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2. 1 Burg
359 ließ Caesar Julian, der nachmalige Kaiser, die Mauern (moenia) einiger rheinischer civitates, darunter die von castra Novesium, wiederherstellen. 388 überquerte ein römischer Heerführer bei Nivisium castellum den Rhein. 863 gelangten die Normannen bis zum castellum Novesium; 881 zerstörten sie das Kastell Niusa (alle Belege bei I 3). Die Lokalisierung von castra bzw. castellum ist umstritten. Nach Wisplinghoff (I, S. 33) bildete es einen Teil des ehemaligen Römerlagers. Die neuere archäologische Forschung verortet es aufgrund römerzeitlicher Funde in der Zivilsiedlung (II 2 Siedlungsentwicklung) „zwischen Büchel und Brückstraße im Bereich des späteren Marktes“ (S. Sauer, Betrachtungen z. Stadtbefestigung v. Neuss. In: Fund u. Deutung, 1994, S. 90; M. Kaiser, Neuere Forschungsergebnisse z. Geschichte d. römischen Militäranlagen in Neuss. In: ebd., S. 68f.). Neuerdings wurde das Kastell auch als neu errichtete karolingische Fluchtburg auf der Büchelkuppe gedeutet, die 881 von den Normannen zerstört wurde (Remmen, Neuss, S. 117-121).
An die Kölner Kirche dürfte Neuss vor 1021 (I 3; III 1 Grundherrschaft) gekommen sein, möglicherweise 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts (Wisplinghoff I, S. 42). 1077/78 empfing Erzbischof Hildolf den Abt von Brauweiler apud Nussiam castrum, dessen Söller (solarium) bei dieser Gelegenheit einstürzte (I 3) . Das castrum war zusammen mit dem Kloster St. Quirin von einer Mitte des 13. Jahrhunderts größtenteils aufgegebenen Immunitätsmauer umgeben (S. Sauer, Archäologische Untersuchungen im mittelalterlichen Stadtkern v. Neuss. In: Von Anfang an. Archäologie in Nordrhein-Westfalen, 2005, S. 258). Archäologisch nachgewiesen wurde der dazugehörige Palas an der Nordseite des heutigen Münsterplatzes, an dessen Südseite sich vielleicht ein Burgturm befand (H. Borger, Die Ausgrabungen an St. Quirin zu Neuss in d. Jahren 1959-1964. In: Rheinische Ausgrabungen 1, 1968, S. 235). Die Grundmauern des Palas sind noch auf dem Plan von 1586 (Tafel 4, Braun/Hogenberg) nördlich der romanischen Hofkapelle, der Nikolauskapelle, zu erkennen (H. Borger, Die Anfänge d. mittelalterlichen Stadt Neuss. In: Neusser Jb 1965, S. 26).
1182 in domo nostra episcopali apud Nussiam (I 3)
1190 Nussie in curia nostra (I 3)
(1220) palatium domini Coloniensis archiepiscopi (NrhUB II 89)
1326 in coquinam palacii domini archiepiscopi (UB Altenberg I 640)
1435 in iudicio temporali in aula archiepiscopali Nussiensi (III 1 Weistümer)
1436 synre gnaden platz vur synre genaiden Sall ind hooff bynnen Neuss (Lau II 80)
Seit der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts verfiel der als 1579 Lehen ausgegebene Saalhof. Auf seinem Areal wurde 1597 das Vogtshaus errichtet, 1810 zusammen mit dem Garten (Bongart) durch den letzten Vogt verkauft (Lau, S. 114 Anm. 1; Tücking, Neuss, S. 97f., 128, 278 Anm. 951; Clemen, S. 100). Erzbischof Konrad von Hochstaden bemächtigte sich 1249 des Nordtors (Rheintor) und errichtete auf dem angrenzenden leeren Areal eine neue Befestigung (novam ibidem construit munitionem), die er durch einen Graben von der Stadt abgrenzte (Chronica regia Coloniensis, MGH SS in us. schol., 1880, S. 299). Ihre archäologisch nicht mehr eindeutig nachweisbare Lage dürfte auf dem Gelände des späteren Klosters Marienberg zu suchen sein (B./W. Janssen, Burgen, Schlösser u. Hofesfesten im Kreis Neuss, 2. Aufl. 1985, S. 160-165; kritisch dazu S. Sauer, Betrachtungen z. Stadtbefestigung v. Neuss. In: Fund u. Deutung, 1994, S. 92f.). 1255 sah sich der Erzbischof gezwungen, der Stadt die Zerstörung des castellum in opido Nussiensi super Renum a nobis constructum zu gestatten (Lau II 9).
Zum Bau der Zitadelle des 17. Jahrhunderts vgl. II 2 Befestigung
2. 2 Siedlungsentwicklung
Auf dem Boden des historischen Stadtkerns entstand die aufgrund von Keramikfunden auf die tiberische Zeit um 25 n. Chr. zu datierende und zu den römischen Militäranlagen (I 2 ) gehörende Zivilsiedlung (vicus). Sie erstreckte sich vermutlich beiderseits von Oberstraße und Büchel vom Obertor bis zum Münster. Beim Bataveraufstand 69 n. Chr. wurde sie zerstört, danach wieder aufgebaut. Ausgrabungen förderten Fundamente von Häusern und Gruben zutage. Gräberfunde nördlich des vicus belegen die Existenz der Siedlung bis ins 4. Jahrhundert (G. Müller, Die militärischen Anlagen u.d. Siedlungen v. Novaesium. In: Das römische Neuss, 1984, S. 93f. sowie die Literatur zur römischen Zeit unter I 2). Die Bilddarstellungen mit christlicher Thematik auf einem in einem Sarkophag gefundenen Goldglaskästchen vermutlich aus der Mitte des 4. Jahrhunderts machen die Anwesenheit von Christen in Novaesium wahrscheinlich (S. Ristow, Frühes Christentum im Rheinland, 2007, S. 102). Ob die Zivilsiedlung bis zum 9. Jahrhundert kontinuierlich bewohnt war, ist ungewiss. Schriftliche Zeugnisse hierfür gibt es nicht. Allerdings könnte die Entdeckung fränkischer Gräber bis zum 7. Jahrhundert auf Siedlungskontinuität „zumindest in kleinerem Umfang“ (H. Gilliam, Die große Lücke in d. Neusser Geschichte. Das Problem d. Kontinuität zwischen Spätantike u. Frühmittelalter. In: Novaesium 2008, S. 29-46), vielleicht aber auch auf eine Unterbrechung zwischen 650 und 750 (Habel, S. 76) hindeuten. Für Kontinuität spräche auch die Fortexistenz des Namens Novesium (I 3) von der Spätantike bis ins Mittelalter.
Keramikfunde belegen den Ausbau von Neuss als Handelsort nach den Wikingereinfällen der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts (S. Sauer, Archäologische Untersuchungen im mittelalterlichen Stadtkern v. Neuss. In: Von Anfang an. Archäologie in Nordrhein-Westfalen, 2005, S. 257). 1021 wird der Ort als portus, d. h. als Händlerstadt, bezeichnet (I 3). Das Kaufleuteviertel lag zwischen Trankgasse und Markt und war spätestens seit der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts von einer Befestigungsmauer umgeben, die sich im Neuss an die sicher ältere Immunitätsmauer um St. Quirin und den Palas des Erzbischof anschloss (II 1; II 2 Befestigung; vgl. auch Remmen, Neuss, S. 134-137). Durch die im 13. Jahrhundert errichtete neue Stadtmauer vergrößerte sich das Areal des nunmehr als Stadt im rechtlichen Sinne geltenden Ortes (III 3) um ein Mehrfaches. Es wurde im Wesentlichen im Laufe des 13. Jahrhunderts durch Bauten geistlicher Institutionen und durch Bürgerhäuser ausgefüllt und entsprach damit „in etwa dem Stand des 16. Jahrhunderts“ (Wisplinghoff I, S. 54). Gärten und andere baulich nicht genutzte Flächen waren damals in nur noch geringem Umfang vorhanden (Tafel 4, Braun/Hogenberg). Der Gang der Bebauung ist nicht mehr zu rekonstruieren, auch weil Straßennamen erst seit 1290 überliefert sind (II 5 Straßen; Neuss im Wandel, S. 80). Die neue Befestigung ließ die Trasse der römischen Straße (Oberstraße, Büchel, Niederstraße) zur Hauptdurchgangsstraße werden. Parallel hierzu verlief der Straßenzug der heutigen Mühlen-, Michael-, Hamtorstraße (Tafel 4, Braun/Hogenberg Hinder den Minrebruder-Achter Hauen). Die Entstehungszeit der Querverbindungen und der Häuserblöcke lässt sich nur in Einzelfällen ermitteln. So wird die Minrebroeder gaß erst nach der Etablierung der Minoriten 1234 (IV 5) zu datieren sein. Danach dürfte dann der Bereich zwischen Achter Hauen und Stadtmauer bebaut worden sein, zuletzt könnte das Areal nördlich von St. Quirin mit der Newgaß gefolgt sein (Habel, S. 99-105). Einen schweren Eingriff in die mittelalterliche Stadtstruktur stellte der 1672 begonnene, aber nicht vollendete Zitadellbau dar (II 2 Befestigung). Nach einer Vermessungstabelle von 1660 (StaN B.02.01 III H 17) entfiel etwa ein Zehntel der Fläche des umwehrten Areals (II 7) auf die geistlichen Institutionen; an der Spitze lag St. Quirin mit 0,97 ha. (Wisplinghoff I, S. 15).
Der erste wichtige Wandel des Stadtbildes im 19. Jahrhundert ergab sich als Folge der Säkularisation. Durch den Abriss von Kirchen (Kirche des Oberklosters, der Klarissen und des Klosters St. Michaelsberg) wurde Raum für Wohnbauten sowie für die Erweiterung von Klarissen- und Rheinstraße geschaffen. Die Fluchtlinien in der Hauptdurchgangsstraße wurden begradigt. Niedergelegt wurden auch die Stiftsgebäude und der Kreuzgang von St. Quirin. Da der Kirchhof 1804/05 vor die Stadt verlegt wurde (II 2 Friedhöfe), stand das nunmehr von Plätzen (II 5 Plätze) umgebene Münster frei (W. Dickmann, Die bauliche Entwickelung d. Stadt Neuß seit d. Ende d. kurkölnischen Zeit, masch. Diss. Ing. Hannover, 1944, S. 39f.; K. Emsbach, Das Schicksal d. säkularisierten Kloster- u. Stiftsgebäude im Kreis Neuss. In: Jb f. d. Kr. N 2002, S. 52-57).
Eine einschneidende Veränderung bedeutete die weitgehende Niederlegung von Stadttoren (II 3 Tore) und –mauern in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Von der ab 1823 abgerissenen Stadtmauer blieben nur Reste wie der Windmühlen- und der Blutturm erhalten (Dehio NRW I, S. 1007f.; zur Lage Remmen, Neuss, S. 254; Tafel 1.1, DGK). Zwischen Obertor und Hamtor wurde nach Plänen von Maximilian Weyhe seit 1829 eine Promenade angelegt (S. Geurts, „Zur Verschönerung allseits gewünscht“. Die Entstehung d. öffentlichen Spaziergänge in N. In: Novaesium 2006, S. 163-177). Am Nordkanal entstand 1900-01 der Stadtgarten, den dann der Rosengarten mit der Promenade verband (Engels, S. 183; Neuss im Wandel, S. 283). An den Ausfallstraßen und an den neuen sie verbindenden Querstraßen begann eine lebhafte, teilweise ungeregelte Bautätigkeit. Nach der Einrichtung einer Fliegenden Brücke zwischen Neuss und Hamm wurde 1833 die Hammer Landstraße ausgebaut. Schon 1829 hatte man das Niveau des unteren Marktes, des ehemaligen Fischmarktes, angehoben und damit eine bequemere Verbindung zur Erftbrücke geschaffen (Dickmann, S. 57). 1846 genehmigte eine Kabinettsordre einen 1841 entstandenen „Bau-Alignementplan“, der Fluchtlinien für die innerstädtischen Straßen und die Stadterweiterung westlich der Innenstadt festlegte; 1863 in nordwestlicher Richtung erweitert (LAV NRW R Reg. Düsseldorf 25625; ebd. Karten 960; StaN B.02.03, Nr. 834). Ein Gesamtbebauungsplan für die Stadt Neuss kam erst 1926 zustande. Im früheren Burgbann entstand 1932 an der Bergheimer Straße die Siedlung „Am Schlagbaum“, 1935 die Gartenvorstadt Reuschenberg (Neuss im Wandel, S. 320f.; Engels, S. 184f.).
Die weithin sichtbarsten Veränderungen des Stadtbildes brachten die Verkehrsbauten mit sich. Die Anlage des Bahnhofs 1853 förderte die Bebauung vor dem ehemaligen Nieder- und Rheintor, führte aber auch dazu, dass das Bahnnetz das Stadtgebiet nach allen Richtungen hin durchschnitt (Dickmann, S. 67; Neuss im Wandel, S. 430). Der Erftkanal und die Hafenanlagen (V 5 Hafen) schufen die Voraussetzung für den wirtschaftlichen Wiederaufstieg der Stadt. Die Erschließung des östlichen Vorlandes ermöglichte die Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe und trug damit zur Entlastung der Innenstadt von Industriebauten bei (zu den aus dem 16.-19. Jahrhundert erhaltenen Wohnbauten vgl. Dehio NRW I, S. 1008f.; C. Pause/K. Sollmann, „Hausrecycling“. Zur Baugeschichte d. Häuser am Markt 20-24 in Neuss. In: Novaesium 2009, S. 33-45; zu den archäologisch nachgewiesenen Resten mittelalterlicher Gebäude vgl. S. Sauer, Archäologische Untersuchungen im mittelalterlichen Stadtkern v. Neuss. In: Von Anfang an. Archäologie in Nordrhein-Westfalen, 2005, S. 257-262 sowie C. Pause/S. Sauer, Bynnen Neuß vf der Nederstraissen. Die Baugeschichte d. Häuser Niederstraße 47 u. 49 in N, 2007).
2. 2 Befestigung
Die Befestigung der römischen Zivilsiedlung, die Caesar Julian 359 erneuern ließ, wurde 881 von den Normannen zerstört (II 1 Burg). Vermutlich in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts erhielt die Kaufmannssiedlung Neuss eine Befestigung, die im Nordwesten an die in diesem Jahrhundert bereits errichtete Immunitätsmauer um St. Quirin und den Palas des Erzbistums angebunden wurde; von dieser hat man Teile archäologisch nachgewiesen (S. Sauer, Die ehemalige Marienkirche am Neusser Markt. In: Almanach f. d. Kr. N 1988, S. 39-48). Von der von einem Graben umgebenen Stadtmauer wurden Fundamente und Mauerwerk, Reste von 2 Rundtürmen sowie unter dem Erweiterungsbau des Rathauses eine Toranlage mit 2 rechteckigen Türmen entdeckt. Zu dem Tor führte eine schon in römischer Zeit existierende, aus dem Maasraum kommende Straße.
Vermutlich (1200) wurde damit begonnen, die Stadt mit einem neuen, größeren Mauerring zu umgeben. Seine Linienführung zeigt der Plan von Braun und Hogenberg (Tafel 4) sowie der Plan der Stadt von 1586 (Tafel 5). In die Mauer fügte man wohl noch in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts an der Westseite Schalentürme und die Blendbögen des Wehrgangs ein. An der Nordseite begann man mit dem Bau des äußeren Mauerrings, im 14. Jahrhundert folgten Westseite und Rheinfront. Im 15. Jahrhundert wurde an der Süd- und einem Teil der Westseite eine doppelte Grabenanlage mit einem befestigten Wall errichtet. 1456 gestattete der Landesherr die Anlage der Obererft, die die Wasserzufuhr in die Gräben verbesserte (I 1 Rheinlaufverlagerungen, vgl. auch Tafel 5, Plan 1586).
1672 unterstellte Kurfürst Max Heinrich die befestigten Städte des Erzstifts dem französischen Oberbefehl; Neuss wurde an Ludwig XIV. verpfändet. Im Süden der Stadt wurde der Bau einer Zitadelle in Angriff genommen. Hierfür riss man die Mauer zwischen Ober- und Windmühlentor sowie 39 Häuser ab. Die Zitadelle blieb unvollendet und wurde schon ab 1674 wieder beseitigt; der Graben blieb bis ins 19. Jahrhundert offen (M. Kaiser, Zur ersten hochmittelalterlichen Stadtmauer v. Neuss. Vorbericht zu d. Ausgrabungen im Rathaushof. In: Almanach f. d. Kr. N 1988, S. 18-37; S. Sauer, Betrachtungen z. Stadtbefestigung v. Neuss. In: Fund u. Deutung, 1994, S. 89-99; Habel, S. 82-117; J. Metzdorf, Faustpfand d. Sonnenkönigs. In: N.er Jb 2001, S. 11-25).
2. 2 Brände
Brände und Zerstörungen erlitt Neuss vor allem durch kriegerische Ereignisse. 353 wurde die Zivilsiedlung Novaesium von den Franken erobert, 359 ließ Caesar Julian ihre Mauern wiederherstellen (H. v. Petrikovits, Altertum <Rheinische Geschichte I, 1>, 1978, S. 198); 881 Zerstörung durch die Normannen (Niusa[m] igne comburunt) (I 3). Bei der Einnahme der Stadt durch Philipp von Schwaben 1205 erlitt die Kirche St. Quirin vermutlich schwere Brandschäden (Wisplinghoff I, S. 55). Die burgundische Belagerung von 1474/75 scheint keine bedeutenden Brände verursacht, jedoch schwere Beschädigungen am Ober-, Nieder- und Rheintor sowie an der dortigen äußeren Mauer mit sich gebracht zu haben (ebd., S. 102-118). 1496 wurde der Westturm vom Blitz getroffen, wodurch das Holzwerk und das Kirchendach in Brand gerieten (J. Koelhoff, Die Cronica van der hilliger stat va[n] Coelle[n], 1499, elektron. Ausg. http://diglib.hab.de/drucke, S. 721; Tücking, Einrichtungen, S. 37). 1741 verursachte ein Blitzschlag schwere Schäden an Turm und Kirchenschiff (Wisplinghoff IV, S. 91). 1573 entstand durch Fahrlässigkeit in der Oberstraße ein Brand, der sich von dort bis zum Markt und zur Brückstraße ausbreitete und der nach dem Kölner Chronisten Hermann Weinsberg etwa 400 Häuser vernichtet haben soll (Das Buch Weinsberg, bearb. v. K. Höhlbaum, Bd. 2, 1887, S. 256; J. Huck, Der Neusser Stadtbrand vom 1. Mai 1573. In: N.er Jb 1990, S. 25-30).
Katastrophale Folgen hatte 1586 die Eroberung der Stadt durch Alexander Farnese, Herzog von Parma, bei der in der Nähe des Rheintors ein Brand ausbrach. Er vernichtete städtische Gebäude, darunter das Rathaus mit dem Archiv, zahlreiche Bürgerhäuser und Klöster und fügte St. Quirin schweren Schaden zu. Nur etwa 118 Häuser sollen erhalten geblieben sein. Ob Brandstiftung im Spiel war, bleibt unklar (Wisplinghoff I, S. 137-140; Gilliam, S. 59-71; Tafel 5, Plan der Umgebung 1586).
Im Zweiten Weltkrieg wurden 30-35 % der Stadt, d. h. ein Drittel der Wohnungen sowie Kirchen, Krankenhäuser und öffentliche Gebäude, zerstört. Mehr als 800 Menschen verloren bei den Luftangriffen ihr Leben (Engels, S. 285; P. Stenmans, Die Stunde Null in Neuss. Februar/März 1945. In: Almanach f. d. Kr. N 1981, S. 13-90; Welfens, S. 262-264; vgl. auch M. Sollbach-Pappeler, Kriegsende 1945 im Kr. Neuss, 1995, S. 17-20).
2. 2 Friedhöfe
1354 wird der vor dem Südportal von St. Quirin gelegene, von der Stadtgemeinde genutzte Kirchhof erstmals erwähnt (versus cymiterium St. Quirin) (StaN A.02 Klarissenkloster Urk 1354 Juni 13) = 1367 St. Quirins Kirchoff) (Brandts, Falkenstein 283) = 1811 Freithoff (Tafel 1, Grundriss; II 5 Plätze)
1804/05 Einrichtung eines neuen katholischen Friedhofs vor dem Niedertor (J. Lange, Zur Geschichte d. Neusser Friedhöfe. In: N.er Jb 1974, S. 28f.; Löhrer, S. 406; zur Lage vgl. Tafel 6, Plan nach 1821; Tafel 7, Stadtplan 1873)
1810 wird ein evangelischer Friedhof auf einem Platz vor dem Hamtor eingerichtet, der schon im 16./17. Jahrhundert als protestantischer Begräbnisort gedient hatte (Junkerfriedhof) (Tücking, Einrichtungen, S. 323; Neuss im Wandel, S. 149, 283; Wisplinghoff I, S. 149; zur Lage vgl. Tafel 1, Grundriss, Tafel 7, Stadtplan 1873)
1873 Einsegnung eines neuen katholischen Friedhofs an der Büttger Landstraße (heute Rheydter Straße) (Lange, Friedhöfe, S. 36). 1923 wird dort ein besonderes Feld als evangelischer Friedhof eingerichtet (VB 1913-1924, S. 186; zur Lage vgl. Tafel 10-11, Stadtpläne 1925 u. 1957)
Heute gibt es außer dem Hauptfriedhof an der Rheydter Straße 11 weitere städtische Friedhöfe in Neuss
Zu den jüdischen Friedhöfen vgl. IV 8
2. 2 Versorgungseinrichtungen
Seit 1788 Straßenbeleuchtung (Wisplinghoff I, S. 10). 1858 Umstellung von Öl- auf Gasbetrieb (Engels, S. 189), ab 1905 auf Elektrizität (J. Metzdorf, Die Elektrifizierung d. Stadt. In: Novaesium 2005, S. 83)
Die Wasserversorgung erfolgte bis 1881 durch private und öffentliche Brunnen (Pütze)
(1340) Pütz an der Straße am Ufer erwähnt (die pütte up me Oyver) (Lau, S. 2)
1532 7 Gemeindebrunnen: die putzen in der Brugstraissen gegen Camp, hinder die Minrebrodere, Hinderhoven under Fleckenhuis mit dem waesserpoil aldair, up Finkenhof ind up dem Over, dar die canonichen woenen, ind der putz gegen Nuwenkirchenhof ind der Stipenborch an dem Visschemart (ebd., S. 208). Die von den Nachbarschaften (III 6 Einteilung der Stadt) unterhaltenen Ziehbrunnen wurden seit dem 18. Jahrhundert mit Unterstützung der Stadt allmählich durch Pumpen ersetzt (Wisplinghoff I, S. 23)
1880/81 Verlegung von Rohrleitungen und Inbetriebnahme eines privaten Wasserwerks an der Weingartstraße mit einem Wasserhochbehälter auf dem Turmstumpf der ehemaligen Windmühle; 1883 von der Stadt übernommen, 1985 stillgelegt (zur Lage Tafel 8, Industriegebiet 1908; Tafel 9, Stadtplan um 1909; Tafel 10-11, Stadtpläne 1925 u. 1957).
1914 Inbetriebnahme eines Wasserwerks auf dem Gebiet des Broichhofs, 1934 des Wasserwerks Uedesheim (1985 stillgelegt), 1956 des Wasserwerks Rheinbogen (J. Huck/A. Caprasse, Wasser f. Neuss v. d. Römerzeit bis z. Gegenwart, 1982, S. 30-39; Engels, S. 191; www.stadtwerke-neuss.de)
Gas, Elektrizität
1858 errichten die Gebrüder Sels ein Gaswerk, 1890 von der Stadt übernommen; 1913 Verkauf an das RWE (Neuss im Wandel, S. 411; VB 1913-1924, S. 82f.; M. Stark, Licht, Energie u. Wärme f. Neuss, 2005, S. 51-73;; zur Lage vgl. Tafel 9-11 Stadtpläne um 1909, 1925 u. 1957; Tafel 1.1, DGK)
1918 Umstellung auf Ferngasbezug aus dem Ruhrgebiet, 1967-71 auf Erdgas
1905 Inbetriebnahme des städtischen Elektrizitätswerks an der Salzstraße, 1913 Verkauf an das RWE (Metzdorf, S. 76, 87; zur Lage vgl. Tafel 9-11, Stadtpläne um 1909, 1925 u. 1957; Tafel 1.1, DGK).
1923 Gründung der Betriebswerke der Stadt Neuss, zuständig für Gas, Wasser, Strom und Straßenbahnen, seit 1991 Stadtwerke Neuss GmbH, 1998 Stadtwerke Neuss Energie und Wasser GmbH (www.stadtwerke-neuss.de)
Die Abwässerbeseitigung erfolgte seit dem Mittelalter durch unterirdische Kanäle (Kallen) in die Stadtgräben, den Rhein oder die Erft (Wisplinghoff I, S. 24; Lau, S. 377; www.neuss.de/stadtportrait/abwasserkanal). Seit den 1880er Jahren Ausbau des Kanalnetzes, 1913 Bau einer Pumpstation an der Düsseldorfer Straße zur Hebung der Schmutzwässer (Engels, S. 191; VB 1913-1924, S. 192f.)
2. 3 Tore
Die mittelalterlichen Tore sind vermutlich im 13. Jahrhundert mit der 2. Stadtbefestigung entstanden, zunächst wohl das Ober- und Hamtor, sodann Rheintor, Niedertor und Zolltor (Lau, S. 96*; Wisplinghoff I, S. 56; S. Sauer, Das Neusser Hamtor. In: Archäologie im Rheinland, 2002 <2003>, S. 158-160; zur Lage der Tore vgl. Tafel 4, Braun/Hogenberg; Tafel 5, Plan 1586; Tafel 1, Grundriss).
Obertor
1303 Ouerpfortze (Brandts, Falkenstein 8) = 1415 Oeverpoertz (Lau II 76) = 1811 Oberthor (Tafel 1, Grundriss)
1475 geloben die Neusser, das Tor Unser lieuer frauwen port zu nennen (Wierstraet, S. 244f.). Der Name hat sich auf die Dauer nicht durchgesetzt.
1636 Bruickpforz (Lau, S. 145*, II 209)
1804 Porte de Cologne (Schieder, Säkularisation 19440)
(1840) scheitern Verhandlungen über den Abriss des Obertors (W. Dickmann, Die bauliche Entwickelung d. Stadt Neuß seit d. Ende d. kurkölnischen Zeit, masch. Diss. Ing. Hannover, 1944, S. 53f.; Dehio NRW I, S. 1007)
Hamtor
(1200) entsteht eine archäologisch nachgewiesene Toranlage im Bereich des Hamtors (S. Sauer, Archäologische Untersuchungen im mittelalterlichen Stadtkern v. Neuss. In: Von Anfang an. Archäologie in Nordrhein-Westfalen, 2005, S. 260)
Mitte des 13. Jahrhunderts Ausbau des Hamtors (ebd.)
1298 Erwähnung der Hammpforte (Lau S. 96* Anm. 7) = 1324 Hampfortze (Brandts, Falkenstein 74) = 1355 Hainportze (Lau, S. 107* Anm. 4) = 1367 Hamporta (StaN A.01 Urk 14) = 1532 Hantportze (Lau II 143) = 1811 Hamerthor (Tafel 1, Grundriss)
1841 wird das baufällige Tor abgerissen (Tücking, Neuss, S. 305; Dickmann, S. 83)
Rheintor
1249 besetzt Erzbischof Konrad von Hochstaden portam Rheni septentrionalem (Chronica regia Coloniensis, MGH SS in us. schol., 1880, S. 299) = 1324 Rhein Pfortze (Brandts, Falkenstein 76) = (1330) und 1355 porta Reni (Lau II 28, 53)
1475 geloben die Neusser das Tor Sent quirijns port zu nennen (Wierstraet, S. 200f.) = 1501/02 Quirinsporze (Lau III 1) = 1532 Rinportze (ebd. II 143) = 1575 Marienberger Tor (ebd., S. 120* Anm. 1) = 1807 Porte d’Urdingen (Schieder, Säkularisation 19543) = 1811 Rheintor (Tafel 1, Grundriss)
1816 beschließt der Stadtrat, das Tor zur Erleichterung des Verkehrs nach Düsseldorf und Uerdingen abzubrechen (Dickmann, S. 51f.)
Zolltor
1324 Tollpfortze (Brandts, Falkenstein 74) = 1384 iuxta porta telonaria (REK IX 838) = 1469 Zollpfortze (Brandts, Falkenstein 603) = 1501/02 Tolporze (Lau III 1) = 1804 Porte de Juliers (Schieder, Säkularisation 19466) = 1811 Zollthor (Tafel 1, Grundriss)
1827
auf Abbruch versteigert (Neuss im Wandel, S. 217)
Niedertor
(1330) a porta inferiore (Lau II 28) = 1351 Nidderpfortze (Brandts, Falkenstein 186) = 1479 Niederpfortze (ebd. 624) = 1496 Nedderpfortzen (ebd. 662) = 1803 Porte de Creveld (Schieder, Säkularisation 19402) = 1811 Niederthor (Tafel 1, Grundriss)
1810 stürzt das Tor ein, das 1812 durch ein einfaches eisernes Gitter ersetzt wird. 1833/34 wird dieses mit den Resten des Tors entfernt wird (Dickmann, S. 51 mit Anm. 83; Neuss im Wandel, S. 216; Wisplinghoff II, S. 106; S. Sauer, Archäologie im Hauptstraßenzug – Mosaiksteine z. Stadtgeschichte. In: Novaesium 2009, S. 19-22)
Hessentor
1646 wird auf Veranlassung des hessischen Stadtkommandanten am unteren Ende des Marktes ein Tor errichtet. Nach dem dort angebrachten Wappen erhält es den Namen Hessentor (Tücking, Neuss, S. 145). Seinem Bau zum Opfer fällt der Judensteg (II 5 Straßen) = 1659 Neues Thor (StaN A.01 Urk 494) = 1680 Brückthor (ebd. Urk 602) = 1811 Hessenthor (Tafel 1, Grundriss)
1829 Anschüttung des Marktes und damit verbunden Abriss des Tores (Neuss im Wandel, S. 217)
2. 4 Türme
Die runden, viereckigen und halbrunden Mauertürme, die auf dem Plan von Braun/Hogenberg (Tafel 4) gut erkennbar sind (auf dem Plan von 1586 zumindest deren Lage, Tafel 5) entstanden mit der Befestigung (II 2 Befestigung) seit dem 13. Jahrhundert. Die Namen einiger Türme sind in der Chronik von Wierstraet überliefert. Danach wurden bei der burgundischen Belagerung zerstört oder beschädigt der neben dem Rheintor gelegene Taubenturm, der Windmühlen- und der in dessen Nähe befindliche Diebesturm; insgesamt sollen es 17 gewesen sein (Wierstraet, S. 82f., 236f., 308f.). Vermietet wurde von der Stadt der Kluytenturm am Judensteg (Tücking, Neuss, S. 188f.; II 5 Straßen). Als Gefängnisse wurden benutzt der Windmühlen-, der Junker-Dietrichs-Turm und das Kruckentürmchen (Lau, S. 43* Anm. 2). Noch erhalten sind größtenteils der Windmühlen-, der halbrunde Blutturm sowie der Rest des Kehlturms am Osthang des ehemaligen Omnibusbahnhofs (Tafel 1.1, DGK)
2. 5 Straßen
intra muros
Straßennamen sind erst seit dem späten 13. Jahrhundert überliefert. Entstanden sind die innerstädtischen Verkehrswege wesentlich früher. Die mit Oberstraße, Büchel und Niederstraße noch heute dominierende Achse ist weitgehend identisch mit der archäologisch nachgewiesenen Römerstraße. An der Oberstraße hatten sich die Gebäude der römischen Zivilsiedlung orientiert (II 2 Siedlungsentwicklung). Im Frühmittelalter bildeten sich östlich dieser Linie 2 von einander abgegrenzte Zentren, das Gebiet des Stifts und des Eb und das Kaufleuteviertel zwischen Markt und Trankgasse mit der Hymgasse und Brückstraße, von der aus über den seit dem späten 13. Jahrhundert erwähnten Judensteg der Rhein erreicht wurde. Wohl schon vor 1200 entstand der westlich der Hauptachse verlaufende Straßenzug Hinter den Minderbrüdern und Hinterhoven. Die Querverbindungen zwischen den Achsen ließen fast rechteckige Siedlungsblöcke entstehen, die bis zum Ende des Mittelalters weitgehend bebaut gewesen sein dürften (Tafel 4, Braun/Hogenberg). Bis dahin werden auch die meisten Straßen ein Pflaster erhalten haben (Bömmels, S. 81-86; Wisplinghoff I, S. 8-10)
Veränderungen erfuhr das Straßennetz, sieht man von dem Bau der bald wieder beseitigten Zitadelle (II 2 Befestigung) ab, erst nach 1802 durch die Säkularisation. Nach der Beseitigung der Immunität von St. Quirin legte man die Quirinusstraße an. Der Abbruch der Stiftsgebäude ermöglichte die Begradigung und Verbreiterung der heutigen Münsterstraße (S. Sauer, Verborgene Reste d. Damenstifts v. St. Quirin. In: Jb f. d. Kr. N 2002, S. 40-49). Die Niederlegung des Klarissenklosters ließ aus der engen Klarissengasse die Klarissenstraße werden (K. Emsbach, Das Schicksal d. säkularisierten Kloster- u. Stiftsgebäude im Kreis Neuss. In: Jb f. d. Kr. N 2002, S. 56). Stärker noch als die Säkularisation veränderte die Entfestigung der Stadt das Straßennetz. Der Abbruch der Tore mit Ausnahme des Obertors erlaubte den Bau verkehrsgerechter Ausfallstraßen (vgl. Tafel 2, Uraufnahme). Von 1829 an entstand nach den Plänen Maximilian Friedrich Weyhes zwischen Hamtor und Obertor die landschaftlich gestaltete Promenade (S. Geurts, „Zur Verschönerung d. Stadt […] allerseitig gewünscht“. Die Entstehung d. öffentlichen Spaziergänge in Neuss. In: Novaesium 2006, S. 163-177; II 2 Siedlungsentwicklung)
Glockhammer
1290 in Crachamo (StaN Sammlung Felten Urk 1) = 1302 in Crochamo (Archiv Schram Urk 1) = 1325 in Krochamo (Brandts, Falkenstein 80) = 1366 im Klochamell (ebd. 276)_ =_ 1374 Klockhamer (ebd. 334)_ =_ 1378 de Klochamo (ebd. 357) = 1532 Kloickhammer (Lau II 143) = 1811 Klockhammer (Tafel 1, Grundriss) = nach 1821 Glockhammer (Tafel 6, Stadtplan nach 1821) = heute Glockhammer (Tafel 1.1, DGK)
Judensteg
1291 stega Judeorum am östlichen Ende des Marktes (Lau, S. 70* Anm. 7) = 1313 Judensteg (Brandts, Falkenstein 16) = vor 1586 Zu den Stieg (Tafel 4, Braun/Hogenberg). Er verschwand im Zuge der Errichtung des Hessentors (II 3)
Hymgasse
1300 supra Ginnegaten (Brandts, Falkenstein 3) = 1322 in der Ginnegathen (ebd. 102) = 1365 Gingasse (ebd. 271) = 1367 Gingarde (ebd. 285) = vor 1586 Geimgaß (Tafel 4, Braun/Hogenberg) = 1811 Gÿmgass (Tafel 1, Grundriss) = 1873 Hymmgasse (Tafel 7, Stadtplan 1873) = 1896 Hymgasse (Tafel 9, Stadtplan um 1909) = heute Hymgasse verkürzt durch die im 20. Jahrhundert neu angelegte Straße Am Kehlturm (Tafel 1.1, DGK)
Michaelstraße
1302 retro curias (Archiv Schram Urk 1) = 1303 hinder Houen (Brandts, Falkenstein 6) = 1374 hinder Haffen (ebd. 333) = 1388 hinder Hoffen (ebd. 406) = 1526 achterhouen (StaN A.02 Klarissenkloster Urk 1526 September 26) = vor 1586 Achter Hauen (Tafel 4, Braun/Hogenberg) = 1704 St. Michaelisstraße (StaN A.01 Urk 662) = 1749 Michaelsstraße (ebd. Urk 722) = nach 1802 Rue de St. Michel (Wisplinghoff IV, S. 248) = 1811 Michelstras (Tafel 1, Grundriss) = vor 1909 Michaelstraße verkürzt um die Hamtorstraße (Tafel 9, Stadtplan um 1909); seit 1928 verlängert um die ehemalige Zollstraße zwischen der Klarissenstraße und dem Durchbruch von der Zoll- zur Oberstraße = heute Michaelstraße (Tafel 1.1., DGK)
Brückstraße
1308 Brugstraisse (Brandts, Falkenstein 9) = 1309 Bruckstraisse (ebd. 10) = 1313 platea pontis (ebd. 15) = (1400) Bruckstrate (LAV NRW R N Gnadental Urk 36) = 1811 Bruckstras (Tafel 1, Grundriss) = nach 1821 Brückstr. (Tafel 6, Stadtplan nach 1821) = heute Brückstraße verkürzt durch die Straße Am Kehlturm und das Kreishaus/Landestheater (Tafel 1.1, DGK)
Niederstraße
1311 Niderstraiß (Brandts, Falkenstein 13) = 1424 platea inferior (StaN Kreiner, Neuss III S. 231) = 1315 Nederstraiß (Brandts, Falkenstein 24) = vor 1586 Neder Strais unter Einschluss des Büchel (Tafel 4, Braun/Hogenberg) = 1811 Niederstras (Tafel 1; Grundriss) = heute Niederstraße (Tafel 1.1, DGK)
Oberstraße
1314 platea superior (LAV NRW R N St. Quirin Urk 13) = 1324 Ouerstraße (Brandts, Falkenstein 64) = 1328 Oberstraße (ebd. 84) = (1400) Oeuerstrate (LAV NRW R N Gnadental Urk 36) = 1413 Oeuerstraisse (REK XII 604) = 1811 Oberstras (Tafel 1, Grundriss) = heute Oberstraße (Tafel 1.1, DGK)
Büchel
1316 monticulum (Brandts, Falkenstein 33) = 1381 uppe(m) Buchele () = 1495 Boekel (StaN B.1.05 Schöffenbuch I, S. 119) = 1548 Büchel (ebd. B.02.01, VII 233) = 1811 Aufm Buchel (Tafel 1, Grundriss) = heute Büchel (Tafel 1.1, DGK)
Rheinstraße
1323 Reinstraisse (Brandts, Falkenstein 62) = 1384 platea Rheni (REK IX 838) = 1532 Rinstrasse (Lau II 143) = 1811 Rheingass (Tafel 1, Grundriss) = nach 1821 und heute Rheinstraße (Tafel 6, Stadtplan nach 1821; Tafel 1.1, DGK)
Nach der Burgundischen Belagerung 1481-ca. 1550 auch als Quirinusstraße bezeichnet (StaN Kreiner, Neuss III, S. 233; vgl. II 3 Rheintor)
Trankgasse
1340 Drenckstege (StaN Kreiner, Neuss III, S. 234) = 1680 Trankgassenpforte (StaN A.01 Urk 600) = 1811 ohne Benennung (Tafel 1, Grundriss) = 1977 erhält die neue Verbindung zwischen Hessenstraße und Altenheim den Namen Trankgasse (StaN 01.01 Rat Beschluss v. 25. 2. 1977)
Batteriestraße
(1340) up me Oyver (Lau I 1) = 1532 up dem Over (ebd. II 143) = vor 1586 Auff dem Ouer (Tafel 4, Braun/Hogenberg) = 1636 Batteriestraße (Tücking, Neuss, S. 128) = 1811 Batterie u. auf der Batterie (Tafel 1, Grundriss) = 1812 Batterie-Straße (Schieder, Säkularisation 19575) = die heutige Batteriestraße – ein Teilstück der Osttangente - zwischen Hafenstraße und Markt schließt die vor der Niederlegung der Stadtmauer westlich von dieser verlaufende frühere Batteriestraße ein (Tafel 1.1, DGK)
Zitadellstraße
1346 Haus vor der Ouerpfortzen auf der Schobegasse (Brandts, Falkenstein 160) = 1357 Schobengaten (ebd. 233) = 1358 super vico dicto Schobgassen (ebd. 237)
Die nach der Familie Schoben benannte Gasse verlief vermutlich entlang der südlichen inneren Stadtmauer. Vor 1586 (Tafel 4, Braun/Hogenberg) ohne Benennung eingezeichnet, nach 1821 Hofstadt (Tafel 6, Stadtplan nach 1821) = 1873 Citadelle (Tafel 7, Stadtplan 1873) = 1896 Citadellstr. mit einem Abschnitt der heutigen Mühlenstraße (Chehab, S. 69) = heute Zitadellstraße (Tafel 1.1, DGK)
Krämerstraße
1445 Kremerstraße (StaN A.02 Klarissenkloster Urk 1445 Dezember 2) = 1811 Cremerstras (Tafel 1, Grundriss) = heute Krämerstraße (Tafel 1.1, DGK)
Brandgasse
1348 gebrandt gasse (Brandts, Falkenstein 173) = 1368 gebrande gate (ebd. 289) = 1565 Brandergaß (StaN A.01 Urk 169) = nach 1821 Brandgasse (Tafel 6, Stadtplan nach 1821) = 1811 Brandergass (Tafel 1, Grundriss) = heute Brandgasse (Tafel 1.1, DGK)
Spulgasse
1374 nouagata, per quam itur de Klochamo ad forum perudum (Brandts, Falkenstein 357) = 1382 Neue Gasse (ebd. 378) = 1548 Newe Gasse (StaN A.01 Urk 141a) = 1787 Spolengass (Neuss im Wandel, S. 459) = 1811 Spulgass (Tafel 1, Grundriss) = heute - mit veränderter Trasse - Spulgasse (Tafel 1.1, DGK)
Zollstraße
1384 iuxta portam thelonariam (StaN A.01 Urk 18a) = 1677 Zollpfortenstraße (ebd. A.02 Klarissenkloster Urk 246) = 1753 Zollstrass (Habel, S. 143) = 1811 Zollstras zwischen Michelstras und Mühlenstras (Tafel 1, Grundriss) = nach 1821 Zollstr., führt bis zum Zolltor (Tafel 6, Stadtplan nach 1821) = seit 1928 und heute Zollstraße unter Einbeziehung des 1928 angelegten Durchbruchs zur Oberstraße (Neuss im Wandel, Abb. 79; Tafel 1.1, DGK)
Mühlenstraße/Windmühlengasse
1471 Mullen gasse (Brandts, Falkenstein 613) = 1542 Molengass (StaN B.01.05 Schöffenbuch II, S. 411) = 1599 Windmühlengasse (ebd.) = 1811 Mühlenstras (Tafel 1, Grundriss) = nach 1821 Mühlenstraße und von ihr in Richtung Oberstraße abknickend Windmühlengasse (Tafel 6, Stadtplan nach 1821) = heute Mühlenstraße/Windmühlengasse (Tafel 1.1, DGK)
Rottelsgasse
1486 minner bruder gasse (Brandts, Falkenstein 643) = vor 1586 Minrebroeder gaß (Tafel 4, Braun/Hogenberg) = 1627 Brudergasse (StaN Kreiner, Neuss III, S. 231) = 1811 ohne Benennung (Tafel 1, Grundriss)= nach 1821 Schiffergasse (Tafel 6, Stadtplan nach 1821). Im 20. Jahrhundert nach der Seifensiederei von Franz Gerhard Rottels benannt (Habel, S. 167) = heute Rottelsgasse (Tafel 1.1, DGK)** **
Neustraße
1487 Stovengasse (Archiv Schram Urk 16) = 1532 Baitstoiffengaisse (Lau II 143) = ab (1780) Neustraße (StaN Kreiner, Neuss III, S. 233) = 1811 Neustras (Tafel 1, Grundriss) = heute Neustraße (Tafel 1.1, DKG)
Klarissenstraße
1495 Klarengasse (StaN B.01.05 Schöffenbuch I, S. 73) = 1811 ohne Benennung (Tafel 1, Grundriss) = 1873 Clarissenstraße (Tafel 7, Stadtplan 1873) nach Verbreiterung 1823 (Remmen, Klosterlandschaft, S. 103) = heute Klarissenstraße (Tafel 1.1, DGK)
Promenadenstraße
1496 schutzenban zwischen Zolltor und Windmühle (StaN B.01.05 Schöffenbuch I, S. 300) = vor 1586 Junge Schutzenbaen zwischen Windmühle und Minrebroeder gaß sowie Alte Schutzenbaen bis zum Zolltor (Tafel 4, Braun/Hogenberg) = die heutige Promenadenstraße folgt dem Verlauf der Schützenbahnen, ist aber nicht deckungsgleich mit ihnen (Tafel 1.1, DGK)
Münsterstraße
1498 Bongart (StaN Kreiner, Neuss III, S. 225) = 1557 Bongartsmoer (ebd.) = 1787 Bongartzmauer (Chehab, S. 45; Nachzeichnung bei Tücking, Neuss, nach S. 186) = heute Münsterstraße (Tafel 1.1, DGK)
Klostergasse
1542 Paffengasse (StaN Kreiner, Neuss III, S. 233) = vor 1586 Paffen gaß = 1811 ohne Benennung (Tafel 1, Grundriss) = heute Klostergasse (Tafel 1.1, DGK)
Kaysersgasse
1542 Keysers Gaiss (StaN B.01.05 Schöffenbuch II, S. 503) = (1580) Die Keisersgass ist gemeinde [d. h. gehört zur Stadtgemeinde] bei der Frauenkirchen [Marienkapelle] (Lau, S. 3 Anm. a). Anfang des 19. Jahrhunderts überbaut (Zur Deutung des Namens: Habel, S. 166)
Hamtorwall
1545 an der Stadtmauer (ebd., S. 128) = 1811 Auf’m Wall (Tafel 1, Grundriss) = nach 1821 Wall (zwischen Niedertor und Hamtor) (Tafel 6, Stadtplan nach 1821) = vor 1909 Hamtorwallstraße (Tafel 9, Stadtplan um 1909) = heute Hamtorwall (Tafel 1.1, DGK)
Peter-Wilhelm Kallen-Straße
1577 Gasthaußgasse (LAV NRW R N Jesuiten Urk 41) = 1811 Kallegass (Tafel 1, Grundriss) = nach 1821 Kallengasse (Tafel 6, Stadtplan nach 1821) = seit 1979 Peter-Wilhelm-Kallen-Straße (Tafel 1.1, DGK Kallengasse)
Hessenstraße
1340 Drenckstege (StaN Kreiner, Neuss III, S. 233)_ =_ 1522 Drencksteg (ebd., S. 234) = vor 1586 unbenannte Straße von der Oberstraße zur Trankgassenpforte (Tafel 4, Braun/Hogenberg) = 1680 Trankgassenpforte (StaN A.01 Urk 600) = 1787 ohne Benennung eingezeichnet (Chehab, S. 45) = vor 1892 Hessenstraße (Adressbuch der Stadt Neuss 1982) = heute verbindet die Hessenstraße Oberstraße und Hessentordamm (Tafel 1.1, DGK)
Vogteigasse
Vor 1586 ohne Benennung eingezeichnet (Tafel 4, Braun/Hogenberg) = 1950 Vogteigasse (StaN 01.01 Rat Beschluss v. 25.10.1950)
Niederwallstraße
1811 Wallstras (Tafel 1, Grundriss) = nach 1821 Niederwallstr. von der Niederstraße über den Viehmarkt (heute Neumarkt) bis zur Wallstraße, die in die Rheinstraße mündete (Tafel 6, Stadtplan nach 1821) = heute durchgehend Niederwallstraße bis zum Burggraben (Tafel 1.1, DGK)
Stiftsgasse
1811 ohne Benennung eingezeichnet (Tafel 3, Commune Neuss 1811) = 1950 Stiftsgasse (StaN 01.01 Rat Beschluss v. 25.10.1950; Tafel 11, Stadtplan 1957)
Quirinusstraße
Nach 1892 neu angelegte Quirinusstraße. Sie verläuft als Verlängerung der __Rheinstraße durch den ehemaligen Stiftsgarten im aufgehobenen Immunitätsbezirk von St. Quirin zum damaligen Stiftsplatz nördlich des Quirinusmünsters (vgl. Tücking, Einrichtungen, S. 312f.) = heute Quirinusstraße (Tafel 1.1, DGK)
Jesuitenhof
1910 Verbindung zwischen Oberstraße und Mühlenstraße auf dem alten Gelände der Firma Thywissen (StaN 01.01 Rat Beschluss v. 26.4.1910;Tafel 11, Stadtplan 1957)
Sebastianusstraße
Nach 1950 entsteht sie als Schneise zwischen dem ehemaligen Vinckenhoff (Tafel 4, Braun/Hogenberg) (heute Hamtorplatz) und dem Glockhammer (StaN B.01.01 Rat Beschluss v. 25.10.1950) = heute Sebastianusstraße zwischen Hamtorplatz und Glockhammer (Tafel 1.1, DGK)
Kastellstraße
1950 Verbindung zwischen Viehmarkt und Niederstraße (StaN 01.01 Rat Beschluss v. 25.10.1950; Tafel 1.1, DKG)
An der Münze
1954 Verbindung von Oberstraße und Hymgasse (StaN 01.01 Rat Beschluss v. 6.10.1954; Tafel 1.1, DGK)
Am Konvent
1969 Verbindung von Viehmarkt und Glockhammer (StaN 01.01 Rat Beschluss v. 12.5.1969; Tafel 1.1, DGK)
Rheinwallgraben
1970 Schneise von der Hafenstraße über den ehemaligen Viehmarkt zur Rheinstraße (StaN 01.01 Rat Beschluss v. 21.5.1970; Tafel 1.1, DGK)
Am Stadtarchiv
1977 Zwischen der Oberstraße und der Stadtmauer östlich des Obertors (StaN 01.01 Rat Beschluss v. 25.2.1977; Tafel 1.1, DKG)
An der Synagoge
1988 Verbindung zwischen Michaelstraße und Promenadenstraße (StaN 01.01 Rat Beschluss v. 10.6.1988)
Am Kehlturm
1992 Verbindung zwischen Oberstraße und Hessentordamm (StaN 01.01 Rat Beschluss v. 27.3.1992)
Straßen im Burgbann
Aufgelistet werden hier die im Burgbann (III 4) vor 1798 nachweisbaren Straßen und Wege sowie die auf der Karte der Commune Neuss 1811 (Tafel 3) ursprünglich eingezeichneten Namen, von denen anzunehmen ist, dass sie schon vor der Beseitigung der alten Stadtverfassung existierten. Dortige spätere Nachträge werden daher nicht berücksichtigt.
Augustinusstraße, Kölner Straße, Bonner Straße
1351 up der Hoger (StaN Kreiner, Topographie des äußeren Neusser Burgbanns, S. 5) = 1371 Hoherstraisse (Brandts, Falkenstein 304) = 1378 platea dicta Hogstraten (ebd. 352) = 1541 bei der Mühle der Äbtissin neben der Hoeghstrassen (Brandts, Selikum 61; V 4 Mühlen) = 1811 Grande route de Neuss à Cologne (Tafel 3, Commune N 1811) = heute Augustinusstraße, Kölner Straße, Bonner Straße auf der Trasse der ehemaligen Römerstraße (zum Verlauf Tafel 2.1, TK 25)
Grüner Weg
1371 am grünen Weg (Brandts, Falkenstein 304) = 1811 Grünenweg (Tafel 3, Commune Neuss 1811) = heute Grüner Weg (Tafel 11, Stadtplan 1957)
Plankstraße
1393 Plankpfad (StaN Kreiner, Topographie des äußeren Neusser Burgbanns, S. 17, 218) = 1811 Plankpfad (Tafel 3, Commune Neuss 1811) = heute Plankstraße (Tafel 11, Stadtplan 1957)
Jülicher Landstraße
1494 Acherweg (StaN Kreiner, Neuss III, S. 206) = 1811 Aachen Straße (Tafel 3, Commune Neuss 1811) = heute Jülicher Landstraße (Tafel 11, Stadtplan 1957)
Holzheimer Weg
1347 via ad villa Holcheim (Brandts, Falkenstein 168) = 1494 Holzheimer Weg (StaN Kreiner, Neuss III, S. 207) = 1507 Holtemer Weg (Brandts, Falkenstein 695) = 1683 Holzheimer Weg (Brandts, Selikum 84) = 1811 Chemin Holzheimer Strass (Tafel 3, Commune Neuss 1811) = heute Holzheimer Weg (Tafel 11, Stadtplan 1957)
Glehner Weg
1489 Gelehener Weg (Brandts, Falkenstein 651) = 1811 Chemin Gelehner Strass (Tafel 3, Commune Neuss 1811) = heute Glehner Weg (Tafel 11, Stadtplan 1957)
Büttger Straße
1420 Weg nach Büttgen (Brandts, Falkenstein 501) = 1465 Büttger Weg (ebd. 591) = 1514 Büttger Straße (ebd. 721) = 1811 Chemin de Budgen a Neuss (Tafel 3, Commune Neuss 1811) = heute Büttger Straße (Tafel 11, Stadtplan 1957)
Grefrather Weg
1531 Grefrather Weg (StaN Kreiner, Neuss III, S. 207) = 1811 Chemin Grefsrascher [!] weg (Tafel 3, Commune Neuss 1811) = heute Grefrather Weg (Tafel 11, Stadtplan 1957; Tafel 1.1, DGK)
Kamberger Weg
1539 Kamberger Weg (StaN Kreiner, Neuss III, S. 207) = heute Kamberger Weg
Eselspfad
1604 Eselsweg (StaN Kreiner, Neuss III, S. 207) = 1811 Chemin d’Esselspfad (Tafel 3, Commune Neuss 1811) = heute Eselspfad (Tafel 11, Stadtplan 1957)
Weißenberger Weg
1717 Weißenberger Pfad (StaN Kreiner, Neuss III, S. 218) = 1811 Chemin Weisenberger weg (Tafel 3, Commune Neuss 1811) = heute Weißenberger Weg (Tafel 11, Stadtplan 1957; Tafel 1.1, DGK)
Krefelder Straße
1811 Grande route de Creveld à Neuss (Tafel 3, Commune Neuss 1811) = heute Krefelder Straße (Tafel 11, Stadtplan 1957; Tafel 1.1 DKG)
Gnadentaler Weg
1323 Weg nach Gnadendall (Brandts, Falkenstein 61) = 1811 Chemin Gnadenthaler weg (Tafel 3, Commune Neuss 1811) = heute ist nur noch ein kurzer Abschnitt des Gnadentaler Weges vorhanden (Tafel 11, Stadtplan 1957)
Berghäuschensweg
1811 Chemin Berghausger weg (Tafel 3, Commune Neuss 1811), wohl identisch mit dem 1445 und 1507 erwähnten zur Stegmühle (V 4) verlaufenden Stegemolenre wech (Kreiner, S. 458) bzw. Stege mullen wegh (Brandts, Falkenstein 695 = 1507). Dass dieser der 1351 genannte stede muller wegh ist (ebd. 189), vermutet Kreiner, S. 402 = heute Berghäuschensweg (Tafel 11, Stadtplan 1957)
2. 5 Plätze
Neumarkt
1211 forum Pecorum (Lau II 3) = 1318 Vehemarkt (Brandts, Falkenstein 41) = 1495 Viehmarkt (StaN Kreiner, Neuss III, S. 234) = 1811 Viehmarkt (Tafel 1, Grundriss); als solcher bis 1895 benutzt (Engels, S. 136). Der nach Südosten verlagerte Teil des ehemaligen Viehmarkts heißt heute Neumarkt (Tafel 1.1, DGK).
Markt
(1255/59) forum rerum venalium (Lau II 1 = die gefälschte, wohl Mitte des 13 Jahrhunderts entstandene Urkunde Erzbischof Annos II.) = 1313 am Ende des Marktes zu Neuss, wo man nach dem Judenstege geht (Brandts, Falkenstein 16) = 1373 op dem Marte (ebd. 69) = 1811 aufm Marckt (Tafel 1, Grundriss) = heute Markt (Tafel 1.1, DGK)
Fischmarkt
1426 forum piscarium (der untere Teil des Marktes) (StaN A.02 Klarissenkloster Urk 131)
Freithof
1269 cimiterium (LAV NRW R N Gnadental Urk 5) = 1367 St. Quirins Kirchoff (Brandts, Falkenstein 283) = 1787 Friedhoff (Schmitt, S. 174f.) = 1811 alte Kirchhof (Tafel __1, Grundriss) = nach 1821 Münsterplatz = ab 1930 (historisch unzutreffend) Freithof (Tafel 1.1, DGK; II 2 Friedhöfe)
Münsterplatz
1352 atrium nussiense (StaN A.01 Schöffenurkunden Karton 37, 1352 XI 5; zu seiner Funktion als ältester Marktplatz vgl. Lau, S. 112*) = 1501/02 Vrithof (ebd., S. 420) = 1598 Friedhof (StaN Kreiner, Neuss III, S. 226) = 1811 Freithoff (Tafel 1, Grundriss) = heute Münsterplatz (Tafel 1.1, DGK)
Hamtorplatz
1783 Hamtorplatz (StaN Kreiner, Neuss III, S. 228) = 1811 Hamportzerplatz (Tafel 1, Grundriss) = nach 1821 Hamthorenplatz (Tafel 6, Stadtplan nach 1821) = heute Hamtorplatz (Tafel 1.1, DGK)
Platz der deutschen Einheit
1989
Platz der deutschen Einheit zwischen Oberstraße und Stadtmauer (StaN B.01.01 Rat Beschluss 14.4.1989)
2. 5 Gebäude
Rathaus
1320 domus communis scabinorum et consulum Nussiensium, que vulgariter der burger huys nuncupatur (Lau II 22). Das Rathaus lag an der Ecke Markt/Krämerstraße (Tücking, Neuss, S. 360f.). Dort dürfte sich das 1244 bezeugte archivum publicum Nussie (IV 11 Stadtarchiv) befunden haben. 1382 der steide huis = 1383 raethuis = 1594 Rait- oder Burgerhaus (Lau II 73f., 189).1586 wird das Rathaus durch Brand zerstört (II 2 Brände). Provisorischer Sitz der Stadtverwaltung wird die Stadtschreiberei an der Krämerstraße (Tücking, Neuss, S. 130)
1628-38 Errichtung eines siebenachsigen dreistöckigen Neubaus im Barockstil an der Westseite des Marktes, für den schon 1579 das Grundstück des Hauses „Zur Hege“ erworben worden war. Dort war vor 1586 mit einem dann zerstörten Neubau begonnen worden (ebd., S. 130, 361; Wisplinghoff I, S. 661f.)
1789-94 Umbau der Außenseite durch C. Hermkes im klassizistischen Stil. 1892 umfassende Restaurierung (Clemen, S. 97f.). Nach Kriegszerstörung 1950-54 Neubau an gleicher Stelle, Architekt Fritz Fasbender (Neuss im Wandel, S. 345, 347; J. Metzdorf, „Zeichen kraftvollen Selbstbewusstseins“. Zur Fertigstellung d. Neusser Rathauses. In: Novaesium 2004, S. 49-66)
Gewandhaus, Kaufhaus
1211 schenkt Erzbischof Dietrich der Stadt eine halla, möglicherweise das spätere Gewandhaus (Lau II 3)
(1330) domus pannicidarum am Büchel in städtischem Besitz (Lau II 27). In das Gewanthuis mussten die Mitglieder des Wollenamts ihre gewebten Tücher zur Prüfung bringen (Lau II 124)
Im 15. Jahrhundert scheint ein neues Gewand- oder Kaufhaus hinter der Stadtwaage am Markt errichtet worden zu sein. 1532 als Koufhuis bi dem Marte erwähnt. Das alte Gewandhaus am Büchel wurde als Fleischhalle oder Schlachthaus sowie als Zeughaus und Baumateriallager benutzt. 1586 zerstört (Lau II 144; S. 78*, 97*, 113*)
1549-51 Neubau eines Kaufhauses an gleicher Stelle am Markt auf erweitertem Grundstück. 1551 Bestellung eines Kaufhausmeisters. Nutzung auch als Leinentuchmarkt sowie für Festlichkeiten (ebd., S. 113* Anm. 10, 140*). 1586 zerstört, Wiederaufbau seit 1597 (Wisplinghoff I, S. 383f.; Huck, Neuss I, S. 88-92; Clemen, S. 99f.). 1605, 1646 und 1671 Erlass von Tuchhallenordnungen (Lau II 199).
1790 wird dem Rat auferlegt, das dasige Kaufhaus zu einem ordentlichen Waaren-Lager wieder empor zu bringen (ebd. 249 § 104). In der französischen Zeit Nutzung als Materialdepot und als Unterkunft für Kriegsgefangene (Wisplinghoff II, S. 40)
1832 wird der untere Teil als Fruchtspeicher eingerichtet, der Saal im oberen Stockwerk war 1830/31 als städtischer Fest- und Versammlungssaal ausgebaut worden. Abbruch 1909 (Lau, S. 113* Anm. 10; Engels, S. 127, 204, 342; Neuss im Wandel, S. 281)
Fleischhalle
1333 macellum (StaN A.01 Urk 6) = 1335 fleischalle (Brandts, Falkenstein 112; vgl. auch Nr. 374). Sie lag an der Südseite des Marktplatzes (Tücking, Neuss, S. 363)
1422 macellum opidi Nussiensis circa cimiterium (Lau, S. 113* Anm. 11)
Ende des 16. Jahrhunderts Nutzung des alten Gewandhauses am Büchel als Fleischhalle (ebd., S. 78*)
Vor 1669 Errichtung einer neuen Hallen, wo auch Stadtfremde schlachten müssen (ebd. II 232)
(1830) Errichtung eines städtischen Schlachthauses in der Brückstraße, 1865 an das Hessentor verlegt (Neuss im Wandel, S. 411; Tafel 7, Stadtplan 1873; Tafel 8, Industriegebiet 1908, dort als Viehhof bezeichnet)
1905 Errichtung eines modernen Schlachthofs an der Blücherstraße (VB 1913-1924, S. 94-99; Tafel 8, Industriegebiet 1908; Tafel 9, Stadtplan nach 1909; Tafel 10, Stadtplan 1925; Tafel 11, Stadtplan 1957)
Stadtwaage
1382 amme Kirchhove tegen dat Wagehuys to Nuysse (Lau, S. 113* Anm. 1)
1461 in foro Nussiensi prope Libram (ebd.) = 1811 Stadtswag (Tafel 1, Grundriss)
Die genaue Entstehungszeit ist unbekannt. In der Waage wurden die akzisepflichtigen Waren gewogen; häufig wurde sie an die Akzisepächter verpachtet. Es gab mehrere Waagen unter anderem für Fett und für Wolle (Lau, S. 116* Anm. 8; Wisplinghoff I, S. 384f.; Huck, Neuss I, S. 92-95; III 2 Akzise).
1832/33 wird das verfallene Gebäude abgerissen, an seiner Stelle eine neue Markthalle errichtet, 1957 abgerissen (Engels, S. 185)
Münze
1501/02 werden Reparaturen an der zwischen Markt und altem Friedhof gelegenen Münze durchgeführt (Lau III 1, S. 378; Tücking, Neuss, S. 363)
1586 wird das Gebäude zerstört, das Grundstück 1598 veräußert (ebd.)
Brothalle
1532 over den Marte lanx die Broithalle (Lau II 143)
1579 trifft der Amtsbrief der Bäcker Bestimmungen über die Verteilung und die Instandhaltung der benk an der Brothallen (ebd. 186, Nr. 10)
2. 6 Rechtsdenkmäler
Gerichtsstätten
Das Schöffengericht tagte unter dem Vorsitz des Schultheißen in dem neben dem Saalhof des Erzbischofs (II 1 Burg) gelegenen Dinghaus.
1546 ist Erzbischof Hermann von Wied im Dinkhuis erschienen und hat durch seinen Schultheiß dat gericht behegt (Lau II 163)
1597 wird nach dem Verfall des Saalhofs auf dessen Boden das neue Vogt- und Dinghaus errichtet, in dem das Gericht nunmehr unter dem Vorsitz des Vogtes tagt (Tücking, Neuss, S. 97f., 128)
Pranger
Ein Pranger oder Kax zur Bestrafung unehrenhaften Verhaltens ist seit dem 15. Jahrhundert bezeugt (Lau I 3)
1532 findet am Geschworenen Montag der Umritt von Schultheiß, Schöffen und Rat sowie dem Stadtsekretär up dem Marte lanx dem kaixs statt (Lau II 143)
1594 wird anstelle des beim Stadtbrand von 1586 zerstörten Prangers ein neuer errichtet.
1625 wird ein steinerner Kax gebaut, den man 1666 erneuern muss (Tücking, Neuss, S. 235 Anm. 776, 236; Wisplinghoff I, S. 537f.))
Rollhäuschen
1714 schafft die Stadt ein eisernes Rollhäuschen – vermutlich ein drehbarer Käfig - denen bößen zum abschrecken an (StaN B.01.01 Rat 1714-1724 fol. 18)
Richtstätten
1467 wird die rota temporalis iudicii vor dem Rheintor in der Nähe des Siechenhauses (IV 6) erwähnt. Dort wurden Rechtsbrecher auf dem Rad oder mit dem Schwert hingerichtet (Lau, S. 44* Anm. 3)
1552 wird der Galgen vor dem Obertor auf dem Galgenberg, einer künstlichen Sanderhöhung, neu erbaut. Das hölzerne Galgengerüst musste des Öfteren erneuert werden. Ausgrabungen förderten Fundamentreste und Skelette zutage (J. Auler, Richtstätten d. ausklingenden Mittelalters u. d. frühen Neuzeit im Fokus moderner Archäologie. In: DJb 74, 2003, S. 315f.; Wisplinghoff I, S. 535, vgl. Tafel 3. Commune Neuss 1811, Galgenbergsweg)
Gefängnis
1343 erwähnt eine städtische Zusammenstellung von Übergriffen des Schultheißen, dass dieser einen Mann in vincula domini … archiepiscopi et opidi geführt habe (Lau II 44). Der Ort wird nicht angegeben.
Als Gefängnis für Schwerbrecher dienten die Stadttürme, leichtere Vergehen wurden unter anderem im Kälberstall beim Rathaus geahndet (Tücking, Neuss, S. 235f.; Lau, S. 43*; II 4 Türme; vgl. zu den Rechtsdenkmälern auch die Übersicht bei H. G. Hüsch, Das Strafrecht in Neuß zwischen 1074 u. 1794, jur. Diss. Köln 1956, S. 111-120). In der französischen Zeit gab es in Neuss eine maison de depôt, in der man von Krefeld nach Köln transportierte Gefangene unterbrachte. 1812 erfolgte ein Neubau (Wisplinghoff II, S. 23; LAV NRW R Roerdep. 2111 fol. 5; 2228 IV S. 177).
2. 7 Größe des umwehrten Areals in ha
ca. 30,8 ha; Südost-Nordwest-Ausdehnung (Obertor-Niedertor) ca. 1050 m, West-Ost-Ausdehnung (Hamtor-Hessentor) ca. 480 m (vgl. Tafel 1, Grundriss)
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Müller, Klaus, Rheinischer Städteatlas Neuss. Teil 2: Topographie, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-neuss.-teil-2-topographie/DE-2086/lido/5c89095c8160e7.86605095 (abgerufen am 19.08.2024)