Liturgisches Jahrbuch 1/2018
Inhalt der Ausgabe 1/2018
Editorial
ZU DIESEM HEFT
Benedikt Kranemann (Einleitung und Redaktion)
Das Reformationsjubiläum als Impuls für eine ökumenisch orientierte Liturgiewissenschaft. Die deutschsprachige Liturgiewissenschaft im Studienjahr 2016/17
Andreas Odenthal
Resonanz-Raum Gottesdienst? Überlegungen zu einer zeitsensiblen Liturgiewissenschaft im Anschluss an Hartmut Rosa
Johannes Löhlein
Die Feier der Kindertaufe in zwei Stufen. Chancen und Grenzen in der Praxis am Beispiel des Pastoralverbundes Eggevorland (Erzbistum Paderborn)
Buchbesprechungen
Editorial 1/2018: ZU DIESEM HEFT
Den neuen Jahrgang des Liturgischen Jahrbuchs eröffnet ein Rückblick auf das vergangene Jahr, das kirchlich vor allem im Zeichen des Reformationsjubiläums stand. Der üblicherweise im 4. Heft platzierte Bericht über die Arbeit der deutschsprachigen Liturgiewissenschaft informiert wie gewohnt über die personellen Veränderungen und die wissenschaftlichen Aktivitäten unseres Faches in den verschiedenen Sektionen im Studienjahr 2016/17. Es dürfte wohl kaum eine andere theologische Disziplin geben, die so kontinuierlich über inzwischen vierzehn Jahre einen Einblick in ihre Forschungs- und Vermittlungsarbeit gewährt und sich der interessierten Öffentlichkeit präsentiert wie die Liturgiewissenschaft. Dafür ist neben den verschiedenen Autoren aus den Sektionen vor allem dem Vorsitzenden der »Arbeitsgemeinschaft katholischer Liturgiewissenschaftlerinnen und -wissenschaftler im deutschen Sprachgebiet« (AKL), Prof. Dr. Benedikt Kranemann (Erfurt) zu danken, der seit 2004 nicht nur immer wieder die Publikation eines solchen Berichts anregt und nachdrücklich betreibt, sondern stets auch die Einleitung und Redaktion übernimmt. In diesem Jahr macht er anlässlich der zahlreichen Tagungen, Ausstellungen, Gottesdienste und anderen Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum auf die ökumenische Dimension der Liturgiewissenschaft aufmerksam. Er erinnert an die lange Tradition wissenschaftlicher Bemühungen um die Liturgie in ihren verschiedenen kirchlichen Traditionen des Ostens und des Westens, sieht das Reformationsjubiläum aber vor allem als eindringlichen Impuls, in den Kirchen die weithin gemeinsamen gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart für den Gottesdienst liturgiewissenschaftlich zu reflektieren.
Daneben greift Prof. Dr. Andreas Odenthal, neuer Inhaber des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn, einen Ansatz auf, den er bereits seit vielen Jahren verfolgt, wenn er die rituelle Dimension der Liturgie als »symbolische Erfahrung« beschreibt. Im hier vorliegenden Beitrag setzt er sich mit Thesen des Soziologen Hartmut Rosa auseinander, die dieser in seinem 2014 veröffentlichten Buch »Beschleunigung und Entfremdung« dargelegt hat. Odenthal verweist dabei auf die Notwendigkeit von Resonanzerfahrungen, die er im Gottesdienst ausgedrückt findet, wenn in diesem symbolischen Raum die Gebrochenheit und Vorläufigkeit menschlicher Existenz ebenso zum Ausdruck kommen wie die heilsamen Erfahrungen von Glaube und Hoffnung.
Der dritte Beitrag schließlich geht auf die Innovation des deutschsprachigen Kindertaufrituales (2007) ein, das die Feier der Kindertaufe in zwei Stufen ermöglicht. Dabei liegt zwischen der »Feier der Eröffnung des Weges zur Taufe« und der »Feier der Taufe« eine längere Zeit, die für eine entfaltete Elternkatechese und intensivere Taufvorbereitung zur Verfügung steht.1 Dieses Modell versucht im Sinne einer differenzierten Taufpastoral die unterschiedlichen Lebens- und Glaubenssituationen der Eltern ernst zu nehmen und darauf angemessen zu reagieren. Zu Recht hat man bei der Einführung des neuen Liturgiebuchs auf diese pastoralliturgisch beachtliche Neuerung hingewiesen und gewünscht, die mit diesem Modell gemachten Erfahrungen zu sammeln und zu evaluieren. Am Beispiel des Pastoralverbundes Eggevorland im Erzbistum Paderborn, wo die Feier der Kindertaufe in zwei Stufen bereits seit einiger Zeit praktiziert wird, hat Johannes Löhlein, im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit, die am Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt verfasst wurde, Chancen und Grenzen des Modells reflektiert. Seine Beobachtungen sind hier summarisch zusammengefasst.
1 Vgl. Die Feier der Kindertaufe in den Bistümern des deutschen Sprachgebietes. Zweite authentische Ausgabe auf Grundlage der Editio typica altera 1973, Freiburg/Br. [u. a.] 2007, 141–175; Die Feier der Kindertaufe. Pastorale Einführung, hg. v. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Arbeitshilfen 220), Bonn, 2., verb. Auflage 2009, 12 f. (Nr. 16), 20 f. (Nr. 35–38).