Frankfurt am Main, Battonnstraße
3875 headstones (1272-1828)
ffb
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Hirsch ben R. Awraham Lissa, [ffb-77-1],
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…
- 1777-02-25 || 18. Adar I 5537
transcription | |
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ה״ה הרב המופלג בתורה הגאון החסיד ועניו ושפל רוח | |
הרבני מהור״ר הירש בן הרב הגאון החסיד האמיתי המפורסם | |
3 | מהור״ר אברהם אב״ד ור״מ |
דקהלתינו | |
נפטר ווקבר בשם טוב יום ג׳ ח״י אדר ראשון ! | |
6 | תקלזי״ן לפ״ק ׃ פ״ט איש תם וישר וירא ה׳ מנעוריו |
רוח המקום ורוח הבריות נוחין ממנו ׃ באשר ששמו | |
ה[טוב] נודע בשערי׳ המצוייני׳ בהלכה ידיו רב לו | |
9 | ב[ים הת]למוד אשר לן בעמקי של הלכה ולעומקי |
דרש(?) עם התלמידי׳ השומעי׳ לקולו ונוחין זה לזה | |
ו[הרביץ?] תורה(?) והגדיל עד כי הלך וגדול כשם | |
12 | הגדולי׳ אשר מעולם אנשי השם ויראת חטא |
קודמת לחכמתו זה וזה נתקיימו בידו והלך | |
בעקב[ות] אביו החסיד המנוח זצ״ל ׃ ופיזור ממון | |
15 | לענים ־סא־־מטע־ וזה ח״י שנים אשר כאן |
נמצא ובא והי׳ תמיד מתבודד בביתו ולא מש מתוך | |
[אוהל] של תורה והוי מצלי בני עמודי היכא דהוי גירסא | |
18 | [...] |
ב״ז תנצב״ה [... בג״ע?] אמן |
translation | |
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Der geehrte Herr, der in Tora ausgezeichnete Rabbiner, der überragende Gelehrte, der Fromme, Demütige und von gebeugten Gemüts, | |
der Rabbinische, unser Lehrer, der Meister, Herr Hirsch, Sohn des überragenden Gelehrten, des Rabbiners, des weitbekannten wahrhaft Frommen, | |
unseres Lehrers, des Meisters, Herrn Awraham , Vorsitzender des Gerichts und Lehrhausleiter | 3 |
in unserer Gemeinde, | |
verschieden und begraben mit gutem Namen (am) Tag 3, 18. des ersten Adar | |
537 nach kleiner Zählung. Hier ist geborgen ein lauterer und aufrechter Mann, den Ewigen ehrfürchtend von Jugend auf, | 6 |
der Geist des Allgegenwärtigen und das Gemüt der Menschen fanden Gefallen an ihm, denn sein guter | |
Ruf war bekannt in den Toren den ausgezeichneten Kennern der Halacha, seine Hände waren ihm genug | |
im Meer des Talmud, da er in den Tiefen der Halacha weilte, und in den Tiefen | 9 |
erforchte er mit den Schülern, die auf seine Stimme hcrten, und sich gegenseitig wohlgefällig zeigten, | |
und lehrte? Tora? und verbreitete sie und (sein Ruhm) wurde fortgehend größer, dem Ruhm | |
der Großen gleich, die von Alters her Männer des Ruhmes sind, und die Furcht vor Sünden | 12 |
geht seiner Weisheit voran, dieses und jenes erfülten sich bei ihm, er folgte | |
den Fußspuren seines Seligen, Frommen Vaters, das Andenken des Gerechten sei zum Segen, und gab großzügig | |
den Armen, .... ..... und seit nunmehr 18 Jahren, daß er hier | 15 |
her kam und weilte und sonderte sich stets ab in seinem Hause und wich nicht | |
aus dem Zelte der Tora und er betete (nur) zwischen den Shulen, an dem Ort, an dem er lernte, | |
... | 18 |
um dessentwillen sei seine Seele eingebunden in das Bündel des Lebens ... in Garten? Eden?, Amen |
- commentary
- line 1: "der Fromme und Demütige", vgl. bSan 11a, dort von Hillel gesagt, als er starb. "gebeugten Gemüts", vgl. Spr 16,19 und Av 4,4. S.R. Hirsch: "bescheidenen Sinnes".
- line 3: Vorsitzender des Gerichts und Lehrhausleiter ist der Titel amtierenden Oberrabbniers.
- line 5: die Buchstaben des Monatstag sind umgestellt, um das Wort chai, lebendig zu bilden.
- line 6b: zusammengesetztes Zitat aus Ijob 1,1 und 1Kön 18,12.
- line 7a: vgl. Av 3,10.
- line 7b/8a: Abgewandeltes Zitat aus bBer 8a, eine Auslegung von Ps 87,2. Es ist nach Spr 31,23: "bekannt in den Toren", berühmt zu lesen, aber auch: "bekannt unter den in der Halacha Ausgezeichneten", ausgezeichneter Kenner des Talmuds, insbesondere des Gesetzesteils. Ergänzt nach MF.
- line 8b: Dtn 33,7, "seine Hände waren ihm genug", er hatte die Kraft, er besaß die Fähigkeit, dort von Jehuda gesagt.
- line 9a: Meer des Talmud, vgl. (אבן שושן׃ הקדמה להגהות בעל הלבוש, מה זה?), Bezeichnung für die reichhaltige und tiefgründige talmudische Literatur.
- line 9b: bSan 44b, Auslegung von Jos 8,13, in den Tiefen der Halacha weilen, eine plastische Schilderung, die sich der vorhergehenden Beschreibung gut anschließt. Gemeint ist das Eindringen in die Tiefe, das wahre Verständnis des Talmud.
- line 10b: "wohlgefällig zeigen", vgl. bShab 63a, dort wenn sich zwei Talmudstudenten beim Studium gegeseitig unterstützen, so schenkt der Ewige ihnen seine Aufmerksamkeit.
- line 11a: "lehrte Tora" vgl. jKeth 35a u. bMeg 29a. Lesung nicht ganz sicher. "verbreitete sie (Tora)", vgl. Jes 42,21.
- line 11b: "wurde fortgehend größer", vgl. Gen 26,13 und 2Sam 10,5, übersetzung nach Buber.
- line 12a: Gen 6,4.
- line 12b/13a: vgl. Av 3,9, wessen Furcht vor Sünde seiner Weisheit vorangeht, dessen Weisheit hat Bestand. Nicht nur dies traf auf R. Hirsch zu, mehr noch, wie die Inschrift fortfährt, er gelangte auch zur Weisheit.
- line 14b/15a: vgl. Ps 112,9.
- line 15b: wie line 5.
- line 16b/17a: vgl. Ex 33,11 und bShab 83b, eine Auslegung von Num 19,14. Selbst in der Stunde des Todes sollte man sich des Studiums der Tora nicht enthalten. Das Zelt der Tora meint das Lehrhaus, den Ort, an dem sie gelernt wird.
- line 17b: vgl. bBer 8a, beständiges Lernen der Halacha, ein hervorragender Kenner der Halacha zu sein ist wichtiger als das Gebet mit der Gemeinschaft in der Synagoge. Um das Studium mit dem Gang zur Synagoge nicht zu unterbrechen, betete man im Lehrhaus. Ausdruck der ständigen Beschäftigung mit der Halacha.
- Laut sk wurde Hirsch in der Mitte des Friedhofs begraben. Zu den Füßen des Toten ausgerichtet, steht das Grabmal seines Vaters, des überragenden Gelehrten, Awraham aus Lissa (HoSt 4425). Das Grabmal für Hirsch stand also in der Rabbinerecke und verdankt diesem Umstand seiner Rettung. Es ist heute in der "Ehrenecke" aufgestellt, der Stein seines Vaters nicht. Wer hat diese Entscheidung getroffen? Wir vermuten eine "optische Täuschung" als Grund für diesen unglücklichen Zustand. Der Stein für Hirsch ist trotz natürliche, farbliche und menschliche Eingriffe besser erhalten als der seines Vaters. Auch ist der Name des Vaters, R. Awraham auf dem Stein des Sohnes besser lesbar und leichter zu entdecken als auf dem eigenen, beschädigten und verwitterten Stein.
- Hirsch war kein amtierender Rabbiner. Er trägt jedoch den Titel eines Rabbiners und seine Inschrift unterscheidet sich nur wenig von der eines amtierenden. Sein fundiertes Wissen in den Schriften, sowie die Unterweisung von Schülern darin werden hervorgehoben. Seine Gottesfurcht, Weisheit und Wohltätigkeit werden gelobt. Anders als beim amtierenden Rabbiner, fehlt hier die ausdrückliche Erwähnung des Verstorbenen als Haupt der Gemeinde, oder gar des Volkes, wie etwa "mein Vater, mein Vater, Israels Wagen und seine Reiter" bei seinem Vater.
- Inschrift und MF folgen denselben Aufbau, doch werden Eigenschaften und Taten jeweils mit anderen Worten formuliert. Insgesamt ist die Inschrift ausführlicher als das MF.
- dimensions
- 153 x 90 x 17 cm
- condition
- Verwitterung in Zln 14f. Die Inschrift ist mit schwarzer Farbe nachgezogen, nicht immer wurde der Buchstabenverlauf berücksichtigt. Zln 8-14 sind davon besonders betroffen.