Landwirtschaftszählung 2020
Das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz in Bad Ems veröffentlicht erste vorläufige Ergebnisse aus der Landwirtschaftszählung 2020 (LZ 2020). Sie zeigen, dass die übergeordneten Tendenzen in der rheinland-pfälzischen Landwirtschaft weiterhin Bestand haben. Beispielsweise steigt die durchschnittliche Betriebsgröße weiter, die ökologische Landwirtschaft wächst in ihrer Bedeutung, die Viehbestände schrumpfen, die Pachtpreise steigen.
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Strukturwandel ungebremst: Kleine Betriebe verschwinden – große wachsen weiter
Bezogen auf die Betriebsgrößenstruktur hält der seit Jahrzehnten stattfindende Strukturwandel nach wie vor an. Im März 2020 wurden rund 16.400 Betriebe gezählt. Zehn Jahre zuvor waren es noch 20.600 Betriebe. Ein Minus von gut einem Fünftel. Bei nahezu gleichbleibender landwirtschaftlich genutzter Fläche führt die Abnahme der Betriebszahl zu einem Wachstum der übrig bleibenden Betriebe: Die durchschnittliche Betriebsgröße 2020 beträgt 43 Hektar. 2010 waren es 34 Hektar.
Dabei ist der Rückgang der Betriebe mit einer Flächenausstattung unter 5 Hektar am deutlichsten ausgeprägt: 2020 zählten 3.200 Betriebe zu dieser Größenklasse, was seit 2010 einem Minus von rund 41 Prozent entspricht. Aber auch in allen anderen erfassten Größenklassen ist die Zahl der Betriebe rückläufig. Mit einer Ausnahme: Die Zahl der Betriebe mit einer Flächenausstattung von 200 und mehr Hektar ist seit 2010 um rund 200 Betriebe auf nunmehr gut 500 Betriebe angestiegen. Die Wachstumsschwelle, unterhalb derer die Zahl der Betriebe ab- und oberhalb derer die Zahl der Betriebe zunimmt lag somit in der Größenklasse über 100 bis 200 Hektar. Dementsprechend verschiebt sich die Bewirtschaftung der LF von den kleinen in die größeren Betriebsgrößenklassen. Die kleinsten Betriebe mit einer Flächenausstattung von weniger als fünf Hektar bewirtschafteten 2020 noch 7.000 Hektar, ein Minus von 39 Prozent seit 2010. Betriebe bis 100 Hektar bewirtschaften anteilig sukzessive weniger an der LF: 2010 waren es noch 55 Prozent, 2020 lediglich noch 47 Prozent der LF. Demgegenüber wächst der Anteil der LF, der von Betrieben mit einer Flächenausstattung von 200 Hektar und mehr bewirtschaftet wird. Vor zehn Jahren wurden von Betrieben dieser Größenklasse 13 Prozent, 2020 mit 159.500 Hektar bereits 22 Prozent der LF bewirtschaftet. -
Nebenerwerbslandwirtschaft bedeutend
Nach wie vor dominiert in Rheinland-Pfalz der Familienbetrieb. 13.800 Betriebe in Rheinland-Pfalz gehörten zu den Einzelunternehmen (84 Prozent), die durch Einzelpersonen oder Ehepaare geleitet werden. Im Vergleich zu 2010 ist der Anteilswert um 6 Prozentpunkte gesunken. Zugenommen hat dagegen die die Zahl der Betriebe (2.300 Betriebe) die unter der Rechtsform Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) firmierten. 2010 wurden erst 1.800 Betriebe dieser Rechtsform registriert. Mit 2020 durchschnittlich 78 Hektar sind die Betriebe seit 2010 um knapp 16 Hektar gewachsen. Ein Grund für diese Entwicklung dürfte die Einbindung der Hofnachfolgerin bzw. des Hofnachfolgers im Rahmen einer Vater-Tochter-GbR oder Vater-Sohn-GbR sein.
Mit 7.600 Betrieben wurde die Mehrzahl der Familienbetriebe im Nebenerwerb geführt. Das waren rund 2.300 Betriebe weniger als 2010. 6.200 Familienbetriebe wurden im Haupterwerb geführt. Ihre Zahl verringerte sich im Vergleichszeitraum mit 2.400 in einer vergleichbaren Anzahl. Mit durchschnittlich 54 Hektar sind die Haupterwerbsbetriebe mehr als doppelt so groß wie die Nebenerwerbsbetriebe (24 Hektar). -
Einkommenskombinationen
Insgesamt 6.200 Betriebe haben mehr als ein betriebliches Standbein und haben sich dazu weitere Einkommensmöglichkeiten erschlossen. Knapp 2.700 Betriebe gaben die Erzeugung erneuerbarer Energien als weitere Einkommenskombination an. Mit Arbeiten für andere landwirtschaftliche Betriebe erzielten 1.600 Betriebe zusätzliches Einkommen. Auch über die Direktvermarktung ihrer Produkte erwirtschafteten 1.500 Betriebe weitere Einnahmen. Rund 1.200 waren im Fremdenverkehr und 700 in der Pensions- und Reitsportpferdehaltung tätig.
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Nur jeder fünfte Betriebe verfügt über eine Hofnachfolge
Die 7.500 über 55 Jahre alten Betriebsleitungen wurden im Rahmen der LZ 2020 auch zu ihrer Hofnachfolge befragt: 21 Prozent gaben an eine Hofnachfolge zu haben, in 79 Prozent der Fälle existierte bisher keine Hofnachfolge oder sie ist noch ungewiss.
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Zahl ökologisch wirtschaftender Betriebe verdoppelt sich seit 2010
In Rheinland-Pfalz wirtschafteten 2020 knapp 1.700 Betriebe bzw. elf Prozent ökologisch (nach der EG-Verordnung Nr. 834/2007). 2010 waren es noch vier Prozent bzw. rund 800 Betriebe. Insgesamt bewirtschafteten Öko-Betriebe 2020 eine Fläche von 83.100 Hektar, wovon rund 11 Prozent in Umstellung von konventioneller zu ökologischer Bewirtschaftung befindlich waren. Insgesamt wurden knapp 12 Prozent der LF ökologisch bewirtschaftet. Seit 2010 ist der Anteil um 6,6 Prozentpunkte gestiegen. Die durchschnittliche Betriebsgröße ökologisch wirtschaftender Betriebe beträgt in Rheinland-Pfalz knapp 48 Hektar und ist damit rund vier Hektar höher als jene der konventionell wirtschaftenden Betriebe.
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Bodennutzung
Die 709.700 Hektar LF setzten sich aus 392.000 Hektar Ackerland, 70.700r Hektar Dauerkulturen, darunter 64.300r Hektar Rebfläche und 246.900 Hektar Dauergrünland zusammen. Winterweizen stellt mit 95.400 Hektar Anbaufläche nach wie vor mit einem Anteil von 24 Prozent am Ackerland die bedeutendste Kultur dar. Bei den Getreiden wird sie gefolgt von der Wintergerste (42.000 Hektar) und der Sommergerste mit 40.000 Hektar Anbauumfang. Die maßgeblichen Hackfrüchte Zuckerrübe und Kartoffel wurden auf 17.000 Hektar bzw. 7.500 Hektar angebaut. Winterraps als Ölfrucht zur Körnergewinnung ist in den vergangenen Jahren im Anbauumfang reduziert worden: 2010 wurden 45.700 Hektar, 2020 rund 37.800 Hektar bestellt (minus 17 Prozent). Demgegenüber ist die Anbaufläche für Silomais, einer Pflanze die zur Grün- bzw. Ganzpflanzenernte angebaut wird, auf 35.100 Hektar und damit seit 2010 um 21 Prozent angestiegen. An stillgelegter Fläche wurden 17.500 Hektar erfasst. Gartengewächse wie Gemüse und Erdbeeren – die zum Ackerland zählen –kultivierten Landwirtinnen und Landwirte auf rund 13.900 Hektar.
r Wert korrigiert am 11. Februar 2020
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Betriebswirtschaftliche Ausrichtung: Spezialisierte Weinbaubetriebe dominieren
Die betriebswirtschaftliche Ausrichtung (BWA) gruppiert die Betriebe nach dem Produktionsschwerpunkt. Etwa 39 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe im Land waren Dauerkulturbetriebe (minus 5,6 Prozentpunkte seit 2010), wovon 89 Prozent ihren Produktionsschwerpunkt im Weinbau hatten. Dies dokumentiert die Bedeutung des Weinbaus für die rheinland-pfälzische Landwirtschaft. Als zweiter Produktionsbereich folgt der Ackerbau. Auf diesen haben sich 28 Prozent der Betriebe spezialisiert (plus 10,4 Prozentpunkte seit 2010). Auf Futterbaubetriebe, wie z. B. Milchviehbetriebe, entfielen knapp 23 Prozent. Der Anteil sog. Gemischtbetriebe ohne spezialisierte Ausrichtung beträgt 7,6 Prozent und ist damit weiter rückläufig (2010: zehn Prozent).
Betriebswirtschaftliche Ausrichtung 2010 bis 2020¹ Betriebe mit.. 2010 2016 2020 Veränderung 2020 zu 2010 % %-Punkte Ackerbau 17,7 21,8 28,1 10,4 Dauerkultur 44,7 41,7 39,2 -5,5 Weinbau 41,9 39,2 34,8 -7,1 Futterbau (Weidevieh) 24,3 24,4 22,6 -1,7 Milchvieh 9,8 9,0 8,3 -1,6 sonstige spezialisierte Betriebe 3,3 2,9 2,5 -0,7 Gemischtbetriebe 10,0 9,2 7,6 -2,5 1 Vorläufig. -
Weinbau: Rebfläche und Betriebe wachsen
Auch der Weinbau als für Rheinland-Pfalz in weiten Teilen prägender landwirtschaftlicher Teilbereich ist strukturell im Wandel befindlich. Innerhalb von zehn Jahren ist die Betriebszahl mit Rebflächen um 30 Prozent zurückgegangen, sodass 2020 noch 6.600 Betriebe über Rebflächen verfügten. Im selben Zeitraum ist die Rebfläche um rund 900 Hektar angestiegen, sodass ein durchschnittlicher Betrieb 2020 knapp 10 Hektar Rebfläche bewirtschaftete (2010: knapp 7 Hektar). Verschiebungen zeigen sich auch in der Betriebsgrößenstruktur. Bildeten 2010 mit einem Anteil von 32 Prozent die Betriebe mit einer Rebfläche unter zwei Hektar die Mehrzahl der Betriebe, führte der Strukturwandel innerhalb von zehn Jahren dazu, dass 2020 die Betriebe mit einer Rebfläche von zehn Hektar und mehr 35 Prozent und damit das Gro ausmacht. Die Zahl der Betriebe in letztgenannter Größenklasse ist um rund acht Prozent angewachsen, während in den Größenklassen darunter ein deutlicher Betriebsrückgang stattfand: Minus 40 Prozent bei den Betrieben kleiner zehn Hektar Rebfläche.
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Vieh: Bestände schrumpfen mit Ausnahme der Legehennen
Im Rahmen der LZ 2020 wurden rund 6.200 Betriebe mit Viehhaltung gezählt, die durchschnittlich über einen Viehbesatz von 46 Großvieheinheiten verfügten. Zum Vergleich: 2010 waren es noch 8.100 Betriebe mit durchschnittlich 42 Großvieheinheiten. Auch der Anteil Vieh haltender Betriebe an den landwirtschaftlichen Betrieben insgesamt ist rückläufig: 2020 waren es knapp 38 Prozent. Das entspricht einem Minus von 1,7 Prozentpunkten seit 2010. Der Rückgang der Betriebszahlen spiegelt sich auch im Gesamtviehbesatz des Landes wieder. Es wurden insgesamt 285.900 Großvieheinheiten erfasst. Vor zehn Jahren waren es noch 336.400 Großvieheinheiten (minus 15 Prozent). Die Großvieheinheit ist eine Berechnungsgröße, die Viehbestände oder auch den Viehbesatz vergleichbar macht: Sie entspricht summarisch einem Tiergewicht (Einzeltier oder Gruppe) von 500 kg Lebendmasse.
Die rheinland-pfälzische Viehhaltung ist dabei in hohem Maße an die Fläche gebunden. Bezogen auf die gesamte landwirtschaftliche Fläche errechnet sich ein Viehbesatz von 40 Großvieheinheiten je 100 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche. Im Vergleich zu 2010 ist dieser Wert um rund 7 GV je 100 Hektar zurückgegangen.
Die gezählten 320.300 Rinder wurden in 4.000 Betrieben gehalten, wovon 1.600 Betriebe rund 105.600 Milchkühe hielten. Damit haben seit 2010 rund 1.300 Rinder haltende Betriebe bzw. 900 Milch erzeugende Betriebe die Produktion eingestellt.
Insgesamt wurden 2020 rund 151.100 Schweine in 500 Betrieben im Land gehalten. Die Zahl der Betriebe ist seit 2010 um 59 Prozent, die Zahl der Schweine um 41 Prozent eingebrochen. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Zuchtsauen haltenden Betriebe um 63 Prozent auf aktuell noch gut 100 geschrumpft.
Durch gesetzlich angeordnete Umstellung der Haltungsformen (Verbot der Käfighaltung) entwickelte sich der Legehennenbestand in den vergangenen beiden Jahrzehnten dynamisch. Nachdem der Bestand 2010 mit 749.800 Legehennen relativ klein war, wurden 2020 rund 1,2 Millionen Legehennen erfasst, was einem Anstieg von 54 Prozent entspricht.
Im Schnitt sind die viehhaltenden Betriebe gewachsen: Ein durchschnittlicher rheinland-pfälzischer Rinderbetrieb hält 81 Tiere und damit 11,2 Tiere mehr als noch 2010. Prozentual deutlicher ausgeprägter ist der Bestandszuwachs in Betrieben mit Milchkühen: Seit 2010 ist der Bestand eines Betriebes um 42 Prozent angewachsen, sodass 2020 ein durchschnittlicher Betrieb 68 Milchkühe hält. Ein durchschnittlicher Betrieb mit Schweinehaltung hält 2020 rund 300 Tiere und damit rund 92 mehr als noch 2010 (Plus 44 Prozent).Viehhaltung 2010 bis 2020 Einheit 2010 2016 20201 Landwirtschaftliche Betriebe mit Viehhaltung 1.000 8,1 6,5 6,2 Anteil an den landwirtschaftlichen Betrieben insgesamt % 39,2 37,3 37,5 Viehbesatz GV je 100 ha 47,7 43,9 40,3 Rinder 1.000 5,3 4,4 4,0 Milchkühe 1.000 2,5 1,9 1,6 Schweine 1.000 1,2 0,7 0,5 Zuchtsauen 1.000 0,4 0,2 0,1 Geflügel 1.000 1,7 1,2 1,6 Schafe 1.000 1,0 0,8 0,9 Ziegen 1.000 0,4 0,4 0,5 Einhufer 1.000 2,2 2,0 2,0 Rinder Anzahl je Betrieb 69,4 78,8 80,6 Milchkühe Anzahl je Betrieb 48,0 60,7 68,1 Schweine Anzahl je Betrieb 207,7 272,3 299,8 Zuchtsauen Anzahl je Betrieb 56,9 65,6 65,0 Geflügel Anzahl je Betrieb 928,5 1.212,6 833,4 Schafe Anzahl je Betrieb 92,4 95,2 82,7 Ziegen Anzahl je Betrieb 12,1 14,5 15,8 Einhufer Anzahl je Betrieb 8,8 9,1 9,1 Haltungsplätze für Milchkühe insgesamt 1.000 132,5 - 112,5 Anbindehaltung % 26,6 - 9,1 Laufstall % 73,2 - 88,9 andere Stallhaltungsverfahren % 0,2 - 2,0 Haltungsplätze für andere Rinder insgesamt 1.000 278,8 - 210,0 Anbindehaltung % 16,6 - 7,3 Laufstall % 78,3 - 87,8 andere Stallhaltungsverfahren % 5,0 - 4,9 Haltungsplätze nach Haltungsverfahren für Schweine insgesamt 1.000 282,0 - 168,0 Vollspaltenboden % 49,1 - 65,9 Teilspaltenboden % 29,9 - 18,5 Planbefestigter Boden mit Einstreu und sonstige % 21,0 - 15,6 1 Stichprobenerhebung; Ergebnis der Hochrechnung auf 100 gerundet. Vorläufig. -
Haltungsverfahren: Tiergerechtere Haltungen gewinnen an Bedeutung
Neben der Betriebszahl und der Bestandsgröße wurden im Rahmen der LZ 2020 das erste Mal seit 2010 auch wieder die Daten zu Haltungsplätzen und Stallhaltungsverfahren aktualisiert. Für Milchkühe wurden 2020 rund 112.500 Haltungsplätze (2010: 132.500 Haltungsplätze) mit einer Auslastung von 94 Prozent gezählt. Davon waren mit 89 Prozent der weit überwiegende Teil Laufstallplätze. Auf die Anbindehaltung entfielen 9,1 Prozent der Haltungsplätze, was bezogen auf die absolute Anzahl der Plätze dieser sukzessive auslaufenden Haltungsform einem Minus von 71 Prozent seit 2010 entspricht. Die restlichen zwei Prozent der Haltungsplätze entfielen auf die anderen Stallhaltungsverfahren. Eine ähnliche Verteilung zeigt sich auch bei den anderen Rindern: 88 Prozent Laufstallplätze, 7,3 Prozent Anbindehaltungsplätze, der Rest entfällt auf sonstige Stallhaltungsverfahren.
Für Schweine standen 2010 rund 168.000 Haltungsplätze (2010: 282.000 Haltungsplätze) mit einer Auslastung von 90 Prozent zur Verfügung. Rund 66 Prozent der Plätze waren als Vollspaltenboden (plus 17 Prozentpunkte seit 2010), knapp 19 Prozent als Teilspaltenboden (minus 11,4 Prozentpunkte seit 2010) und knapp 16 Prozent mit planbefestigtem Boden mit Einstreu (inkl. sonstige) ausgestaltet. -
Arbeitskräfte: Zahl ständig familienfremder Arbeitskräfte steigt deutlich
In der rheinland-pfälzischen Landwirtschaft waren etwa 77.800 Arbeitskräfte im Einsatz. Mit 38.600 der Arbeitskräfte stellen Saisonarbeitskräfte, die vorwiegend während der Erntephasen im Gemüse-, Spargel-, Erdbeer- aber auch im Weinbau tätig sind, knapp die Hälfte der im Land insgesamt beschäftigten Arbeitskräfte. Insgesamt arbeiten immer weniger Menschen in der Landwirtschaft: Im Rahmen der Erhebung 2010 wurden noch 99.400 Arbeitskräfte erfasst. Männer hatten einen Anteil an den Arbeitskräften von 64 Prozent, Frauen von 36 Prozent.
In der Landwirtschaft vollbeschäftigt waren 21 Prozent aller Arbeitskräfte. Bei den 24.800 Familienarbeitskräften ist der vollbeschäftigten Anteil mit 35 Prozent etwas höher. Die Zahl der ständigen familienfremden Arbeitskräfte ist in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich gestiegen: 2010 lag die Zahl bei 10.800 Arbeitskräften, bei der Erhebung im vergangenen Jahr bereits bei 14.500 Arbeitskräften. In Kombination mit dem skizzierten Arbeitskräfterückgang ist ihr Anteil an den Arbeitskräften insgesamt von 11 auf 19 Prozent angestiegen. Der Vollbeschäftigtenanteil familienfremder Arbeitskräfte liegt bei 54 Prozent und ist damit seit 2010 konstant. Nicht ständige familienfremde waren 38.600 Arbeitskräfte, was einem Anteil von 50 Prozent an den insgesamt Beschäftigten entspricht. Je 100 Hektar LF waren circa 4,7 Vollarbeitskräfte-Einheiten beschäftigt. 2010 waren es 5,4 Vollarbeitskräfte-Einheiten.
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Pachtentgelte
Die Pacht für landwirtschaftlich genutzte Fläche betrug 2020 rund 261 Euro pro Hektar (2010: 199 €/ha). Damit ist das durchschnittliche Pachtentgelt seit 2010 jährlich um etwa 3,1 Prozent gestiegen. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede in den Unterkategorien: Die Pacht für Rebfläche betrug 2020 rund 1.037 Euro pro Hektar. Vor zehn Jahren waren es noch 857 Euro pro Hektar, woraus sich ein jährlicher Pachtpreisanstieg um 2,1 Prozent im genannten Zeitraum ableiten lässt. Für Ackerland war 2020 eine durchschnittliche Pacht von 249 Euro pro Hektar zu entrichten (2010: 195 €/ha). Der Pachtpreis für Ackerland ist in der vergangenen Dekade damit jährlich um 2,8 Prozent gestiegen. Pro Hektar Dauergrünland war 2020 ein jährliches Pachtentgelt von 110 Euro zu entrichten (2010: 89 €/ha): Plus 2,4 Prozent jährlich.
So lief die Erhebung
Wie sieht die Zukunft der rheinland-pfälzischen Landwirtschaft aus? In welchem Maße setzt sich der Strukturwandel in der Landwirtschaft fort? Wie entwickeln sich die Pachtpreise? Wie viele Arbeitskräfte sind in der Landwirtschaft beschäftigt? Auf diese und andere Fragen sollen die Daten aus der Landwirtschaftszählung Antworten geben. Dazu wurden landesweit rund 18.000 landwirtschaftliche Betriebe von den 170 bei den Kommunalverwaltungen eingerichteten Erhebungsstellen angeschrieben. Stichtag der Erhebung war der 1. März 2020.
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Wer wurde befragt
Im Rahmen der Landwirtschaftszählung wurden alle landwirtschaftlichen Betriebe angeschrieben. Nur sehr kleine Betriebe, die keine von insgesamt 17 Erfassungsgrenzen überschritten, mußten den Fragenkatalog nicht bearbeiten.
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Erhebung erfolgte online und nutzte Registerdaten
Die Landwirtschaftszählung erfolgte, wie alle agrarstatistischen Erhebungen jüngeren Datums, elektronisch. Das Anschreiben enthielt daher als wichtigste Information für die auskunftspflichtigen Betriebe die Zugangsdaten für das Online-Meldeverfahren. Eine Meldung auf Papier erfolgte nur in absoluten Ausnahmefällen, etwa bei einer fehlenden Internetverbindung.
Daten zur Bodennutzung wurden, soweit vorhanden, aus dem Flächennachweis, Daten zu den Viehbeständen aus dem Herkunftssicherungs- und Informationssystem für Tiere (HIT) übernommen. Rund 85 Prozent der Betriebe profitierten von diesem Rückgriff auf bereits vorhandene Verwaltungsdaten.
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Unterstützung bei der Beantwortung
Um die Betriebe bei der Beantwortung der teils komplexen Fragestellungen oder im Umgang mit dem elektronischen Meldeverfahren zu unterstützen, standen während der Feldphase die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Statistischen Landesamts montags bis donnerstags von 8:00 bis 16:30 Uhr und freitags von 8:00 bis 14:00 Uhr für telefonische Auskünfte und Hilfestellungen zur Verfügung.
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Erhebung umfasst auch Fragen zum Tierwohl und zum Umweltschutz
Seit der letzten Zählung 2010 haben sich die strukturellen Veränderungen im Agrarsektor fortgesetzt. Die Großerhebung findet zu einem Zeitpunkt statt, zu dem rund um die Landwirtschaft kontroverse Diskussionen geführt werden und sich der Sektor in einem Umbruch befindet. Umso wichtiger ist es, mit den Ergebnissen der Landwirtschaftszählung die aktuelle Situation in der Landwirtschaft faktenbasiert aus erster Hand aufzuzeigen. Dementsprechend umfasst der Fragenkatalog neben den bekannten und in regelmäßigen Abständen erhobene Themen der Agrarstatistik wie den Anbau auf dem Ackerland, die Tierbestände oder die Eigentums- und Pachtverhältnisse in den Betrieben auch aktuelle Fragenstellungen aus den Bereichen Klima- und Umweltschutz sowie Tierwohl. Diese Fragen werden in einer Stichprobenerhebung bei rund 6.500 zufällig ausgewählten Betrieben erhoben.