Frankfurt am Main, Battonnstraße
3875 headstones (1272-1828)
ffb
-
Jaakow ben Schlomo, [ffb-67-1],
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…
- 1284-03-17 || 28. Adar 5044
transcription | |
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ציון הלז אשר | |
הועמד לראש נעים | |
3 | וגם נחמד יריתיהו למצבה |
אלי קבר בכל״ח בא גביר | |
יעקב שמו נקרא בתוך | |
6 | אומה מפוזרה כ״ח באדר |
יום ו׳ נפטר ר׳ יעקב בן | |
הח״ר שלמה מ״ד לאלף | |
9 | תהי נפשו צרורה בצרור |
החיים אמן א׳ סלה |
translation | |
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Dieses Zeichen, welches | |
aufgestellt ward zu Häupten eines Liebenswürdigen, | |
auch Liebenswerten, ›eingesenkt habe ich es‹ zur Stele. | 3 |
Zu Grabe kam im Alter ein Stattlicher, | |
Jaakow ward sein Name genannt inmitten | |
des verstreuten Volkes, 28. des Adar, | 6 |
Tag 6, verschied Herr Jaakow, Sohn | |
des toragelehrten Herrn Schlomo, 44 des Jahrtausends. | |
Seine Seele sei eingebunden in das Bündel | 9 |
des Lebens, Amen Amen Sela |
- quotations
- line 3: Vgl. Gen 31,51
- commentary
- line 1: 2Kön 23,17 und Ez 39,15.
- line 3b: Vgl. Gen 31,51, dort von Laban zu Jakob gesagt; hier eine Anspielung an den Namen des Toten.
- line 4: Vgl. Ijob 5,26 und bMQ 28a. Die durch Häkchen markierten Buchstaben des sehr seltenen Wortes בכלח ergeben in der Addition ihrer Zahlenwerte 60 und damit das Alter von Jaakow. bMQ 28a kennt diese Gematria und legt das Ijob-Zitat dahingehend aus, daß der Tod mit 60 kein natürlicher, sondern ein von Gott ausgehender Tod sei. Andere sehen ihn jedoch nicht als ungewöhnlich an, und so wird כלח meist mit "Greisenalter" (Mendelssohn), "hohes Alter" (Ben Jehuda), "rüstige Reife" (Buber) oder "im reifen Alter" (Moritz Löwenthal) wiedergegeben. Dabei schließen sich die beiden letzteren den Ausführungen des Kommentators Raschis an, der כלח als "Gare", "Reife" versteht. Die hier gegebene Übersetzung läßt offen, wie dieser Tod verstanden werden will. Die Wendung אלי קבר בכל״ח findet sich auch später u.a. auch auf Wiener Grabsteinen, siehe Wachstein, Wien Bd I, S. 136 (Nr. 0175), S. 152 (Nr. 0198), S. 312 (Nr. 0407) und Bd. II, S. 245 (Nr. 0838).
- line 4: Das hier als "Stattlicher" wiedergegebene גביר drückt Wohlstand aus und dürfte ähnlich Titeln wie קצין und אלוף, jedoch weitaus seltener als jene, verwendet worden sein. Möglicherweise bezeichnet der Titel hier einen Gemeindevorsteher, worauf lines 5/6 hindeuten. In Frankfurt ist גביר sehr selten, und unter knapp 1000 Steinen kommt es dreimal vor: bei Semmel Meschullam Halevi (parnaß;
0644 von 1572, Ho 242) und auch bei dessen Sohn Naftali (0595 von 1596, Ho 346), sowie bei Mosche Kossmann Würzburg (der überdies kazin, parnaß, abir, manhig ... ist,0146 von 1669, unter Ho 1555 falsch datiert). - line 5/6a: Vgl. hiermit Gen 35,10: "nicht soll genannt werden fortan dein Name Jaakob, sondern Israel sei dein Name" (Zunz). In direkter Anspielung darauf wird hier natürlich der Name Jaakow betont. Interessant, daß mit ihm das verstreute Volk, die Nation, אומה, zusammengebracht wird. Vgl. Rut 4,14, wo יקרא mit "bekannt", "berühmt" übersetzt wird (Mendelssohn, Zunz), was möglicherweise auch auf diesen Vornehmen zutraf.
- line 6: "Verstreute Nation", vgl. Est 3,8; s. auch Jer 50,17 und Joel 4,2.
- lines 6-7:Die Datierung ist um des Reimes von "Adar" und "niftar" willen umgestellt, so daß zunächst der Monats- und danach erst der Wochentag steht.
- line 8: לאלף, des Jahrtausends, und nicht לאלף הששי, des sechsten Jahrtausends. Unter den uns vorliegenden Frankfurter Inschriften ist die Weglassung der Kardinalzahl einmalig. Zeigt sich hier erneut die Sorgfalt, mit der diese Inschrift komponiert ist, oder handelt es sich um einen (Steinmetz-)Fehler?
- lines 9-10a: Die sonst allermeist als תנצב״ה abgekürzt geschriebene Segensformel, vgl. 1 Sam 25,29, "Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens", ist hier ausgeschrieben. Hier heißt es נפש und nicht נשמה, wobei letzteres zumindest später immer häufiger vorzukommen scheint.
- Der Stein wurde 1953 bei Aufräumungsarbeiten im bombengeschädigten Dom im Fundament des dortigen Annenaltars gefunden. 1962? war er noch im Kreuzgang im Dom in die Wand eingelassen. Seit 196? steht er überdacht in der Ehrenecke auf dem Friedhof. Dieser und der bereits 1952 wiedergefundene Stein (Nr.
0072 ) stammten von diesem Friedhof und sind die ältesten erhaltenen Männergrabsteine. Sie wurden vermutlich zwischen 1349-1360 vom Friedhof entwendet, eine Zeit, in der es keine Juden in Frankfurt gab. Da die Wand, die an den Altar angrenzt, 1353 fertiggestellt wurde, waren die Steine wahrscheinlich schon zu dem Zeitpunkt nicht mehr auf dem Friedhof. - Die Inschrift wurde zuerst von Ettlinger gelesen und mindestens dreimal abgedruckt: Ettlinger (1953), Daniel J. Cohen (1955) und Unna (1969). Die Wiedergabe, unter Einhaltung der Zeileneinteilung, ist nahezu korrekt. In Zl 3 schreiben die Vorgenannten למענך יריתיהו statt למצבה יריתיהו. Die Zeile ist gut lesbar, das צ vom ע deutlich zu unterscheiden ist. Hinzu kommt, daß sich למצבה auf בא in Zl 4 reimt, nicht aber למענך. Daniel Cohen setzte zwar Kommata, dem Reim entsprechend, es ist ihm jedoch entgangen, daß an dieser Stelle der Reim unterbrochen wird, wenn man למענך einsetzt. Eine kleine Unachtsamkeit verzeichnen wir noch bei Unna, der in Zl 5 בשמו, schreibt, während im Text nur שמו steht.
- Wir schließen uns damit den Ausführungen von Rüger an, der 1981 auf die Fehler der oben Genannten aufmerksam machte.
- dimensions
- 80 x 81 x 19 cm
- condition
- Der Stein steht in seiner ganzen Größe, mit dem Sockel oberhalb des Bodens geschützt von einem Überbau, in der sogenannten Ehrenecke. Der Rahmen ist oben teilweise abgebrochen. Die Schrift ist weitgehend gut erhalten.