Frankfurt am Main, Battonnstraße

3875 headstones (1272-1828)

ffb

transcription
‎‏פ״ט האש[ה הזקינה והיקרה] מ׳ ברינל[ה]‏‎
‎‏זי״ן שבט תקפ״ויו‏‎
3‎‏אל׳ המנוח כ׳ יודא שמואל‏‎
‎‏ווארמש ז״ל בת המנו׳ כ׳ בענדיט‏‎
‎‏שייאר ז״ל נפטרת יום א׳‏‎
6‎‏זי״ן שבט תקפ״ויו לפ״ק‏‎
‎‏שהיתה יראת אלקים‏‎
‎‏ועשתה תפלתה בכוונה‏‎
9‎‏לשוכן מעונה ב״ז תנצב״ה‏‎
translation
Hier ist geborgen die betagte und teure Frau Bräunle,
- siebter Schwat 586 -
Witwe des Verstorbenen, des geehrten Juda Schmuel3
Worms, sein Andenken zum Segen, Tochter des Verstorbenen, des geehrten Bendit
Scheyer, sein Andenken zum Segen, verschieden Tag 1,
siebter Schwat 586 nach kleiner Zählung,6
die ehrfürchtete G"tt
und ihr Gebet in Andacht verrichtete
zu dem in der Wohnstatt Weilendem. Um dessentwillen sei ihre Seele eingebunden in das Bündel des Lebens9
commentary
line 1: Die rudimentäre Kopfzeile wurde durch Worte aus dem Memorbucheintrag ergänzt, da es relativ wahrscheinlich ist, daß diese auch Teil der Inschrift waren. ‎‏האשה‏‎ wurde nicht übersetzt, um eine Wortdoppelung im Deutschen zu vermeiden.
line 4: Die Schreibung des Namens "Worms" als ‎‏ווארמש‏‎ wird lt. Ettlinger erst ab 1824 (Ho 5218) verbindlich, bis dahin war ‎‏ווירמש‏‎ (z.B. F/0680, Ho 2430),‎‏ווירמשא‏‎ (z.B. F/0722, Ho 2018), ‎‏ווירמיז‏‎ (z. B. Ho 724) oder ‎‏וורמש‏‎ (z. B. Ho 1047) üblich. ‎‏ווארמש‏‎ oder auch ‎‏ווארמס‏‎ (1826, s. F/0481, Ho 5272) seien Beispiele für eine dem Deutschen nachgebildete Buchstabenschreibung, die sich ab 1815 nachweisen laße. Die Tendenz zur "buchstabengetreuen" Nachbildung deutscher Worte im Hebräischen wurde gefördert durch die seit 1815 amtlich festgelegten Namen der Juden und eine mit der Emanzipation einsetzenden Verachtung des Altjiddischen (Ettlinger, Tod und Begräbnis, V. Schichtungsgesetze, 6. Gesetz). Im Memorbucheintrag wird Worms allerdings mit ‎‏ווירמש‏‎ umschrieben, was Ettlingers These zuwiderläuft.
line 7: vgl. Hiob 1,1 u.a.
line 8: vgl. bBer 31a
line 9: Dtn 33,27 entlehnte liturgische Bezeichnung Gottes, auch am Ende der Pessach-Haggada zu finden. ‎‏מעונה‏‎ - Wohnstatt ist der fünfte der sieben Himmel (vgl. bHag 12b)
Bei der Verstorbenen handelt es ich um eine alte Frau, weit über achtzig und seit 32 Jahren verwitwet, da ihr Ehegatte bereits im Jahr 1793 verstarb.
Die Eulogie im Memorbuch ist sehr viel ausführlicher als in der Inschrift auf dem Grabstein. Bräunle wird gewürdigt als eine tüchtige Frau, die Gott ehrfürchtete und regelmäßig morgens und abends mit Andacht betete. Die besondere Hervorhebung "morgens und abends" erscheint üblicherweise auf Männergrabsteinen und ist für eine Frau sehr ungewöhnlich, da Frauen im Gegensatz zu den Männern nicht verpflichtet sind, zu bestimmten Zeiten zu beten. Bräunle muß also sehr fromm gewesen sein. Darüberhinaus wird im Memorbuch noch hervorgehoben, daß sie selbst sehr bescheiden lebte und wohltätig war, was in der Grabsteininschrift auch nicht erwähnt wird.
Memorbucheintrag:‎‏...כעבור שהיתה עקרת הבית אשת חיל יראת ה׳ וסר מרע עשתה תפלתה שחרית והשכים בכוונה לשוכן מעונה והסתפקה את עצמה במועט גם עסקה בגמילות חסד של אמת והגיעה לשנות גבורה...‏‎
dimensions
66 x57 x11 cm
condition
oben abgebrochen

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