Gemeinsam am Tisch des Herrn
Die deutschen Bischöfe haben sich in Mainz mit dem Text „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ – Votum des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) – vom Herbst 2019 befasst. Der ÖAK kommt darin zu dem Schluss, dass es bei unterschiedlicher liturgischer Gestalt eine Übereinstimmung im Hinblick auf den Sinngehalt der Feier von Eucharistie/Abendmahl gibt und daher eine wechselseitige Teilnahme theologisch gut begründet ist.
Darüber informierte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, anlässlich der Pressekonferenz zum Abschluss der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am 5. März 2020 in Mainz:
„Gemeinsam am Tisch des Herrn“ – Votum des Ökumenischen Arbeitskreises
Der Ökumenische Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) hat im September vergangenen Jahres das Votum Gemeinsam am Tisch des Herrn veröffentlicht. In dem Text spricht sich der ÖAK unter dem gemeinsamen Vorsitz von Bischof em. Dr. Martin Hein (ehemaliger Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck) und mir für eine Öffnung von Eucharistie und Abendmahl für Christen anderer Traditionen aus. Dafür beruft sich der ÖAK auf neuere theologische und insbesondere liturgiewissenschaftliche Erkenntnisse sowie auf Ergebnisse vorausgehender ökumenischer Dialoge. Auf dieser Grundlage kommt der ÖAK zu dem Schluss, dass es bei unterschiedlicher liturgischer Gestalt eine Übereinstimmung im Hinblick auf den Sinngehalt der Feier von Eucharistie/Abendmahl gibt und daher eine wechselseitige Teilnahme theologisch gut begründet ist. Der ÖAK sieht in der wechselseitigen Teilnahme einen weiteren Zwischenschritt auf der Suche nach der Gestalt umfassender sichtbarer Einheit der Kirche Jesu Christi. Es ist zu erwarten, dass das Votum im Zusammenhang des Ökumenischen Kirchentags 2021 in Frankfurt eine verstärkte Beachtung erfahren wird.
Nachdem sich die Deutsche Bischofskonferenz bei ihrer Herbst-Vollversammlung 2019 nur kurz über den Text des ÖAK informiert hatte, fand nun eine intensivere Aussprache statt. Die Vollversammlung hat in dem Text einen theologisch kenntnisreichen und differenzierten Beitrag erkannt, der das Anliegen der Eucharistie- und Kirchengemeinschaft befördern will. Der Text ist getragen von der gemeinsamen glaubenden Überzeugung, dass sich Jesus Christus im Herrenmahl unter Brot und Wein selbst vergegenwärtigt. Das Dokument will einen theologischen Begründungsrahmen zur Verfügung stellen für den Respekt vor der individuellen Gewissensentscheidung einzelner Gläubiger, zur Eucharistie bzw. zum Abendmahl hinzuzutreten, nicht aber eine gemeinsame Feier des Herrenmahles ermöglichen. Es ist erfreulich, dass die Studie verschiedene Aspekte des Eucharistieverständnisses, die aus katholischer Sicht von besonderer Bedeutung sind, voraussetzt.
Der Text wirft aber auch Fragen auf, die bei der weiteren theologischen und pastoral-liturgischen Auseinandersetzung zu beachten sind. Sie markieren einen Klärungsbedarf auf katholischer Seite, wenn etwa die Kommunion unter beiderlei Gestalten als Regelform angesehen wird oder von missverständlichen Formulierungen in einzelnen liturgischen Texten hinsichtlich des Opfercharakters der Heiligen Messe die Rede ist. Andere Fragen wie die, zur Ordination als Voraussetzung der Feier vorzustehen, richten sich an die evangelische Seite. Mit ihr sind wir im Kontaktgesprächskreis zwischen Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz und Vertretern des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland über den Text im Gespräch. Auch werden wir uns in unseren Kommissionen und in Fachgruppen noch einmal genauer mit der Studie befassen.
Dokument zum Download
Gemeinsam am Tisch des Herrn
Ein Votum des ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen (PDF)
Stellungnahme von Dorothea Sattler (11.9.2019)
Statement der wissenschaftlichen Leiterin von katholischer Seite
Stellungnahme von Volker Leppin (11.9.2019)
Statement des wissenschaftlichen Leiters von evangelischer Seite
Stellungnahme von Bischof Georg Bätzing (11.9.2019)
Statement des bischöflichen Vorsitzenden des ÖAK, Bischof Georg Bätzing
Hintergrund
Der Ökumenische Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) ist eine Gruppierung von Theologen, die seit 1946 durch gemeinsame Erörterung dogmatischer Streitfragen den ökumenischen Prozess in Deutschland unterstützen möchte. Der ÖAK arbeitet eigenständig, unterrichtet aber regelmäßig die Deutsche Bischofskonferenz und den Rat der EKD über seine Beratungen.
Der ÖAK veröffentlichte erstmals 1963 und 1969 Auszüge aus seinen Arbeiten. Weitere Dokumente sowie „gemeinsame Stellungnahmen“ erscheinen seit 1982 in der Schriftenreihe Dialog der Kirchen, die von den Verlagen Herder (Freiburg i. Br.) und Vandenhoeck & Ruprecht (Göttingen) gemeinsam herausgegeben wird.
Quelle: Bistum Limburg