Trier. Bei strahlendem Sonnenschein fand am vergangenen Samstag das zentrale Erntedankfest des bäuerlichen Berufsstands statt, das vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau (BWV), dem Landfrauenverband Rheinland-Nassau und dem Landjugendverband Rheinland-Nassau organisiert wurde. Das vielfältige Angebot des Bauernmarkts und zünftige Musik zogen mehrere tausend Trierer und Gäste an.
Der jährlich vor der Porta Nigra stattfindende Bauernmarkt mit seinen regionalen Produkten ließ keine Wünsche offen. Im Tierzelt konnten sich die Besucher über die heimische Tierhaltung informieren, während der Streichelzoo den kleinsten Besuchern viel Freude bereitete. Am Agrarmobil des Landjugendverbandes und am Stand des Bauern- und Winzerverbandes konnten sich die Besucher über die Leistungen der Landjugend und die verschiedenen Aspekte der modernen Landwirtschaft informieren. Die Landfrauen waren mit ihrem Frauenpower-Bus zugegen. Hier gab es einen regen Austausch mit den Gästen der Stadt Trier und viele Informationen über die Projekte und die Arbeit der Landfrauen für den ländlichen Raum.
In seiner Begrüßungsrede wies BWV-Präsident Marco Weber auf die Bedeutung der Umwelt für die Landwirtschaft und den Weinbau hin. „Boden, Wasser und Luft sind wichtige Ressourcen für eine gute Ernte. Wir produzieren mit der Natur und mit unserem Wissen um die Natur und unsere Kulturen.“ Die Landwirtschaft stelle sich den Herausforderungen, die neue Anbaumethoden und -techniken mit sich brächten. Die Erfolge, die die landwirtschaftlichen und weinbaulichen Betriebe erzielten, gäben Anlass, die Ernte mit einem großen Fest zu feiern. Bedauerlicherweise werde die Freude durch immer weitere staatliche Auflagen und zunehmende Bürokratie getrübt.
Weber brachte seine Begeisterung über die Zusammenarbeit mit den Landfrauen und der Landjugend zum Ausdruck als er betonte, dass beide Verbände immer wieder voller Energie für die heimischen Lebensmittel und deren Qualität werben würden. Neben allen Teilnehmern am Erntedankfest dankte Weber insbesondere auch dem Kreisvorsitzenden Walter Clüsserath und Kreisgeschäftsführer Gerhard Brenner und deren Team für die Organisation des Erntedankfests.
Landfrauenpräsidentin Gudrun Breuer führte mit den anwesenden Ehrengästen ein moderiertes Grußwort durch. Auf ihre Frage an Stadtbürgermeisterin Elvira Garbes, ob der Weinbau ihrer Region in Gefahr sei, antwortete diese, dass der Weinbau ein wichtiges Standbein für den Tourismus an der Obermosel sei. Auch wenn kleinere Betriebe schließen würden, sei der Weinbau gerade in den touristischen Zentren von zentraler Bedeutung und er habe daher auch eine erfolgreiche Zukunft vor sich. Darüber hinaus zähle sie auf die Winzer, die sich für den Erhalt des Apollofalters einsetzten.
Die Landjugendvorsitzende Maria Müller reagierte auf die Frage, ob die Jugend noch motiviert sei, mit einem deutlichen Ja. Die Arbeit mit der Natur sei motivierend und abwechslungsreich. Auch die Ausbildungszahlen sprächen eine deutliche und positive Sprache. Die Berufe Landwirt und Winzer seien erstrebenswert und hätten daher Zukunft. Gerade die Arbeit in den Grünen Berufen sei sehr befriedigend, weil sich der engagierte berufliche Einsatz und der Fleiß direkt in Ergebnissen widerspiegelten.
Landrat Stefan Metzdorf lobte die gute Zusammenarbeit zwischen den Landwirten, Winzern und der Kreisverwaltung. Der Kreis Trier-Saarburg sei sehr mit der Landwirtschaft verbunden. Die Weinkultur spiele gerade in Trier eine besondere Rolle, weshalb der Kreis höchstes Interesse am Erhalt der Betriebe habe. Daher sei die Kreisverwaltung auch in stetem Austausch mit dem Kreisbauern- und Winzerverband. Der Kreis bringe sich außerdem in die Lobbyarbeit des bäuerlichen Berufsstands auf Bundes- und Landesebene ein.
Walter Clüsserath, Kreisvorsitzender und Vorstandsmitglied der Landwirtschaftskammer, machte deutlich, dass die Kammer die nachhaltige Entwicklung des bäuerlichen Berufsstands fördere. Sie bitte die Bevölkerung um Verständnis für die Arbeit in der Landwirtschaft. Er habe in diesem Jahr in einem Versuch in einem abgegrenzten Bereich auf seinem Betrieb Reben mit nur 50 % der notwendigen Pflanzenschutzmittelmenge gegen Pilzerkrankungen behandelt, so Clüsserath. Dort habe er nach Beendigung des Versuchs keine einzige Traube lesen können. Es gebe nun einmal Grenzen in der Produktion, die nicht überschritten werden dürften, da Landwirtschaft und Weinbau sonst nicht mehr praxisgerecht durchgeführt werden könnten. Kein Landwirt oder Winzer führe gerne Pflanzenschutzmaßnahmen durch. Dennoch sei Pflanzenschutz notwendig und auch künftig Teil der Produktion.
Die rheinland-pfälzische Milchkönigin Klara Scholtes erläuterte auf die Frage, was sie in den vergangenen zwei Jahren erlebt habe, wie sehr ihr die Arbeit als Milchkönigin ans Herz gewachsen sei. Ihre Lieblingstermine seien ihre Besuche in den Schulen gewesen. Es habe ihr sehr viel Spaß bereitet, gerade mit wissbegierigen, neugierigen Kindern zu arbeiten. Das sei ihr eine wahre Freude gewesen. Moselweinkönigin Anna Zenz reagierte auf die Frage, weshalb der Weinverbrauch zurückgehe, mit strategischen Überlegungen. Die aktuelle Entwicklung treibe die Winzer um, so Zenz. Mit alkoholfreien Weinen, Seccos und Mixgetränken könne aber gerade die junge Generation wieder verstärkt für den Weingenuss gewonnen werden. Die Menschen hätten Interesse an Festen und Freude am Leben. Das spiele der Weinwirtschaft in die Karten. Der Weg des Weins werde auch trotz der aktuellen Situation ein Weg in die Zukunft sein.
Nach den Grußworten überreichte Präsident Marco Weber Stadtbürgermeisterin Elvira Garbes die Erntekrone des bäuerlichen Berufsstands, die in diesem Jahr von der Landjugend des Rhein-Hunsrück-Kreises gestaltet wurde. Die Größe und Qualität der Erntekrone begeisterten die Anwesenden. So überraschte es nicht, dass die Landjugendlichen berichteten, mehrere hundert Stunden an der Krone gearbeitet zu haben.
Von großer Bedeutung ist während des Erntedankfests auch der Erntedankgottesdienst. Weihbischof Robert Brahm dankte vor dem Gottesdienst allen, die an der Gestaltung der Messe beteiligt waren. Allen voran seien die Landfrauen und der Musikverein Birresborn zu nennen. Mit der Frage, ob denn alle Bauern- und Winzerfamilien ausreichend entlohnt würden, gab der Weihbischof den Gottesdienstbesuchern zu denken. Er habe Zweifel daran, dass die Produzenten tatsächlich ihre gerechte Entlohnung erhielten. So stellte er die kritische Frage, ob die Verbraucher denn tatsächlich bereit seien, für gutes heimisches Fleisch und weitere Grundnahrungsmittel Preise zu bezahlen, die der Produktion auch angemessen seien. Ob es nicht sinnvoll sei, auf Luxus zu verzichten, um heimische Nahrungsmittel ihrem Wert entsprechend zu entlohnen, fragte Brahm. Wie sei es sonst zu erklären, dass Lebensmittel verdürben, während Menschen auf der Welt verhungerten. Es sei an der Zeit, die Landwirtschaft und die Tierhaltung nachhaltig zu gestalten, um die Schöpfung insgesamt zu würdigen. Der Weihbischof rief die Menschen am Ende seiner Predigt auf, achtsam mit Boden, Geschöpfen und den produzierenden Menschen umzugehen. Dann könne auch für ein wertvolles Stück Brot und einen hochwertigen Wein gedankt werden.
Das Erntedankfest des bäuerlichen Berufsstands wurde vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau sowie den nachgelagerten Dienststellen unterstützt.