Informationspool IRMA II
"Schonende Bewirtschaftung sensibler Niedreschlagsfächen und Bachauen"
Alles im Fluss? Nicht immer!
Innerhalb von 13 Monaten verursachten die Hochwasser im Dezember 1993 und Januar 1995 in den Anrainerstaaten von Rhein und Maas Schäden in Milliardenhöhe. Überflutete Städte und überschwemmte Auen machten den Menschen das Leben schwer.
Warum? Ursache für Hochwasser sind starke und langanhaltende Niederschläge. Hochwasser sind damit Teil des natürlichen Wasserkreislaufes. Der Abfluss dieser Wassermassen wird aber auch von unserer Landbewirtschaftung und dem Gewässerausbau geprägt. Wir selbst sind also oft das Zünglein an der Waage, denn die Hochwasserspitzen werden verschärft durch:
• Naturfernen Ausbau der Gewässer und der Bachauen
• Flächenversiegelung und Überbauung
• Bewirtschaftungsfehler in der Land- und Forstwirtschaft
IRMA: Hochwasser international
Flüsse kennen keine Grenzen. Sie durchfließen von der Quelle bis zur Mündung oft viele Staaten und Bundesländer, so auch die Flüsse Rhein und Maas.
Ober- und Unterlieger sitzen im gleichen Boot. Nur mit einer gemeinsamen Strategie können sie die Hochwassersituation verbessern. Damit sie in die gleiche Richtung steuern, hilft IRMA. IRMA sind die Interreg-Rhein-Maas-Aktivitäten der Europäischen Union und laufen bis Ende 2002.
Die Niederlande, Luxemburg, Flandern und Wallonien, Frankreich, Deutschland und die Schweiz machen bei IRMA mit. 419 Millionen Euro werden investiert. Deutschland beteiligt sich mit 49 Projekten. Wir in Rheinland-Pfalz sind mit acht Projekten dabei. Auch an zwei luxem- burgischen Projekten ist Rheinland-Pfalz inhaltlich und finanziell beteiligt.
Viele Projekte sind Bauwerke, nicht nur am Rhein, sondern auch an seinen Zuflüssen, z. B. zur Deichrückverlegung. Einige Projekte dienen der Verbesserung des gemeinsamen Kenntnisstandes zum Hoch-wasserschutz und der internationalen Zusammenarbeit.
IRMA: In Rheinland-Pfalz
Hochwasser entsteht nicht im Fluss. Hochwasser entsteht auf der gesamten Fläche im Einzugsgebiet des Flusses. Gegenstand unseres Projektes ist deshalb die "Schonende Bewirtschaftung sensibler Niederschlagsflächen und Bachauen".
In Rheinland-Pfalz nutzen Land- und Forstwirtschaft insgesamt 84% der Landesfläche – und damit auch 84% der Niederschlagsfläche, auf der Hochwasser entsteht. Diese Flächen stehen im Mittelpunkt des Projektes. Für Siedlungsflächen gibt es bereits entsprechende Bewirtschaftungskonzepte.
Die Einzugsgebiete der Flüsse werden untersucht und landesweit Flächen ausfindig gemacht, die im Hinblick auf Wasserrückhalt und Bodenabtrag besonders zu beachten sind. Je nach Hangneigung, Bodenart und Bewirtschaftung können daraus konkrete Empfehlungen für eine schonende Nutzung abgeleitet werden.
Auch an den Gewässern und in den Auen werden Flächen gesucht, auf denen gefahrlos und wirkungsvoll Wasser zurückgehalten werden kann.
Hochwasserschutz mit Land- und Forstwirtschaft
Das im Projekt entwickelte Informationssystem RETENT zeigt, welchen Einfluss Böden, Relief und Bewirtschaftung auf das Abflussverhalten der Niederschläge und auf den Bodenabtrag haben.
Mit den Ergebnissen können Entscheidungen über die Art von Nutzung und Bewirtschaftung der Flächen sachgerecht vorbereitet werden. Sie sind auch wichtige Grundlagen für land- und forstwirtschaftliche Förder- programme. Das heißt nicht, dass wir unsere Nutzungen wesentlich einschränken müssten. Wir können aber die Bewirtschaftung so gestalten, dass der Wasserrückhalt besonders sensibler Flächen verbessert wird und damit einen Beitrag zur Entschärfung der Hochwassersituationen leisten.
Bereits heute gibt es im Rahmen der guten landwirtschaftlichen Praxis anwendungsreife Bewirtschaftungsformen, die Flächennutzung und Hochwasserschutz unter einen Hut bringen. Schonende Flächenbe- wirtschaftung bedeutet auch wirksamen Schutz vor Bodenverlust.