wird die Wahlbeteiligung und das Wählerverhalten nach Geschlecht und Alter analysiert. Um die benötigten Daten zu gewinnen, wurden bei dieser Wahl die Stimmzettel in 222 ausgewählten Stimmbezirken mit entsprechenden Markierungen versehen. Darüber hinaus wurden in 193 Urnenstimmbezirken die Wählerverzeichnisse ausgewertet, um Erkenntnisse über die Wahlbeteiligung nach Geschlecht und Alter zu bekommen.
Der Vorteil der Repräsentativen Wahlstatistik ist zum einen, dass nicht das „beabsichtigte“ oder das nach dem Wahlvorgang „bekundete“ Wählerverhalten von Befragten, sondern die tatsächliche Stimmabgabe der Wähler in den ausgewählten Stimmbezirken ausgewertet werden kann. Zum anderen ist die Zahlenbasis der Repräsentativen Wahlstatistik sehr breit. So waren bei dieser Wahl in Rheinland-Pfalz mehr als 96 000 Wählerinnen und Wähler einbezogen, das sind 5,5 Prozent.
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Wahlbeteiligung
Bei der Wahl zum achten Europäischen Parlament am 25. Mai 2014 lag die Wahlbeteiligung in Rheinland-Pfalz bei 58,9 Prozent. Gegenüber der Europawahl 2009, bei der die Wahlbeteiligung einen Tiefststand erreichte, machten diesmal wieder mehr Wahlberechtigte von ihrem Stimmrecht Gebrauch (plus 1,2 Prozentpunkte).
Eine Analyse der Wahlbeteiligung nach dem Geschlecht zeigte, dass 51,5 Prozent aller Wahlberechtigten weiblich und 48,5 Prozent männlich waren. Frauen und Männer nahmen ihr Wahlrecht nicht unterschiedlich in Anspruch: Sie gingen mit jeweils 58,9 Prozent gleich häufig wählen.
Eine Untersuchung der Altersstruktur ergab, dass mit 54,5 Prozent mehr als die Hälfte aller zur Stimmabgabe aufgerufenen Bürgerinnen und Bürger 50 Jahre oder älter war. Auch die Wahlbeteiligung nimmt mit steigendem Alter kontinuierlich zu. Am seltensten beteiligten sich die 21- bis 24-Jährigen (42,6 Prozent), am häufigsten die 60- bis 69-Jährigen (69,1 Prozent). Leichte Abweichungen von diesem Muster waren lediglich bei den Erstwählerinnen und Erstwählern (47,8 Prozent) sowie den 70-Jährigen und Älteren (68,6 Prozent) zu beobachten.
Briefwahlunterlagen beantragte jede(r) vierte Wahlberechtigte (25,8 Prozent). Diese Option wurde in den höheren Altersklassen überdurchschnittlich oft genutzt: In der Altersgruppen 50 bis 59 Jahre waren es 26 Prozent, bei den 60- bis 69-Jährigen 33,2 Prozent sowie bei den Wählerinnen und Wählern ab 70 Jahre 36,2 Prozent.
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Stimmenanteile der Parteien
Die CDU und die GRÜNEN haben auch bei dieser Wahl von den Frauen höhere Stimmenanteile erhalten als von Männern. Bei der SPD, der FDP, der Partei DIE LINKE und vor allem bei der AfD lag das Ergebnis der Männer dagegen über dem der Frauen.
Eine differenziertere Untersuchung einzelner Altersgruppen zeigt, dass die CDU besonders häufig von den älteren Menschen gewählt wird. Ihren mit Abstand höchsten Stimmenanteil erzielten die Christdemokraten bei den 70-jährigen und älteren Frauen. Hier kam die Union auf 52,4 Prozent der gültigen Stimmen (Landesergebnis in der Stichprobe: 38,2 Prozent). Den geringsten Stimmenanteil musste die CDU mit einem Anteilsergebnis von 28,8 Prozent bei den 18- bis 24-jährigen Männern hinnehmen.
Die SPD erzielte ihre höchsten Stimmenanteile ebenfalls bei den älteren Wählerinnen und Wählern. Das beste Ergebnis gab es für die Sozialdemokraten mit 37,8 Prozent bei den 60- bis 69-jährigen Männern (Landesergebnis in der Stichprobe: 30,4 Prozent). Die geringste Zustimmung fand die Partei mit einem Stimmenanteil von nur 21,2 Prozent bei den Männern im Alter von 25 bis 34 Jahren.
Die GRÜNEN holten ihren mit Abstand höchsten Stimmenanteil bei den 18- bis 24-jährigen Frauen. Von dieser Personengruppe bekamen sie 20,2 Prozent der gültigen Stimmen (Landesergebnis in der Stichprobe: 8,6 Prozent). Am schlechtesten schnitten die GRÜNEN bei den 70-jährigen und älteren Männern ab (2,0 Prozent).
Die AfD erzielte bei ihrer ersten Europawahl mit 10,6 Prozent ihren höchsten Stimmenanteil bei den Männern im Alter von 25 bis 34 Jahren (Landesergebnis in der Stichprobe: 6,8 Prozent). Den geringsten Stimmenanteil bekam die AfD von den 70-jährigen und älteren Frauen (3,7 Prozent).
Die FDP erreichte ihr bestes Ergebnis bei den Männern im Alter von 70 Jahren und älter. Von die-ser Personengruppe erhielt sie 4,7 Prozent der gültigen Stimmen (Landesergebnis in der Stichprobe: 3,7 Prozent). Den geringsten Stimmenanteil bekamen die Liberalen mit 2,1 Prozent von den 18- bis 24-jährigen Frauen.
Die Partei DIE LINKE war mit einem Stimmenanteil von 5,2 Prozent in der Altersgruppe der 18- bis 24-jährigen Männer besonders erfolgreich (Landesergebnis in der Stichprobe: 3,5 Prozent). Das schlechteste Ergebnis für DIE LINKE gab es mit nur 1,1 Prozent bei den 70-jährigen und älteren Frauen.
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Gewinne und Verluste
Im Vergleich zur Europawahl 2009 hat die CDU bei den Männern (minus 2,7 Prozentpunkte) stärker verloren als bei den Frauen (minus 1,5 Prozentpunkte). Die Christdemokraten konnten sich nur bei den 35- bis 44-Jährigen verbessern (plus 2,5 Prozentpunkte). In den übrigen Altersgruppen verzeichnete die Partei Verluste. Den höchsten Rückgang gab es bei den 60-Jährigen und Älteren (minus 5,7 Prozentpunkte).
Die SPD hat gegenüber der vorangegangenen Europawahl bei den Männern (plus 5,6 Prozentpunkte) stärker zulegen können als bei den Frauen (plus 4,7 Prozentpunkte). Lediglich in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen kam sie nicht an das Ergebnis von 2009 heran (minus 2,0 Prozentpunkte). Das stärkste Plus verzeichnete die Partei bei den Wählerinnen und Wählern im Alter von 60 Jahren und älter (plus 8,2 Prozentpunkte).
Gegenüber 2009 verschlechterten die GRÜNEN ihr Anteilsergebnis bei den Wählerinnen um 0,5 Prozentpunkte und bei den Wählern um 1,4 Prozentpunkte. Die GRÜNEN mussten bei dieser Europawahl in den drei oberen Altersgruppen Verluste hinnehmen. Am stärksten ging ihr Stimmenanteil bei den 35- bis 44-Jährigen zurück (minus 2,2 Prozentpunkte). Bei den Jüngeren konnten sie ihr Ergebnis dagegen verbessern. In der Altersgruppe der unter 25-Jährigen legten die GRÜNEN um 3,8 Prozentpunkte zu.
Die Liberalen mussten eine kräftige Ergebnisverschlechterung verkraften. Bei den Frauen sank der Stimmenanteil der FDP um 6,6 Prozentpunkte, bei den Männern sogar um 8,6 Prozentpunkte. Gegenüber der Europawahl 2009 gab es für die FDP in allen Altersgruppen kräftige Anteilsverluste. Besonders stark verlor die Partei bei den 25- bis 34-Jährigen. In dieser Altersgruppe belief sich das Minus auf 11,3 Prozentpunkte. Den geringsten Rückgang gab es bei den 60-Jährigen und Älteren (minus 5,0 Prozentpunkte).
Gegenüber dem Ergebnis der Europawahl von 2009 verbesserte sich DIE LINKE bei den Frauen um 0,4 Prozentpunkte, bei den Männern sank ihr Stimmenanteil dagegen um 0,3 Prozentpunkte. Im Vergleich zur vorangegangenen Europawahl stieg ihr Stimmenanteil bei den 25- bis 34-Jährigen am stärksten (plus 1,8 Prozentpunkte). Bei den Wählerinnen und Wählern im Alter von 45- bis 59 Jahren ging der Stimmenanteil um 0,5 Prozentpunkte zurück.