Die Orgeln im Dom zu Speyer

Der Dom zu Speyer beherbergt zwei einzigartige Orgeln. Im Jahr 2008 wurde die Orgel auf dem Königschor fertig gestellt, drei Jahre später die Orgel auf der Westempore. Erbauer beider Instrumente ist die 1885 gegründete Orgelbauwerkstatt Romanus Seifert & Sohn aus Kevelaer (Niederrhein). Ermöglicht wurde das Projekt durch eine großzügige Spende der Unternehmerfamilie Quandt.

Für die große Hauptorgel komponierte der Architekt Gottfried Böhm in enger Zusammenarbeit mit der Orgelbauwerkstatt in der Nische der Westempore eine in vier Tiefenebenen gestaffelte, asymmetrisch nach rechts abfallende Pfeifenlandschaft. Die große Orgel hat 5.496 Pfeifen, die sich auf 83 Register auf vier Manualen und Pedal verteilen. Die größte Pfeife mit einer Länge von fast 10 Metern ist das große C des Contrabass 32‘ (16 Hertz). Diese Orgel vereint in sich viele über Jahrhunderte erworbene Errungenschaften des Orgelbaus, technisch wie klanglich. Mechanische, elektropneumatische und elektrische Komponenten ermöglichen dem Spieler eine sensible Kontrolle, Computertechnik erlaubt ihm mittels Spielhilfen das nahezu unbegrenzte natürliche klangliche Potential der Orgel optimal auszuschöpfen.

Das Klangkonzept hat deutliche Bezüge zur Orgelbautradition der Regionen Pfalz und Süddeutschland wie auch zum Nachbarland Frankreich. Dazu gehören zunächst als Grundlage die vollständig ausgebauten Prinzipalchöre auf 32-, 16- und 8-Fuß-Basis, die aufgrund ihrer vokalen Intonation sehr klar in den 110 Meter langen Kirchenraum sprechen. Der regional verankerte Charakter zeigt sich auch in der großen Zahl an Flöten-, Streicher- und Zungenstimmen, die sich aufgrund ihres ausgeprägten Obertonspektrums durch hohe Mischfähigkeit auszeichnen. Stilistisch wird mit dieser orchestralen Ausrichtung eine Brücke zwischen Barock und Romantik gebaut. Damit hat das Instrument über die klassischen Klangbilder hinaus auch eine besondere Befähigung zur symphonischen Orgelmusik.

Die in einem Eichenholzgehäuse stehende kleinere Orgel auf dem Königschor wurde dezent zwischen zwei Pfeiler positioniert. Die Klanggestaltung der Orgel auf dem Königschor ist ebenfalls vielfältig angelegt, orientiert sich aber, trotz der historischen Bezüge, nicht an einem direkten Vorbild. Eine Besonderheit sind fünf mitteltönig gestimmte Register, die ein eigenständiges Werk im Instrument bilden. Damit eröffnet sich die Möglichkeit, früheste Orgelkompositionen aus der viele Jahrhunderte umfassenden Tradition der Kirchenmusik im Speyerer Dom authentisch wiederzugeben.

Der andere Klangbereich dieser Orgel basiert auf den klassischen Prinzipien des süddeutschen Orgelbaus mit seiner Palette an fein differenzierten Grundstimmen, ergänzt durch ein dynamisch sehr effektives Schwellwerk mit seinen ausdruckstarken Zungenstimmen in der Bauweise der elsässischen Orgelbauerfamilie Callinet (1. Hälfte 19. Jh.). Die ausgeklügelte Steuerung der Schwelljalousien lenkt den Klang wahlweise in das Seitenschiff, auf den Königschor oder in den ganzen Dom. Das dreimanualige Instrument hat 2.410 Pfeifen, die sich auf 38 Register verteilen. Auch diese Orgel ist mit modernen Spielhilfen ausgestattet.

Beide Instrumente, die Orgel auf dem Königschor und die Orgel auf der Westempore, sind eigenständige Persönlichkeiten, können aber dank Doppeltrakturen (mechanisch und elektrisch) auch zusammen gespielt werden.

Weitere, detaillierte Informationen gibt es auf den Seiten der dommusik-speyer.de