Einleitung
Die europäischen Umweltrichtlinien (EG-WRRL, EG-HWRM-RL, EG-FFH-RL und EG-VRL) sind Ausdruck einer zukunftsweisenden gemeinsamen Umweltpolitik der europäischen Staatengemeinschaft und einer nachhaltigen Ressourcenbewirtschaftung im Sinne der Agenda 21. Die Bezugsräume der Richtlinien überlagern sich und sind insbesondere im Bereich der Gewässer-Aue-Systeme identisch. Die Umsetzung der Ziele aller genannten Richtlinien erfordert daher eine hohe Maßnahmeneffizienz. Schließlich muss sie auch im Einklang mit der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung Europas und seiner Regionen erfolgen.
Aufgabenstellung
Bedingt durch die jeweils unmittelbare Aufgabenstellung, wird bei der Umsetzung der Richtlinien überwiegend ressort- und richtlinienspezifisch gearbeitet. Es besteht deshalb Bedarf an Lösungsstrategien, wie die Maßnahmenumsetzung ressortübergreifend koordiniert werden kann. Dazu wurde in Rheinland-Pfalz eine Methode entwickelt, der neben der Ableitung konkreter Synergiepotentiale über eine Auswertung räumlicher Fachdaten auch einen konkreten Raumbezug für die Maßnahmenebene herstellt.
Methodik
Alle genannten Richtlinien werden hierzu nach einheitlichen Kriterien untersucht und einander gegenübergestellt. Dies erfolgt auf der Zielebene, der Maßnahmenebene und der räumlichen Ebene. An den jeweiligen Schnittstellen werden die Übereinstimmungen und gegebenenfalls auch die Antagonismen analysiert.
Maßnahmenableitung
Der Fokus der Studie liegt auf der Maßnahmenebene. Hier war herauszuarbeiten welche Auswirkungen die Maßnahmen einer Richtlinie auf die Ziele der jeweils anderen Richtlinien haben.
Entwicklung eines Bewertungssystems
Die Ziele und Maßnahmen der Umweltrichtlinien wurden mit Hilfe themenspezifischer Matrices im Hinblick auf ihre Vereinbarkeit transparent und nachvollziehbar analysiert. Diese sind die Grundlage für die Ableitung der Synergie-Intensitäten bezüglich übergeordneter Themen. Um auf dieser Grundlage die Vereinbarkeit der Ziele und Maßnahmen bei der Umsetzung der Richtlinien bewerten zu können, wurde ein 5-stufiges Bewertungssystem entwickelt.
Tabelle 1: Beispiel zur Vereinbarkeit der Maßnahmengruppen „EG-WRRL-Natura2000“
Tabelle 2: Erläuterung der Bewertung der Vereinbarkeit
Übertragung der Analyseergebnisse in die Raumebene
Die Grundlagen und Bewertungsergebnisse der genannten Matrices werden durch Auswertung vorliegender raumbezogener Daten in einen konkreten Raumbezug gebracht und über ein Gis-technisches Instrumentarium beispielsweise bezüglich der EG-WRRL auf die Ebene der Wasserkörper und Einzugsgebiete der Fließgewässer projiziert. Auf diese Weise erhält der Anwender des Bewertungssystems eine Übersicht über diejenigen Gewässerabschnitte, in denen Maßnahmen für die spezifischen Ziele sinnvoll sind und die zudem ein Synergiepotenzial mit der jeweils anderen betrachteten Richtlinie aufweisen. Die Anwender erhalten bei der Konzeption von Projekten die Möglichkeit, nicht nur die in Karten dargestellten „Win-Win- Situationen“ zu nutzen, sondern gegebenenfalls auch angezeigte potenzielle Konflikte im Vorfeld zu erkennen, zu kommunizieren und kooperativ konzeptionell zu minimieren.
Ergebnisse
Das Bewertungssystem unterstützt transparent und nachvollziehbar eine landesweite Lokalisierung von Gebieten, die eine hohe Synergiewirkung für die Umsetzung der genannten Richtlinien erwarten lassen.
Abbildung 1: Landesweite Übersicht der Synergie-Intensität an den Gewässern in Rheinland-Pfalz (Ausschnitt)
Ausblick
Aus den vorliegenden Projektergebnissen wird ersichtlich, wie groß die Potenziale einer koordinierten Umsetzung der betrachteten EG-Umweltrichtlinien an Fließgewässern sind. Dies gilt sowohl für Synergieeffekte, als auch für die identifizierten „Konflikte“, die so bereits im Vorfeld einer Maßnahmenumsetzung gelöst werden können. Die folgende Abbildung zeigt, dass an rund 30 Prozent des für die EG-WRRL relevanten Gewässernetzes besonders hohe Synergien genutzt werden können und an rund 10 Prozent des Gewässernetzes können vorhersehbare Konflikte rechtzeitig beachtet werden.
Abbildung 2: Verteilung der Synergie-Bewertungen in Rheinland-Pfalz
Die Projektgruppe
Das Projekt wurde im Jahr 2009 im Auftrag des Landesamtes für Umwelt Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Christoph Linnenweber, Erika Mirbach und Dr. Rüdiger Burkhardt durchgeführt. Das Projekt wurde bearbeitet von Dr. Uwe Koenzen, Heike Brandt und Uwe Zellmer, Planungsbüro Koenzen, Hilden.